Backup/Archivierung für Fotografen
Ein Foto besitzt einen langen Lebenszyklus. Privat wird es meist in den Wochen direkt nach der Aufnahme am häufigsten benötigt, sei es um es herzuzeigen, weiterzuverarbeiten oder zu veröffentlichen. Danach sinkt die Zugriffsrate allmählich, je nach Art des Bildes. Profis benötigen ihre Aufnahmen mitunter ständig. Ein ungeschriebenes Gesetz scheint es Digitalfotografen zu untersagen, einmal für gut befundene Fotos jemals wieder zu löschen. Das heißt, egal wie alt die Aufnahme ist, es muss auch nach Jahren und Jahrzehnten ein Zugriff darauf möglich sein.
Die Redaktion von speicherguide.de hat sich mit einigen Profifotografen und Künstlern der Bildbearbeitung unterhalten. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß ernüchternd. Viele vertrauen darauf, dass ihre Bilder sicher aufbewahrt sind, sobald sie einmal auf DVD gebrannt wurden. Auch die Begriffe Backup und Archiv sind nicht allen geläufig.
Festplatten etablieren sich als Fotospeicher
Als Speichermedien stehen Flashspeicher, Festplatten, optische Datenträger und Magnetbänder zur Verfügung. Für Profis wie auch Hobbyfotografen empfiehlt sich eine mehrschichtige Aufbewahrung. Nutzer müssen immer damit rechnen, dass ein Datenträger ausfällt. Zudem ist eine Langzeitarchivierung von elektronischen Informationen nicht möglich. In der Theorie und bei optimaler Lagerung verspricht die Industrie eine Haltbarkeit von Bändern oder DVD-Rohlingen von mehreren Jahrzehnten. Die Praxis zeigt aber, dass CDs und DVDs bereits nach einigen Jahren nicht mehr korrekt lesbar sind.
Magnetbänder sind nach wie vor die am häufigsten eingesetzten Sicherungsmedien. Sie sind langlebig, ausfallsicher und haben sich bewährt. Allerdings sind die Hardware-Kosten für den Hausgebrauch zu teuer. Ein LTO-2-Streamer mit 400 GByte unkomprimierter Kapazität kostet ab rund 1.150 Euro. Ein passendes Band beläuft sich auf knapp 25 Euro. Ein externes AIT-3-Laufwerk (USB) mit 100 GByte kommt auf 699 Euro. Für ein Band sind zirka 46 Euro fällig. Die Bänder sind robuster als Laufwerke und sie lassen sich unkompliziert transportieren. Schließlich sorgt die Trennung von Medien und Laufwerk für mehr Datensicherheit.
Ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis bietet eine externe Festplatte mit zwei gespiegelten Laufwerken (in der Fachsprache mit RAID 1). Diese kann entweder über den USB-Bus mit dem PC verbunden werden oder steht in einer Netzwerkvariante mehreren Anwendern gleichzeitig zur Verfügung. In dieser Konfiguration kann eine Platte ausfallen, ohne dass ein Datenverlust entsteht. Nach rund drei Jahren sollte über einen Austausch der Laufwerke nachgedacht werden.
Doppelte Speicherung und ständige Migration ein Muss
Parallel empfiehlt es sich, wichtige Daten – wie die ersten Babyfotos – zusätzlich auf DVD-Rohlinge oder USB-Sticks zu sichern. Diese lassen sich zum Beispiel dann auch in einem gut verschlossenen Karton außer Haus, im (trockenen) Keller bei den Eltern oder Freunden auslagern. Es ist ratsam auf eine möglichst hohe Qualität der Medien zu achten, nicht immer nur das billigste zu kaufen.
Durch den technologischen Fortschritt ist es zudem so, dass nach rund fünf Jahren eine neue Generation an Magnetbandformaten oder optischen Datenträgern auf den Markt kommt. Die Hersteller werben zwar mit einer Abwärtskompatibilität, in der Praxis wird dieses Versprechen aber nicht immer erfüllt; eine Garantie gibt es nicht. Das Problem ist hier: Die Medien mögen auch nach zehn Jahren noch lesbar sein, doch mitunter fehlt es an der passenden Hardware oder einer speziellen Software, um die Daten auszulesen. Immer wenn ein neuer PC ins Haus kommt, sollte das Archivierungssystem überprüft werden.
Praxis: Stefan Gesell migriert alle sechs Monate
Stefan Gesell, mehrfach ausgezeichneter Fotokünstler aus München, legt großen Wert auf die Sicherung seiner Aufnahmen. »Meine digitalen Bilder sind doppelt vorhanden«, erklärt Gesell gegenüber speicherguide.de. »Einmal im Rechner und auf einem externen Laufwerk mit zwei TByte. Zudem belichte ich alle bearbeiteten Bilder auf DIN-A3 aus – wohl die beste Methode.« Aktuell hält Gesell rund 5.000 Fotografien im RAW- und Photoshop-Format vor, auf die er für Ausstellungen und Buchprojekte regelmäßig zugreift.
Pro Shooting genügt dem Künstler meist eine 8-GByte-Flashkarte. Davon behält er auch wirklich nur die guten Bilder, der Rest landet im digitalen Mülleimer. Letztendlich kommen pro Monat zirka 100 GByte hinzu. »Einen Datenverlust hatte ich noch nie«, sagt Gesell. »Ich setze nur hochwertige Hardware ein. Alle sechs Monate spiegle ich auf eine neue Platte.«
Praxis: Alex Feldmann setzt auf getrennte Datensets
Der Münchner Panoramafotograf Alexander Feldmann setzt bereits während der laufenden Arbeit auf ein zweigleisiges Backup: »Die Daten gehen von den Speicherkarten auf die Festplatte des Laptops und werden nachts noch auf DVD gebrannt, so dass zwei getrennte Datensets vorhanden sind. Bei längeren Fotojobs werden auch schon mal zwei DVD-Sets gebrannt und ein Kopie per Post nach Hause geschickt. Der Upload auf einen Server ist noch keine Option, ich fotografiere durch HDR und Panoramas oft zehn bis 15 GByte pro Tag und da fehlt unterwegs einfach noch die Bandbreite.«
Im Büro sammelt Feldmann die Bilder auf dem PC und einem externen Laufwerk. Sobald dieses voll ist (früher 250, jetzt 500 GByte), organisiert er die Daten falls nötig noch einmal neu und kopiert die Fotos komplett auf eine weitere Festplatte gleicher Größe. »Diese geht dann gut verpackt zu einer Freundin in den Keller«, sagt Feldmann. »Bei einem längeren Projekt mit 200 oder 300 GByte kaufe ich auch schon mal Platten mit genau dieser Größe um dann das gesamte Projekt auf einer Platte zu haben. Früher habe ich noch auf CDs und dann später DVDs gesichert (jeweils doppelt gebrannt) und den Generationswechsel von CD auf DVD genutzt, um alle CDs umzukopieren. So konnte ich auch alte und eventuell unlesbare CDs entdecken. Dies werde ich mit meinen DVDs in zirka zwei Jahren machen, sobald Blu-Ray (BD) als Datenspeicher ökonomisch geworden ist. Allerdings wird dann nur mehr ein Satz auf BD gebrannt und ein Satz auf Platte.«
Das Archiv-Volumen beträgt derzeit knapp zwei TByte, was 600.000 Bildern entspricht. Das Volumen pro Auftrag variiert, der Set-Besuch einer Filmproduktion ergibt zwischen 300 bis 500 Fotos, ein »Roter Teppich« bis zu 1.000 Bilder und eine komplette Setfotografie bis zu 30.000 Fotos. »Ich sichere allerdings auch alle Rohdaten, das schließt Bilder mit ein, die ich jetzt für schlecht halte«, konstatiert Feldmann. »Wer weiß, was ich in fünf Jahren darin sehe. Erst danach gehen die Aufnahmen in die Bearbeitung und nur bearbeitete Bilder kommen ins Archiv.« Die dort abgelegten Aufnahmen benötigt der Fotograf regelmäßig. Als Bilddatenbank kommt »iView MediaPro« (jetzt »ExpressionMedia«) zum Einsatz.
Die Schätzungen für die Lebensdauer einer im Presswerk erstellten CD/DVD liegen bei zehn bis 30 Jahren. Die Haltbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Alterung ist abhängig von Temperaturschwankungen. Irgendwann greifen chemische Prozesse auf jeden Fall das Trägermaterial an.
Die Haltbarkeit von gebrannten CD/DVDs liegt bei fünf bis zehn Jahren. Das Resultat hängt vor allem von den Lagerungsbedingungen und den dort auftretenden Temperaturen ab sowie von der Qualität des Rohlings. Zu beachten ist, dass die Spezifikationen der Hersteller von 70 bis 100 Jahren – nur für optimale Laborbedingungen gelten. Die Lebensdauer von DVD-RAM-Medien beträgt laut Spezifikation bis zu 30 Jahre. Sie halten wegen der Sektorierung und der physikalischen Anordnung der Daten deutlich länger durch als DVDs: Rund 100.000 Zyklen sollen es sein, während bei normalen RW-Medien in der Regel nach dem tausendsten Schreibvorgang Schluss sein soll.
Mehr im Fachartikel »Haltbarkeit von optischen Datenträgern« >>
USB-Sticks mit SLC-Flash-Chips halten bis zu zehn Jahre.
Angaben zur Lebensdauer von Festplatten (intern/extern) schwanken zwischen fünf bis zehn Jahren. In der Praxis hängt das Ergebnis sehr von den Einsatzbedingungen ab. Bei Laufwerken, die sehr häufig in Betrieb sind, verschleißen die mechanischen Bauteile unweigerlich. Auch hier ist die Umgebungstemperatur ein wichtiger Faktor. Eine Platte einmal zu beschreiben und dann zu lagern funktioniert auch nicht auf Dauer, weil der Motor durch die Nichtbenutzung Schaden nehmen kann bzw. die Schreib/Lese-Köpfe am Medium festkleben können.
Mehr im Fachartikel »Archivierung: Persönliche Daten sicher aufbewahren« >>