Virtuelles Backup für Vmware
Um virtuelle Maschinen zu sichern, lässt sich jede Backup-Software nutzen. Effizienter arbeiten spezialisierte Backup-Tools für Vmware-Umgebungen. speicherguide.de testet drei Lösungen: Acronis »vmProtect 6«, Veeam »Backup & Replication 5.0« und Vmware »Data Recovery Appliance«.
Max Lessel
Unter VMware lagern die virtuellen Disks der einzelnen Maschinen auf vmfs-Volumes. Neben den eigentlichen VMs (Virtual Machines) greift auch das Vmware-Management auf das Cluster-Dateisystem zu. Über eine »vStorage«-API stellt das vSphere«-Management diesen Speicherzugriff auch registrierten Tools zur Verfügung. Geeignete Backup-Programme kommunizieren mit dem Vsphere-Management, fordern Snapshots der zu sichernden VMs an und erhalten dann via Vstorage-API den Zugriff auf diese Snapshot-Daten.
Der Vorteil dieses Backup-Pfades gegenüber dem klassischen via LAN angebundenen Backup-Agenten liegt auf der Hand: Die virtuelle Maschine kriegt von ihrem eigenen Backup nichts mit und erleidet während der Sicherung auch keinen Performance-Einbruch, wie das bei einer agentenbasierten Sicherung der Fall ist.
Viele der bekannten Backup-Programme wie CA »ARCserve«, EMC »NetWorker« oder »Backup Exec« von Symantec offerieren mittlerweile Add-Ons für die Vsphere-Integration. Zudem gibt es etliche neue Backup-Programme, die sich rein auf das Backup virtueller Maschinen konzentrieren. speicherguide.de hat drei Lösungen für Vmware getestet:
- Acronis »vmProtect 6«
- Veeam »Backup & Replication 5.0«
- Vmware »Data Recovery Appliance«
Die virtuellen Tools sichern allesamt auf Disk und nicht auf Tapes. Ein Wechselmedien-Management fehlt völlig, dafür offerieren alle Programme Deduplikation auf dem Zieldatenträger. Im Prinzip ersetzen die virtuellen Backup-Tools die früheren Image-Backup-Programme. Deren Aufgabe war es, die Systempartition schnell sichern und wiederherstellen zu können. In der Praxis werden Administratoren zweigleisig fahren: Das virtuelle Backup sichert die Systemdatenträger, während eine klassische Backup-Lösung den Datenbestand längerfristig auslagert.
Den Hands-on-Test führen wir auf einem Dell »Poweredge 805« mit Vsphere 4.1u1 durch. Als SAN/NAS-Datenspeicher standen eine Dell »Equallogic PS5000E«, sowie ein Open-E »DSS«-NAS-Server auf Basis einer Intel »SSR 212« (siehe auch NAS im Eigenbau I – Grundlagen & Hardware) und einer Synology »DS 1010+« zur Verfügung.
Vmware Data Recovery 1.2
Von Vmware selbst stammt die Data-Recovery-Appliance. Das Tool besteht aus zwei Komponenten: der eigentlichen VM und einem Vsphere-Plugin für das Management. Die Data-Recovery-Appliance generiert VM-Snapshots der zu sichernden Maschinen und speichert die Backups auf einen SMB/CIFS-Share. Dem Verwalter steht dabei eine Aufbewahrungsrichtlinie zur Verfügung. Diese bestimmt, wie viele wöchentliche, monatliche, Quartals- und Jahressicherungen gelagert werden sollen.
Die Installation und Bedienung fällt denkbar simpel aus. Es genügt, die Appliance-VM zu starten und das Backup-Regelwerk mit dem Vsphere-Plugin zu erstellen.
Zur Wiederherstellung hat der Verwalter mehrere Optionen: Er kann die bestehende VM mit ihrem Backup überschreiben oder eine Kopie erstellen. Ebenso lassen sich einzelne Laufwerke der VM überschreiben oder als Kopie zurückholen. Ein Single-File-Recovery ist nur über ein rudimentäres Tool möglich.
Die Recovery-Appliance beschränkt den Backup-Speicher auf maximal zwei SMB/CIFS-Shares. Laut Vmware-Dokumentation sollen pro Share dabei maximal 500 GByte Sicherungsplatz genutzt werden. Mehr wäre technisch möglich, soll aber die Performance in Mitleidenschaft ziehen.
Fazit: Die Data-Recovery-Appliance leistet gute Dienste in kleinen Umgebungen, skaliert aber schlecht und offeriert weder ein Single-File-Recovery noch Replikationsfunktionen. Das Reporting beschränkt sich auf ein Minimum. Positiv fällt hingegen auf, dass die Deduplikation sehr gut greift. Acht VMs (1x Linux, 7x Windows) mit den üblich verdächtigen Diensten (ADS, Mailserver, Sharepoint, SQL, Intranet, Archiv, ohne Fileserver) belegen auf dem Backup-NAS nach einer Woche täglichen Sicherns gerade mal 80 GByte.
Veeam Backup & Replication 5.0
Die Veeam-Software installiert der Administrator auf einem Windows-2003- oder 2008-Server. Auch hier kommuniziert das Tool via Vstorage-API mit den VMFS-Datenträgern. Ähnlich der Vshpere Data-Recovery-Appliance kann der Verwalter Backup-Jobs aufsetzen. Hier enden aber bereits die Parallelen zur Vshpere Recovery-Appliance.
Neben Dateifreigaben kann Veeam auch auf lokale Laufwerke sichern. Häufig setzen Anwender diese Lösung auf einem eigenen physischen Backup-Server mit viel Plattenplatz auf. Zu den großen Stärken von Veeam zählen die Recovery-Optionen. Die Software an sich kann aus Backups von Windows-Maschinen einzelne Dateien extrahieren. Auf die Sicherungen anderer Betriebssysteme greift Veeam mit Hilfe eines kleinen aber wirkungsvollen Tricks zu: Die Software startet auf einem der ESX-Hosts eine File-Level-Recovery-Appliance. Dabei handelt es sich um eine simple Linux-Maschine, welche auf das Backup zugreift und einzelne Dateien an den Veeam-Server liefern kann.
Ein weiteres schönes Feature ist der lokale NFS-Server. Fällt beispielsweise ein komplettes SAN-Storage-Array aus, kann der Veeam-Rechner selbst als NFS-Server auftreten und damit eine Shared-Storage-Plattform für Vmware stellen, auf der die gesicherten VMs laufen.
Um sicher zu stellen, dass die Sicherungen der VMs auch funktionieren, kann Veeam ein Test-Lab auf einem ESX-Server einrichten. Die Backups von VMs starten hier in einer isolierten Umgebung. Der Verwalter fertigt dazu passende Skripte an, welche die Funktion der VMs sicherstellen und damit das Backup akzeptieren.
Neben den reinen Backup-Funktionen replitziert Veeam zudem VMs. Als Replika-Ziel muss dabei nicht zwingend ein Vshpere-Cluster vorliegen. Ein einzelner ESXi-Server mit lokalem Storage genügt vollauf.
Fazit: Veeam trumpft mit einer Fülle von leistungsstarken Restore-Features auf. Vor allem die Replikation wichtiger Maschinen auf einen Ausfallserver an einem anderen Standort dürfte für viele Verwalter ein wichtiges Feature darstellen. Einzig die Deduplikation arbeitet nicht so effizient, wie das bei der Data-Recovery-Appliance der Fall ist. Das gleiche Backup-Set, welches die Vmware-Appliance in 80 GByte stopft, belegt bei Veeam 115 GByte. Veeam Backup & Replication 5.0 kostet zirka 450 Euro pro CPU-Socket
Acronis vmProtect 6
Bei Acronis pusht ein Windows-Installer ein OVF mit einer Linux-Appliance auf den ESX-Server. Alternativ kann die Software auch als Dienst auf einem Windows-Server arbeiten. Die eigentliche Bedienung der Software erfolgt im Web-Browser. Die Menüführung ist Acronis dabei noch nicht optimal gelungen. Immer wieder stößt man auf Umwege oder umständliche Vorgehensweisen in der Benutzerführung.
Auch Vmprotect bindet sich an die Vstorage-API und sichert VMs wahlweise auf lokale Datenträger oder Windows-Freigaben. Zudem gibt es die Option für Cloud-Services, um die Backup direkt auf den Server eines Providers zu laden. Wie bei Veeam offeriert das Acronis-Tool einen lokalen NFS-Server, um einen schnellen Zugriff auf gesicherte VMs auch im Falle eines SAN-Ausfalls zu gewährleisten. Auch an das File-Level-Recovery hat Acronis gedacht. Der Zugriff erfolgt hier ebenfalls über das Web-Menü. Eine File-Level-Recovery-Appliance wie bei Veeam ist hier nicht nötig, da die Linux-VM von Acronis selbst auf die Dateisysteme zugreift.
Im Test hakt die Vmprotect-Appliance ein wenig. Immer wieder kommt es zu Verbindungsabbrüchen zwischen Web-Browser und VM oder zwischen VM und Vsphere-Management. Während der Sicherung auf eine SMB/CIFS-Freigabe lässt sich parallel kein File-Level-Recovery einer Sicherung durchführen, welche auf demselben SMB/CIFS-Share liegt. Die Anfrage endet jeweils im Timeout. Zudem fällt auf, dass die Acronis-VM während des Backups ihre zwei vCPUs deutlich mehr unter Last stellt, als das bei Veeam oder der Recovery-Appliance der Fall ist.
Fazit: Auch Acronis liefert einen guten Funktionsumfang, kann aber nicht mit Veeam mithalten. Hier fehlt vor allem die Replikationsfunktion. Auch die Bedienung der Web-Oberfläche lässt an manchen Stellen Wünsche offen und die Verbindungsabbrüche stören. Dafür schlägt sich die Deduplikation ähnlich gut, wie bei der Vsphere Data Recovery-Applaince. Der Test-Backup-Satz belegt 90 GByte auf dem NAS-Datenträger. Acronis vmProtect 6.0 kostet zirka 350 Euro pro CPU-Sockel.
Gesamtfazit – Licht und Schatten
Kleinen Umgebungen kann die Data-Recovery-Appliance von Vmware genügen. Bei einem Server- oder Storage-Ausfall gibt es jedoch keinen schnellen Restore-Pfad. Acronis und Veeam können mit den NFS-Funktionen auch einen SAN-Ausfall kompensieren, jedoch nur Veeam hat ein solides Replikations-Feature integriert.