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Ohne Microsoft, ohne Europa: Gartner MQ sortiert Backup-Mark neu

Ohne Microsoft, ohne Europa: Gartner MQ sortiert den Backup-Markt neuIm Gartner Magic Quadrant 2025 für Backup- und Data Protection-Plattformen verschieben sich die Marktgewichte: Druva steigt erstmals in den Leader-Quadranten auf, Microsoft wird nicht mehr gelistet. Der Fokus liegt auf SaaS-Modellen, Cyber-Resilienz, Hyperscaler-Support und integrierten Plattformstrategien. Europäische Anbieter fehlen erneut – ein Problem für IT-Abteilungen mit Datenschutz- und Compliance-Anforderungen.

Gartner legt seinen berühmt-berüchtigten »Magic« Quadranten für Datensicherungslösungen vor. In der Version 2025 wird er »Backup and Data Protection Platforms« betitelt. Vormals hieß er »Enterprise Backup and Recovery Software Solutions«.

Mit der Umbenennung möchten die Analysten der Entwicklung hin zu gehosteten BaaS-Modellen (Backup as a Service), konvergenten Plattformen und hybriden Multi Cloud-Speicherstrategien besser abbilden. Der Trend geht anscheinend hin zu integrierten Plattformen für Datenschutz, Recovery und Resilienz.

»…und Du bist raus«

Wie immer werden Methodik, Kriterien und Einschätzung diskutiert. Am härtesten trifft es wie immer aber diejenigen, die durch das Analysten-Raster fallen und gar nicht auftauchen. In der Version 2025 fehlen beispielsweise mit Acronis, Kaseya oder Datto prominente Namen komplett, auch Bacula aus der Open-Source-Welt taucht nicht auf.

Für Arcserve, OpenText oder Unitrends bleiben nur Nischenrollen. Microsoft fehlt offenbar wegen mangelndem Hyperscaler-Support, dessen Gewichtung bei der Bewertung angehoben wurde. Die Fehl-Liste lässt sich beliebig verlängern. Auch regionale Besonderheiten werden mit Blick auf globale Marktdurchdringung und Umsätze nicht berücksichtigt.

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Gewinner im Quadrat

Im Leader-Quadranten wird auch der Akquisition von Wettbewerbern Rechnung getragen. Dort etablieren sich weiterhin Commvault (mit Clumio und Appranix), Veeam (mit Kasten und Alcion), Rubrik (mit Datos.io und Igneous) und schließlich Cohesity (mit der Integration von Veritas NetBackup) mit breiter Marktdurchdringung.

Diese hat auch Dell im Leader-Quadranten vorzuweisen, doch fehle es nach Ansicht der Analysten an Innovationskraft und dadurch einer gewissen Rückstufung. Während das Kriterium eher als weiches eingeordnet werden muss, sprechen Umsatzzahlen als harte Fakten für sich und führt mit Druva erstmals einen 100-prozentigen SaaS-Anbieter in das Segment der magischen Marktführer.

Neu gelistet ist Huawei, was auf die zunehmende Verbreitung in APAC-Märkten hinweist, HYCU verbessert sich und mit IBM hält sich einer der letzten Dinos mit »not dead«-Emblem im Markt für Backup und Data-Protection.

Gartner-Einschätzungen im Leader-Quadranten

Cohesity (inkl. Veritas)

Cohesity wird 2025 erstmals zusammen mit Veritas als einheitliches Portfolio bewertet. Die Integration von Netbackup und Alta Data Protection erweitert den Workload-Support deutlich, insbesondere im Enterprise-Segment. Kritisch bleiben Überlappungen im Produktportfolio und eine noch nicht final geklärte Preisstrategie.

Cohesity bietet eines der umfassendsten Backup-Portfolios im Enterprise-Segment. Die Konsolidierung mit Veritas schafft Potenzial für Marktführerschaft, sofern die technische und kommerzielle Integration gelingt.

Commvault

Commvault bleibt technologisch breit aufgestellt und konnte mit neuen Produkten wie Cloud Rewind und der Erweiterung von Cleanroom Recovery punkten. Allerdings führt die Portfolio-Erweiterung auch zu erhöhter Komplexität und fragmentierter Benutzerführung. Kritik besteht weiterhin bei der Support-Qualität.

Commvault bietet hohe Funktionsdichte und umfassenden Workload-Support, leidet aber unter zunehmender Portfolio-Komplexität.

Dell Technologies

Dell verliert im MQ 2025 weiter an Boden. Das Portfolio besteht weiterhin aus mehreren Einzel-Tools (u. a. PowerProtect, Networker, DataDomain), die nicht zentral administriert werden können. Eine stärkere Cloud-Fokussierung fehlt.

Für Dell-affine Kunden bleibt die Data-Protection-Suite (DPS) relevant. In heterogenen IT-Umgebungen wirkt das Angebot jedoch fragmentiert.

Druva

Druva steigt 2025 erstmals in den Leader-Quadranten auf. Als einziges reines SaaS-Angebot kombiniert es einfache Bereitstellung mit wachsender Cyber-Resilienz und starker SaaS-Workload-Unterstützung. Begrenzter ist jedoch noch die Breite der Plattformunterstützung.

Druva positioniert sich als Cloud-native Alternative mit Fokus auf Sicherheit und Einfachheit. Die Entwicklung Richtung breiterem Workload-Support ist entscheidend.

Rubrik

Rubrik bleibt Spitzenreiter bei der Vision, verliert jedoch etwas im Bereich der Ausführung. Neue Funktionen wie Identity Recovery und GenAI (Annapurna) erweitern das Portfolio. Einschränkungen bestehen weiterhin bei Reporting und komplexen Recovery-Szenarien.

Rubrik entwickelt sich weiter zur Sicherheitsplattform mit starkem Fokus auf Automatisierung und Threat Hunting, bei begrenzterer Workload-Tiefe.

Veeam

Veeam führt weiterhin bei der Ausführung, verliert jedoch an Innovationskraft. Die Cloud-Abdeckung bleibt auf Azure begrenzt, und viele Sicherheitsfunktionen sind nur für das Core-Produkt verfügbar.

Veeam verfügt über ein etabliertes Kundenportfolio und hohe Akzeptanz, muss jedoch technologisch aufholen, insbesondere im SaaS- und Multi-Cloud-Umfeld.

Fehlende deutsche/EU-Anbieter im Gartner MQ 2025

Der Gartner Magic Quadrant 2025 für Backup- und Data-Protection-Plattformen zeigt einige markante Verschiebungen. Die MQ-Bewertung folgt damit dem Branchentrend zu Cloud-nativen, skalierbaren Datenschutzlösungen. Meint zumindest Gartner, und lässt eine diskutierende Branche zurück. Und wie immer gilt: Dabei sein ist alles.

Für deutsche IT-Abteilungen ergibt sich daraus eine schwierige Gemengelage: Mit der Konzentration auf US-Anbieter verfestigen sich strukturelle Abhängigkeiten, die im Kontext von Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Schrems II und der Diskussion um Cloud Sovereignty nicht zu unterschätzen sind. In vielen Fällen ist die Verarbeitung personenbezogener Daten durch Anbieter mit US-Bezug nur unter erhöhten technischen und organisatorischen Maßnahmen zulässig – sofern überhaupt.

Zudem setzt Gartner Schwerpunkte, die regionalen Anforderungen nicht gerecht werden: Hyperscaler-Integration, globale Umsatzanteile und Marktdurchdringung zählen stärker als differenzierte Datenschutzmodelle oder lokal adaptierte Compliance-Konzepte. Europäische Besonderheiten, wie Datenschutz-Folgenabschätzungen oder die technische Trennung sensibler Datenbereiche, finden keine Repräsentanz in der Bewertung.

Für deutsche (und europäische) IT-Entscheider bedeutet dies: Der MQ 2025 kann weiterhin als technischer Marktindikator dienen – muss aber kritisch gelesen werden. Wer sich an Gartner orientiert, sollte ergänzend eigene Anforderungen an Datenschutz, Compliance und Lieferkettensicherheit einbringen. Eine rein technische Bewertung greift hier zu kurz. Langfristig braucht es stärkere europäische Alternativen, wenn man digitale Souveränität ernst meint.


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