Das Wundertool gegen Stress und Überforderung

Stress, permanentes »busy« sein, zu lange To-Do-Listen und unzählige Meetings sind für die meisten von uns anstrengender Alltag geworden. Und immer wieder bekomme ich die Frage nach dem besten Tool, welches hier Abhilfe schaffen kann, gestellt. Heute stelle ich das überraschende Ergebnis vor: Quasi das Wundertool gegen Stress und Überforderung.

Das Wundertool gegen Stress und ÜberforderungDas Wundertool gegen Stress und ÜberforderungHeute Morgen habe ich das Wundertool das letzte Mal benutzt – und in aller Regel mache ich das täglich.

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Die Situation: Ich sass an meinem Schreibtisch – im Home-Office – und war dabei eine Reihe von Social-Media-Posts für mein Business für die nächste Woche vorzubereiten, als mein Sohn in mein Office kam.

Natürlich ohne anzuklopfen – ein bisschen wie viele Kollegen, die das Gefühl haben, wenn Sie uns sehen, sind wir verfügbar.

Er legte gleich los und liess mich wissen, welche Unterlagen er für eine Bewerbung brauchte, die ich doch bitte ausdrucken sollte. Dann stellt sich schnell heraus, dass für ein Dokument noch eine Übersetzung nötig war und diverse Formulare auszufüllen seien. Das war dann gleich mit der Bitte verbunden, ob ich das nicht machen könne.

Meine Antwort war….NEIN.

Wie du öfter NEIN sagen kannst

Da haben wir es schon: das möglicherweise einfachste Tool, sich Zeit zu verschaffen, Fokus zu generieren und unsere Produktivität zu steigern.

NEIN sagen.

Weil es und Platz und Zeit für die wichtigen Dinge gibt, Prioritäten deutlich macht und uns Kontrolle über unseren Tag und unser Leben gibt.

Bei genauerem Hinsehen ist es allerdings alles andere als einfach für viele von uns, dieses Wort regelmässig und viel öfter anzuwenden, um uns und unsere Arbeit zu schützen.

Die Gründe sind vielfältig:

  1. Wir fühlen uns geschmeichelt und wichtig, wenn wir um einen Gefallen oder Beitrag gefragt werden. Wir werden zu einem Meeting eingeladen mit »wichtigen« Menschen? Klar doch, manchmal ohne zu hinterfragen, ob und was wir beitragen oder herausnehmen können. Oder wir werden um Unterstützung in einem tollen Projekt gefragt, obwohl wir eigentlich gar keine Zeit haben.

    Das sind die klassischen Fälle von Ego-Streicheln, bei denen wir ganz vergessen, dass diese Tätigkeiten uns nicht wirklich unserem Ziel näher bringen, sondern nur Zeit kosten. Und nur um Anerkennung zu gewinnen, zahlen wir unter Umständen einen hohen Preis (und wenn unser Ego uns steuert, hat das ausserdem deutliche Auswirkungen auf das Team – wie hier beschrieben).

    Pro-Tipp: immer genau hinsehen und prüfen, inwieweit diese Dinge vereinbar sind mit unserem Tag, unserer Zeit und am wichtigsten – unserer Zielsetzung.

  2. Wir trauen uns nicht. Wenn unser Boss uns um etwas bittet, können wir doch nicht nein sagen? Immerhin hat er oder sie das Sagen. Ich kann das gut verstehen – Angst vor Fehlern, vor Nicht-Gefallen, im schlimmsten Fall vor Ansehens- oder Jobverlust, wenn wir nicht »spuren ist in vielen Unternehmen nach wie vor gross. Weil wir es so gelernt haben und/oder weil die Kultur vieler Unternehmen einfach sehr traditionell ist und sich eher noch nicht an moderner Arbeitskultur orientiert.

    Pro-Tipp: Wenn wir ja zu unserem Boss sagen, heisst das zwangsläufig in den meisten Fällen, dass irgendwas anderes hintenüber fällt. Selbst mit der grössten Mühe haben sowieso schon viele von uns Schwierigkeiten, alles was ansteht, in den Tag zu stopfen. Also einfach dem Boss sagen: »Mache ich gerne – dafür werde ich allerdings den Marketingplan erst morgen einreichen können. Ist das so in Ordnung für Dich (oder Sie)?« Damit hast du Deine Unterstützung angeboten und klar gemacht, dass dieses Ja ein Nein für etwas anderes bedeutet und er oder sie können entscheiden, was wichtiger ist.

  3. Wir möchten niemanden verärgern – zum Beispiel den Kollegen oder unsere Partner. Mit einem Nein gehen wir natürlich das Risiko ein, dass jemand ärgerlich reagiert. Immerhin bekommt der Fragende nicht seinen Willen oder die Unterstützung, die er sich erhofft hat, was Ärger auslösen kann. Spannenderweise ist allerdings erwiesen, dass Menschen, die deutliche Grenzen setzen, was ein Nein ja ist, immer deutlich mehr respektiert werden. Und wir selber können uns ebenfalls mehr schätzen, wenn wir unsere Zeit, unser Leben und unser Tun selber bestimmen, anstatt uns von äusseren Anforderungen permanent hin und her schmeissen zu lassen.

    Pro-Tipp: Freundlich und bestimmt ein Nein anbringen und gegebenenfalls eine Alternative anbieten, wenn es sinnvoll oder wichtig ist. »Ich habe keine Kapazitäten, um dir diese Präsentation zu erstellen. Wenn Dir wichtige Infos fehlen, die nur ich liefern kann, sag mir bitte Bescheid.« oder »Ich kann mir leider jetzt keine Zeit nehmen, dich bei dem Projekt zu unterstützen, kann ich dir nächste Woche helfen?«

  4. Wir helfen einfach gerne. Das habe ich schon von vielen Menschen gehört. »Ich bin halt so, ich kann nicht anders«. Hmm… Doch – Du kannst. Helfen ist was Tolles. Da, wo es angebracht ist. Und Helfen ist ein VERHALTEN und nicht in unseren Genen, daher ist es änderbar. Damit rufe ich nicht dazu auf, egoistisch und selbst-zentriert zu werden, sondern einfach mal genau hinzuschauen, WARUM wir denn das Gefühl haben, jedem und allen helfen zu wollen oder zu müssen. Das kann nämlich schnell dazu führen, dass wir
    • unsere eigenen Dinge nicht erledigt bekommen,
    • unser Kalender von anderen dominiert und unser Tagesablauf quasi von allen anderen ausser uns bestimmt wird (50 Mailanfragen am Tag, auf die wir spontan reagieren, erledigen das schon)
    • dass wir irgendwann so ausgelaugt sind, das wir niemandem mehr helfen können.
    • Pro-Tipp: Frage Dich mal ernsthaft, woher denn das »Helfersyndrom« kommt. Vermeidest du Dinge, die zu tun sind? Findest du die Anerkennung anderer, denen Du hilfst, toll? Oder ist da ein übersteigertes Verantwortungsgefühl für jeden und alles? Noch eine Variante ist, dass wir glauben, es eh besser zu machen als jeder andere.

      Schau mal genau hin und sorge dafür, dass Du erstmal Dir selber hilfst und Dich um Dich und Deine Dinge kümmerst. Wenn Du Dich in Grund und Boden arbeitest, wirst Du irgendwann niemandem mehr helfen können – nicht mal denen, bei denen du Dich dann ganz bewusst dafür entscheidest mit klarer Motivation. Hier habe ich erläutert, wie Du bessere Entscheidungen treffen kannst.

  5. Wir vergessen, dass wir zu uns selber NEIN sagen können. Oft sind wir selber diejenigen, die die grössten Ansprüche an uns stellen: Alles erledigt bekommen, nur perfekte Arbeit abliefern, Zeit für die Kinder nehmen, unsere Karriere voranbringen, jeden Tag Sport machen. Was es auch immer ist – wir können nein zu den Dingen sagen, die uns zu sehr belasten, uns nicht weiterbringen oder sogar masslos erschöpfen.

    Pro-Tipp: Bewusst wahrnehmen, was wir von uns selber verlangen. Und Klarheit darüber verschaffen, was uns wirklich wichtig ist: Wie möchte ich sein? Was möchte ich wirklich tun und was möchte ich haben? Wenn wir uns das beantworten, schaffen wir eine gute Grundlage für die Dinge, zu denen wir in Zukunft Ja oder Nein sagen werden. Für den täglichen Check: Mal hinfühlen, wie viele Dinge wir tun, bei denen wir genau wissen, dass sie nicht hilfreich sind und öfter Nein sagen.

Für die ganz Mutigen: sag doch einfach mal zu allen Anforderungen, die an Dich herangetragen werden – vielleicht sogar von dir selber – erstmal NEIN. Das gibt dir ein wenig Zeit darüber nachzudenken, was dich deinen Zielen und dem Leben, was du führen möchtest näherbringt.

Und dann kannst Du immer noch Ja sagen.

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