Lebst Du schon – oder ignorierst Du noch?

Claudia Hesse: »Hast Du schon mal eine Situation in deinem Leben gehabt, in der Du eigentlich tief drinnen genau wusstest, dass es Zeit ist, was zu ändern und du tust es trotzdem nicht? Gründe gibt’s dafür natürlich immer. Und dann hängen wir fest und werden immer unglücklicher. Es geht auch anders – ich sage Dir wie.«

Neulich hat der Doc Storage in einem Kommentar zu einem meiner Artikel gemeint, was ich da so schreibe, hätte ja nicht nur mit der Digitalisierung zu tun, sondern träfe auf viele Branchen zu. Korrekt. Mehr oder weniger auf fast alle. Weil es immer um Menschen geht.

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Und daher sind die Themen im Kern sehr ähnlich oder sogar gleich. In der digitalen Welt – in der ich die letzten 30 Jahre verbracht habe – gibt es einfach die Tendenz, dass die Dinge noch ein wenig schneller laufen als irgendwo anders. Und dass Technik und Prozesse ganz vorne angestellt werden. Was auch immer ich schreibe, hat daher in erster Linie was mit uns zu tun und daher betrifft es Dich. Und mich.

Ganz besonders das heutige Thema.

Mut zu Veränderungen (Bild: Claudia Hesse)

Letzte Woche habe ich endlich den Film A Star is born gesehen. Das dritte Remake. Und nicht die Schauspieler sind klasse – die Musik ist es auch.

»Tell me something my friend – are you happy in this world – or do you need more, is there something you’re searching for? Something you’re longing to change?« Das ist (fast genau) der Text einer der Songs, in den ich mich auf Anhieb verliebt hatte. (»Shallow«, Lady Gaga und Bradley Cooper)

Vielleicht kennst Du das: Speziell Musik kann uns manchmal tief berühren – durch Text oder Musik und oft wissen wir nicht mal warum – und so ging es mir hier. Und das hat eine Reihe von Gedanken ausgelöst, die ich hier teilen möchte.

Kennst Du das Gefühl, dass – obwohl eigentlich alles gut ist im Leben – dass irgendwo eine Stimme ist, die Dir sagt, dass was nicht stimmt in deinem Leben? Vielleicht ist es diese tiefe Sehnsucht danach, etwas in deinem Leben zu verändern, aber wir erlauben diesem Gefühl keinen Raum oder ignorieren es einfach – weil wir genau wissen, dass es kompliziert und schwierig werden könnte, wenn wir diesem Gefühl folgen.

Es ist so viel einfacher, dem Trott des Lebens zu folgen und besser nicht so genau hinzuschauen, wenn sich eine Leere breitmacht. In unserem Job, unserer Beziehung oder irgendwo anders im Leben.

Und ganz schnell sind wir versucht, diese Leere irgendwie zu stopfen: Mit exzessiver Arbeit, permanentem Entertainment, Gaming, Sport, Sex – was auch immer es ist. Im schlimmsten Fall mit Alkohol oder anderen Drogen.

Unsere Welt und unsere Umstände haben die Tendenz sich im Laufe unseres Lebens zu verändern. Manchmal richtig schnell, manchmal langsamer, bis zu dem Punkt, an dem wir gar nicht richtig merken, was sich alles verändert hat.

Und nur, wenn wir uns Zeit nehmen und aufmerksam hinschauen und -fühlen, bemerken wir unter Umständen, dass was nicht stimmt. Zeit, die sich viele von uns in der unglaublich schnellen und beschäftigen Welt eher nicht nehmen.

Und selbst, wenn wir es merken – es braucht oft immer noch einen großen Anschub tatsächlich was zu ändern. Uns selber oder irgendetwas in unserem Leben. Und oft machen wir einfach weiter, als wäre nichts und ignorieren die Anzeichen, die uns in Richtung Veränderung weisen. Beschleunigt wird es, wenn wir in eine tiefe Krise fallen oder wir die aktuelle Situation einfach nicht mehr aushalten.

Ein Aufruf auf Dich selber zu hören

Diese Krisen können quasi alles sein, was das Potential hat, unser Leben oder unsere Karriere zu ändern.

Wir verlieren unseren Job.

Unsere Beziehung – oder wir selber – stehen am Rande des Abgrundes.

Jemand in unserem Umkreis stirbt.

Drastisch? Nicht wirklich. Manche von uns brauchen tatsächlich solche Wake-Up Calls, um endlich zu handeln.

Wow – die ist aber heute düster, magst Du denken.

Nö, nicht wirklich.

Eher etwas nachdenklich. Weil sich auch in meinem Leben gerade Dinge verändern (müssen) und anfänglich ist es ganz schön schmerzhaft, genau hinzuschauen und auch ich bin versucht den unerwünschten Gefühlen auszuweichen.

Allerdings ist betäuben oder vermeiden mittlerweile keine Option mehr für mich.

Mein Anliegen ist eher, Dich zu ermutigen, einen ganz genauen Blick auf dein Leben zu werden und ein Aufruf, hinzuhören, wonach du Dich wirklich sehnst, was fehlt in Deinem Leben. Die Dinge, die dein Herz schon längst weiß, und der Verstand noch eine Weile braucht, um das anzuerkennen.

Das sind oft Dinge, die schon lange unter der Oberfläche vor sich hin köcheln und vielleicht auch das ein oder Mal ihren Kopf rausgetreckt haben. Die Veränderungen, von denen wir eigentlich genau wissen, dass sie nötig sind.

Weil wir quasi nie wissen, was danach kommt. Daher auch die Versuchung, sich lieber mit dem Altgewohnten abzugeben – auch wenn wir es nicht mögen oder es uns im schlimmsten Fall richtig unglücklich macht.

Wie wir mit der Angst umgehen können

Wenn wir final auf unsere innere Stimme hören, werden wir uns zwangsläufig irgendwann bewegen und Dinge ändern.

Hier habe ich zusammengestellt, wie ich damit umgehe, wenn Veränderungen unumgänglich sind – ob von mir selber initiiert oder von außen.

  1. Ich schaue genau hin, wie ich mich fühle und akzeptiere die »Gefühlsachterbahn«, die daraus resultiert. Das kann von verzweifelt, traurig, neugierig über ärgerlich, wütend bis hin zu hoffnungs- oder erwartungsvoll alles sein. Und ich erlaube mir, sie genau zu fühlen – und nicht zu unterdrücken (auch wenn sich’s richtig blöd anfühlt). Das kann dann so sein, wenn wir unsere Karriere mal eben auf den Kopf stellen, ein eigenes Business starten oder eine neue Beziehung anfangen (wollen) oder eine beenden. Hey – es ist wie es ist – auch wenn manche dieser Momente richtig schwierig sind und uns sogar in alle möglichen Richtungen ziehen wollen und wegschauen oder -laufen einfacher wäre. Ich garantiere Dir, dass Du überleben wirst – und am anderen Ende des Tunnels als anderer Mensch wiederauftauchst.
  2. Ehrlich mit mir (und anderen) sein. Ehrlichkeit kann verdammt schwierig sein. Manchmal sogar brutal. Für andere oder auch uns selbst, wenn wir harte Wahrheiten oder Gedanken mitteilen oder entdecken. Es ist nur dann einfach, wenn wir wissen, wenn wir selber oder andere diese Wahrheit gut finden und unterstützen können – aber extrem herausfordernd, wenn wir wissen, dass wir bei uns oder anderen damit Enttäuschung, Ärger oder Traurigkeit auslösen.
    Es kann in der Tat uns selber treffen – nämlich dann, wenn wir uns entschließen, unsere eigene Geschichte und Wahrheit anzunehmen – mit allen guten und weniger guten Aspekten. Quasi ein ganz ehrlicher Blick in den Spiegel mit ganz offenen Augen dafür, was uns entgegenblickt. Auf der anderen Seite kann das immens befreiend sein – uns und unser Leben so zu akzeptieren, wie es ist. Erst dann können wir nämlich wirklich wachsen, Fortschritte machen und uns verändern. Solange wir uns selber anlügen, geht nichts voran (auch wenn’s manchmal einfacher erscheint).
  3. Loslassen. Menschen oder Situationen. Nichts ist permanent im Leben und Dinge und Menschen ändern sich. Wenn wir es vermeiden können, uns zu fest an Menschen, Plätzen oder anderen Dingen fest zu halten, tut uns das besser – mental und final auch physisch. Je weniger Abhängigkeit wir von Personen oder Dingen haben, desto leichter und einfacher werden wir leben können. Und wenn wir loslassen können, schaffen wir automatisch Platz für Neues.
  4. Vertrauen (dass das zu meinen Weg gehört) – auch, wenn ich die Veränderung oder den Prozess dahin unbequem oder unangenehm finde. Zu wachsen oder verändern ist halt nicht immer spaßig. Manchmal heißt es halt, dass irgendetwas weichen oder sogar ein Teil von uns quasi sterben muss, damit etwas Neueres – oft viel Besseres entstehen kann. Vielleicht ist es einfach Zeit, die alten Pfade zu verlassen. I know – all of the above takes a massive amount of courage. One of my words for the year in 2019.

Und ich wünsche Dir, dass du den Mut zum ersten Schritt findest, wenn Du dieses nagende Gefühl nach Veränderung spürst. Das Leben ist zu kurz, um es zu verschwenden.

Du bist nicht alleine

Du wirst genau wissen, wenn Du bereit bist (vorausgesetzt Du hörst hin).

Wenn da dieses Ziehen ist und deine Seele (ja, ich spreche tatsächlich auf einer Technikseite von Seele, nicht erschrecken) Dir permanent den Wink mit dem Zaunpfahl gibt, den du vielleicht diverse Male schon ignoriert hast, wenn die Botschaft weniger deutlich waren.

Und wenn Du soweit bist, schau Dich nach Hilfe um. Keiner muss durch große Veränderungen alleine durchmarschieren. Das kann deine Familie sein, Menschen, denen du vertraust. Oder auch jemand von außen. Jemand, der Dich unterstützt und ermutigt, wenn Du es am nötigsten brauchst. Oder wenn Du Gefahr läufst, doch wieder in die alte Situation zu fallen.

»So, tell me something girl/boy – are you happy in this (modern) world – or do you need more, is there something you’re searching for?«*

*Lyrics von »Shallow« aus dem Film »A Star is born«

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