Erschreckend: Einfluss von Tech-Eliten auf US-Politik
In der neuen ZDF-Dokumentation analysieren Journalistin Angela Andersen und Nachrichtenlegende Claus Kleber die politischen und gesellschaftlichen Folgen der Nähe zwischen Tech-Milliardären und der Trump-Administration. Der Film beleuchtet, wie digitale Machtstrukturen demokratische Prozesse unter Druck setzen, ethische Standards unterlaufen und autokratische Strukturen schaffen.
Seit Januar blickt die Welt verwundert auf die USA und einer laut ZDF »Politik der Abrissbirne unter US-Präsident Donald Trump«. Traditionsbrüche, Stellungswechsel und Widersprüche, man weiß gar nicht worüber man sich zuerst wundern soll. Treibende Kräfte hinter der US-Regierung sollen auch verschiedene Tech-Größen sein. In der neuen ZDF-Dokumentation analysieren Journalistin Angela Andersen und Nachrichtenlegende Claus Kleber die politischen und gesellschaftlichen Folgen der Nähe zwischen Tech-Milliardären und der Trump-Administration.
Die am 22. Mai 2025 ausgestrahlte Dokumentation »Trump und das Silicon Valley – Staatsstreich der Tech-Oligarchen« ist im ZDF-Streamingangebot abrufbar. Im Zentrum des Films steht die Frage, wie die Nähe zwischen führenden Tech-Unternehmern und der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump die demokratische Grundordnung der USA beeinflusst. Die Autoren werfen einen kritischen Blick auf die Rolle von Akteuren aus dem Silicon Valley, die als »digitale Revolutionäre« ihre Vision eines technokratischen, marktdominierten Amerikas verfolgen – nicht selten mit autokratischen Zügen.
Digitale Macht, politisches Kalkül
Unter dem Schlagwort »Flood the Zone with Shit«, einem Zitat von Steve Bannon, analysiert die Doku die systematische Überforderung von Öffentlichkeit und Medien in einem politischen Klima permanenter Reizüberflutung. Während Journalisten und Institutionen um Einordnung ringen, agiert die politische Maschinerie der MAGA-Bewegung weitgehend ungehindert.
Angeführt von Vizepräsident JD Vance, soll ein Netzwerk aus Tech-Strategen und Digitalunternehmern gezielt Regulierungen abbauen. Ihr Ziel: uneingeschränkte Entwicklung in Bereichen wie Kryptowährungen, künstliche Intelligenz und Rohstoffausbeutung – unter dem Argument, andernfalls verliere man den globalen Wettlauf an China.
Die Dokumentation beleuchtet auch die dahinterliegende Ideologie: Für viele Silicon-Valley-Eliten gilt Demokratie als zu langsam. Statt breiter gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse bevorzugen sie unternehmerische Effizienz – idealerweise unter einem mächtigen, zentralen Führer. Ethik, Regulierung und öffentliche Debatten gelten dabei als störend.
Als Strippenzieher gilt Tech-Milliardär Peter Thiel, der sich anders als Elon Musk im Hintergrund hält. Kara Swisher, amerikanische Journalistin und Silicon-Valley-Insiderin, beschreibt im Beitrag die Theorien von Thiel als eher seltsam: »Eine Regierung ist überflüssig, die Demokratie ist ein Fehlschlag. Thiel glaubt, man muss sich entscheiden, entweder Freiheit oder Demokratie – was dem gesamten Ethos der Vereinigten Staaten widerspricht. Thiel will eine Tech-Führungsschicht, die alles entscheidet. Wenn Du smart bist, kommst Du nach oben, ansonsten liegst Du am Boden – eine Lord und Dienergesellschaft.«
Demokratie im Stresstest
Digital-Unternehmer Nick Pinkston: »Thiel möchte in seiner Welt weniger Leute, die Nein sagen dürfen. Weniger Demokratie, stattdessen Tech-Oligarchen, denen niemand mehr Fesseln anlegt. Das ist die optimistische Version – kann glauben wer will. Thiel sagt, wenn Technologie entfesselt wird, kommt der Fortschritt schneller.« Für Musk seit Politik ein Werkzeug, er denke laut Pinkston nicht strategisch. Thiel sei seiner Ansicht nach viel gefährlicher.
Mit dieser Haltung rückt das Silicon Valley nicht nur politisch in Richtung Autokratie, sondern stellt auch zentrale Werte westlicher Gesellschaften infrage. Dies ist umso verwunderlicher, da die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten Kamala Harris in der Region 80 Prozent der Stimmen einfuhr. Nun ist plötzlich alles anders. Der Film fragt deshalb, wie viel politische Macht privatwirtschaftlichen Tech-Konzernen eingeräumt werden darf – und ob der gesellschaftliche Gegenwind, insbesondere aus Europa, noch rechtzeitig kommt.
Zwischen Analyse und Warnung
Alles muss mit Hyper-Geschwindigkeit gehen, wie es der einstige Über-Unternehmer Musk vorgemacht hat. Innehalten, Nachdenken, gesellschaftliche Leitplanken sind für die Tech-Oligarchen bloß Hindernisse. Ethik und moralische Bedenken – etwa gegen Eugenik, Optimierung des menschlichen Erbguts – sind aus ihrer Sicht etwas für Feiglinge. Die westliche Welt soll die altmodische Abneigung gegen autokratische Führer überwinden. Denn Demokratie erscheint vielen Silicon-Valley-Unternehmern als zu langsam. Sie wollen die USA führen wie ihre Unternehmen – unter einem machtvollen Anführer.
USA wandelt sich von der Demokratie zum Überwachungsstaat
Mit einem Trick hat sich DOGE die bis dato getrennten Daten der US-Regierung über ihre Bürger zusammengerafft. »Musk und seine Leute haben erkannt, dass die Digitalagentur aus Obama-Zeit Zugang zu allen Regierungs-Servern hat«, erklärt Curtis Yarvin, rechtslibertärer Philosoph. »Sie haben den Laden geschluckt, nannten ihn DOGE und haben sämtlichen Behörden den Geldfluss abgewürgt. Das war ein totaler Hack.«
Zudem war es ein entscheidender Schritt zum alles erfassenden und allwissenden Staat. »Es gab kein Gesetz, keine Debatte, kein Skrupel«, erklärt Kleber im Beitrag. Wenn das große Erwachen kommt, wird es zu spät sein. Es ist nicht so, dass das niemand gesehen hätte, aber niemand habe gehandelt und sich der Trump-Maschine in den Weg gestellt. Der Kongress hat allen Personalentscheidungen des Präsidenten zugestimmt. Diese sei nun fest in den Händen von Trump und seinen Sponsoren.
In den USA regt sich zwar der Unmut und nicht zuletzt ist Trump laut CNN der unbeliebteste US-Präsident seit 70 Jahren. Noch hat sich aber kein Widerstand formiert. Mahner aus Medien, Universitäten und NGOs blicken stattdessen hoffnungsvoll nach Europa – dort soll ihr Amerika ein Vorbild finden.