Blödsinn!?

Nachdem der Doc Storage sich berufen fühlte, auf Claudias Beiträge mit Widerrede zu reagieren, will sie hiermit einen Dialog eröffnen. »Alles als Blödsinn zu bezeichnen, mag ja medienwirksam sein und auch kurzfristig unterhaltsam«, meint unsere Faktor-Mensch Kolumnistin Claudia Hesse. »Aber bietet es tatsächlich Mehrwert für unser Leben, Wachstum oder Wohlbefinden?«

Bild: Claudia HesseBild: Claudia HesseEs ist kein Blödsinn, dass viele Menschen heute überfordert sind mit der Geschwindigkeit in der digitalen Welt, der Arbeit und den Veränderungen.

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Es ist auch kein Blödsinn, dass ich mit vielen Menschen – auf diversen Leveln im Unternehmen – arbeite, die durch das Umfeld digitale Welt oft höchst angeschlagen sind – seelisch wie körperlich. Und das ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.

Claudia HesseClaudia HesseEs ist auch kein Blödsinn, dass viele Menschen Angst haben. Davor, in diesem Umfeld nicht bestehen zu können oder gnadenlos ersetzt zu werden.

Und es ist kein Blödsinn, dass sich Erschöpfung breit macht an allen Ecken und Enden und es viele Menschen satt haben, sich hinter Positionen, Macht, Zynismus, Shaming & Blaming und Office-Politik zu verstecken.

Soweit meine Beobachtungen. Die entstehen, wenn ich Menschen zuhöre.

Von daher – JA, der »Faktor« Mensch oder besser, die Notwendigkeit, UNS und Menschlichkeit wieder in den Mittelpunkt zu stellen, ist real. Weil uns viele Teile davon abhanden gekommen sind in Zeiten der Digitalisierung. Die Zahlen von Depression und Burnout sprechen Bände.

Hier meine Sichtweise:

1. Was Menschen tun, hat immer was mit ihnen selber zu tun, nicht mit mir. Wenn diese Beiträge dem Doc Storage so auf die Nerven gehen, dann kann ich nur den Tipp geben, mal genauer hinzuschauen, warum das denn der Fall ist. Ich könnte nur spekulieren – das lasse ich, ich frage lieber nach.

2. Alles als Blödsinn abzutun, ist einfach. Ein Mittel, dass in der Politik zur Genüge verwendet wird und Kommunikation verhindert, statt einen Dialog zu öffnen. Und genau da fängt das Problem an, was in vielen Unternehmen vorherrscht und was durch die hohe Geschwindigkeit und die Überlastung noch mehr akzentuiert wird: Konfrontation, Rechthaberei, Positionsgehabe und Aggression anstatt konstruktive Kommunikation. Und oft steckt dahinter: Angst. Ich persönlich bevorzuge angstfrei.

3. Der Doc Storage scheint alles zu wissen, alles schon mal gesehen zu haben und offensichtlich gibt’s ja nichts Neues, was ihm nicht schon bekannt ist oder irgendein Autor schon vor Jahrzehnten geschrieben hat.

In jungen Jahren hatte ich im Übrigen auch Phasen von dieser Ich-weiß-es-ja-besser-und war-alles-schonmal-da Sichtweise und habe mich mal eben über andere »erhoben«. Je mehr ich in meinem Leben gelernt habe, desto mehr habe ich gemerkt, wieviel ich nicht weiß. Und dass es immer was zu lernen gibt – speziell von den Menschen, die eine andere Meinung haben. Wenn wir unseren Geist verschliessen und schnell Dinge abtun, verhindern wir, dass wir wachsen können.

4. Es ist in der Tat so, dass viele Dinge schon lange bekannt sind. Was nicht heißt, dass sie auch gelebt und umgesetzt werden. Weil: »common sense is not common practice« (yep, ich benutze auch Englisch – weil ich weiß, dass die Menschen, die das hier lesen gebildet sind und die Sprache genug beherrschen, um mein »Denglisch« zu verstehen. Übrigens: das kommt daher, dass ich mit einem Briten zusammenlebe und vorwiegend in Englisch arbeite.)

Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile Erkenntnisse, einerseits aus der Wissenschaft, andererseits schlicht und ergreifend aus der Erfahrung, die uns neue Einsichten geben und damit Umdenken nicht nur ermöglichen, sondern erfordern. Speziell, was uns Menschen angeht, gibt es noch viel zu erforschen und zu erfahren.

Ein Beispiel: Die Leistungsfähigkeit unserer Intuition – speziell im Business – wurde jahrzehntelang gnadenlos unterschätzt. Mittlerweise ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass es sie gibt (ist keine Einbildung) und, dass sie extrem verlässlich ist, wenn wir sie trainieren (trifft auch aufs Gehirn zu – wenn wir das nicht trainieren, ist es auch eher wenig verlässlich). Also lasst uns genauer hinschauen und sehen, wie wir das nutzen und anders (sprich besser) arbeiten können.

5. Umwälzungen war noch nie so radikal wie in der digitalen Welt, manche Märkte und Prozesse wurden und werden auf den Kopf gestellt. Die Transformation ist schlicht und ergreifend die Reaktion der Unternehmen auf diese Veränderungen…neues Denken und Handeln ist erforderlich. Ich persönlich sehe Transformation an vielen Ecken und Enden dieser Welt (hatte übrigens 7 Jahre Latein in der Schule und bin mit dem Ursprung des Wortes vertraut) und nicht nur schnöde Weiterentwicklung.

Ist vielleicht Ansichtssache – je nachdem aus welcher Perspektive wir das betrachten. Ist auch ehrlich gesagt ziemlich egal, ob wir von Transformation oder schneller Weiterentwicklung sprechen – Fakt ist, dass viele Menschen in unserer heutigen (Arbeits-)Welt verloren sind, zu wenig Orientierung und Klarheit haben – und damit oft unglücklich und ohne Engagement arbeiten und leben. Klar liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen – das Umfeld kann allerdings viel dazu beitragen – in jede Richtung.

6. Die Welt besteht nicht nur aus IT. Verändern wir unseren Blickwinkel, sehen wir, dass Transformation für viele Menschen bedrohlich und anstrengend ist.

Mich nerven auch manche Dinge: Zum Beispiel arrogante Menschen, die immer recht haben wollen oder müssen. Ist aber kein Anlass, das anzuprangern, sondern eher, transparent zu machen, dass diese Art der Konversation wenig zielführend ist.

Oder bist Du, lieber Doc Storage darauf bedacht, möglichst kontrovers daher zu kommen, damit es auch so viele wie möglich lesen?

Ich mag lieber Informationen liefern, die widerspiegeln, was Menschen denken (im Übrigen hat keiner der Hersteller hat irgendjemand »vorgeschickt« –- ich habe die Menschen angesprochen und um Gespräche gebeten) und zu sagen haben, weil ich dabei was lernen kann. Und unsere Leser auch. Manchmal mehr, manchmal weniger.

Vielleicht gehörst Du zu letzterer Kategorie – schön für Dich. Ich wette allerdings, dass auch Du noch was lernen kannst.

Und das ist mir wichtig. Die Menschen. Weder die Anzahl der Page Impressions noch der Entertainment-Faktor. Oder wer recht hat.

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