Das Storage-Jahr 2025: Ein letzter Blick zurück
2025 prägten IT-Entscheidungen unter Betriebs-, Kosten- und Abhängigkeitsdruck. Cyber-Resilienz gewann an Gewicht, von nachweisbarer Wiederherstellbarkeit bis zu Immutable-Backups, Recovery-Design sowie Cloud- und SaaS-Risiken. Im Fokus stand die digitale Datensouveränität. Der Rückblick zeigt die meistgeklickten Beiträge und die Favoriten der Redaktion im Storage-Jahr 2025.
Karl Fröhlich, speicherguide.de2025 lässt sich in der IT gut als Jahr der »Betriebsreife« beschreiben. Viele Themen, die zuvor gern als Vision verkauft wurden, landeten nun im Maschinenraum und mussten unter Budget-, Risiko- und Betriebsbedingungen funktionieren. Das zeigte sich besonders deutlich bei der Virtualisierung. Plattformentscheidungen wurden weniger als Technologiewahl diskutiert, sondern als Kosten- und Abhängigkeitsfrage, inklusive Migrationspfaden, Tooling, Betriebsmodell und der unbequemen Detailarbeit, die erst im Alltag sichtbar wird.
Parallel dazu rückten Backup und Recovery noch stärker in Richtung Cyber-Resilienz. »Sicherung« reicht als Begriff kaum noch aus, weil es zunehmend um nachweisbare Wiederherstellbarkeit, saubere Trennung von Backup-Domänen, unveränderliche Kopien und getestete Notfallabläufe ging. In vielen Umgebungen war 2025 das Jahr, in dem Restore-Tests, Recovery-Ziele und Prozessdisziplin plötzlich denselben Stellenwert bekamen wie Kapazität und Performance. Das passt zur generellen Sicherheitslage, die weiter von Ransomware, Identitätsangriffen und Risiken über Drittparteien geprägt blieb, während Cloud- und SaaS-Sicherheit wegen Komplexität und Verantwortungsgrenzen oft eher schwieriger als einfacher wurde.
KI war 2025 dabei nicht mehr nur ein Innovationslabel, sondern ein Infrastruktur- und Datenthema. Sobald GenAI oder Analytics produktiv werden sollten, standen Datenpfade, Latenzen, Skalierung, Datenqualität, Governance und Kostenmodelle im Vordergrund. Praktisch hieß das, dass Storage-Architekturen wieder stärker nach Workload-Mustern entworfen wurden, Hot- und Cold-Daten sauberer getrennt werden mussten und das Datenmanagement als Disziplin an Bedeutung gewann, weil ohne Klassifizierung und klare Zuständigkeiten jede »KI-Strategie« schnell zum teuren Bastelprojekt wird.
Ein weiterer roter Faden war Regulierung als Planungsrahmen. In Europa prägten 2025 vor allem die schrittweise wirksam werdenden Anforderungen rund um den AI Act, die operative Resilienz im Finanzsektor durch DORA sowie nationale Umsetzungen im Umfeld von NIS-2 die IT-Agenda. Das wirkte weniger spektakulär als neue Produkte, hatte aber sehr konkrete Folgen für Dokumentation, Risikomanagement, Lieferantenbewertung, Sicherheitsmaßnahmen und Auditierbarkeit. Gleichzeitig gewann das Thema Datensouveränität an Gewicht, nicht als Ideologie, sondern als Reaktion auf Rechts- und Abhängigkeitsfragen in Plattformen, Cloud-Diensten und Sicherheitslieferketten.
Themenausblick auf das IT-Jahr 2026
Mit Blick auf 2026 zeichnen sich drei Ausblick-Themen ab, die 2025 schon sichtbar waren, aber erst im Folgejahr richtig »programmatisch« werden dürften. Post-Quantum-Kryptografie wird aus der Theorie in Migrationspläne rutschen, inklusive der Inventarisierung kryptografischer Abhängigkeiten und priorisierter Umstellungen, weil solche Projekte mehrjährig sind und nicht auf Zuruf funktionieren.
Energieeffizienz wird stärker zur Architekturvorgabe, weil KI-Compute und wachsende Datenmengen jede Watt-Debatte sehr real machen, auch in mittelgroßen Rechenzentren. Zudem bleiben Lieferketten- sowie Komponentenmarkt-Effekte ein Einflussfaktor, weil sich Nachfrage in Richtung KI-tauglicher Hardware verschiebt und damit Preise, Verfügbarkeit und Refresh-Zyklen bei Storage, Memory und Server-Plattformen stärker schwanken können, als es klassische Planungstabellen gern hätten.
speicherguide.de im Storage-Jahr 2025
Nach unserer Rückkehr auf die eigene Webseite im Sommer 2024 sind wir gut ins Jahr 2025 gestartet. Das galt sowohl für die Reichweite bei unseren Lesern als auch für die geschäftliche Seite. Mit dem Amtsantritt der neuen US-Regierung zeigte sich jedoch relativ schnell, dass das Marketing-Engagement nahezu aller US-Hersteller zurückging und im Kern bis heute niedrig blieb. Gleichzeitig nahm auch die allgemeine Nachfrage ab, was erfahrungsgemäß meist sinkende Werbeaktivitäten nach sich zieht. Zudem muss man sagen: Die Lage war schon vorher schwierig. Fast alle Verlage waren in den vergangenen rund zwei Jahren mit der Geschäftslage nicht wirklich glücklich.
Wahrscheinlich hat unsere stetige Aufforderung zu mehr Unabhängigkeit von US-Lösungen hier nicht geholfen. Mit Zöllen und Drohungen wirkt die US-Regierung als klarer Hemmschuh und bremst Geschäfte aus. Ehrlich gesagt hätte ich mir von der IT-Branche mehr Gegenwehr erwartet. Viele große US-Anbieter wirken eher passiv, teilweise sogar feige, und hoffen auf bessere Zeiten.
Ich persönlich glaube nicht, dass es 2026 unverändert so weitergehen kann. Irgendwann wird man aktiv eine Trendwende einleiten müssen. Eine Abkehr von US-Produkten ist eine strategische Entscheidung, die in der Regel über Jahre Bestand hat. Das kann niemand ernsthaft wollen. Umso gespannter bin ich, wie sich das neue Jahr entwickeln wird.
Die All-Time-Top-3-Artikel 2025
Das Ranking der All-Time-Top-3-Artikel sieht erstmals anders aus als in den Vorjahren. Unsere bisherigen Dauerbrenner (SAS oder SATA und Welcher RAID-Level für welche Anwendung?) tauchen dort nicht mehr auf. Vermutlich ordnet Google die Artikel nach unserer Rückkehr von it-daily noch nicht wieder korrekt ein.
Zudem ist zu sagen, dass es dieses Jahr regelmäßig punktuelle Ausreißer bei alten Artikeln gab. Wir vermuten, dass uns jemand immer wieder Spam-Zugriffe auf Beiträge aus 2014 und noch älter spendiert hat. Anders können wir es uns kaum erklären. Verdächtige Abrufe nehmen wir nicht in die Statistik auf.
Die All-Time-Top-3 und die besten Artikel im Jahr 2025:
Die All-Time-Top-3-Artikel sind heuer auch die besten Beiträge 2025. Sie bilden damit auch den Trend ab, den wir für dieses Jahr identifiziert haben. Auch die weiteren Platzierungen passen ins Bild:
- Virtualisierungslösungen im Überblick
- Strategische und wirtschaftliche Vorteile durch On-Prem-Speicher
- Zusammenfassung: it-sa wächst auch 2025 unaufhörlich
- Ransomware: Effektiver Schutz und erste Hilfe für Betroffene
- Ohne Microsoft, ohne Europa: Gartner MQ sortiert Backup-Mark neu
- Backup für den Mittelstand – alles anders
Die Artikel-Favoriten der speicherguide.de-Redaktion
Mit über 480 Artikeln haben wir gegenüber den Vorjahren die Veröffentlichungsrate 2025 mehr als verdoppelt. Vielen Dank an dieser Stelle an die Kolleginnen und Kollegen für ihre tatkräftige Unterstützung.
Zu den Highlights gehören auch dieses Jahr die drei eMagazine, die wir herausgebracht haben. Und erneut haben wir einen Rekord erreicht: Unsere Sommerausgabe Storage für den Mittelstand kann die bisherige Bestmarke mehr als verdoppeln und kommt auf über 37.000 Aufrufe. Zudem schafft auch das Storage-Magazin Backup für den Mittelstand über 30.000 Aufrufe. Der aktuelle Einkaufsführer Storage läuft ebenfalls gut. Nach rund sechs Wochen ist die Ausgabe bereits fünfstellig.
- Storage-Magazin 03-2025: Storage für den Mittelstand
- Storage-Magazin 02-2025: Backup für den Mittelstand
- Storage-Magazin 01-2025: Einkaufsführer Storage
Erwähnenswert aus Redaktionssicht
Für Diskussionen sorgen vor allem Beiträge zur digitalen Souveränität, weshalb ich drei davon hervorheben möchte:
Risiko-Vorbehalt? Neue Bewertung nötig: Firmenchefs und IT-Leiter müssen die Abhängigkeit von US-amerikanischen IT-Anbietern in den Fokus rücken. Angesichts aktueller geopolitischer Entwicklungen und konkreter Eingriffe in IT-Dienste gilt zu prüfen, inwieweit Produkte und Services aus den USA noch bedenkenlos eingesetzt werden können. Die Empfehlung lautet: Vor dem Kauf ist eine eingehende Risikoanalyse mit Folgenabschätzung durchzuführen.
Aufgrund von Entlassungen durch die Trump-Administration geriet das EU-US-Datenschutzabkommen unter Druck. Für Unternehmen und deren IT-Abteilungen hätte dies erhebliche Folgen, denn unter anderem würden US-Cloud-Dienste zu einem Datenschutzrisiko. Gleiches gilt auch für Abo- und Pay-as-you-go-Modelle. Anscheinend sind Storage-Branche und -Kunden ein Kollateralschaden in einem größeren politischen Konflikt. Noch steht das Datenschutzabkommen, das Thema EU/USA: Storage/Backup-as-a-Service & Abomodelle vor dem Aus ist aber aktueller denn je.
In einer ZDF-Dokumentation analysieren Journalistin Angela Andersen und Nachrichtenlegende Claus Kleber die politischen und gesellschaftlichen Folgen der Nähe zwischen Tech-Milliardären und der Trump-Administration. Der Film beleuchtet, wie digitale Machtstrukturen demokratische Prozesse unter Druck setzen, ethische Standards unterlaufen und autokratische Strukturen schaffen. Wir fassen die Doku in unserem Beitrag Erschreckend: Einfluss von Tech-Eliten auf US-Politik zusammen.
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