Anzeige

Bitkom: KI als Schlüsseltechnologie für mehr Klimaschutz

Bitkom: KI als Schlüsseltechnologie für mehr KlimaschutzTrotz hoher Energieanforderungen rechnen viele Unternehmen mit positiven Klimaeffekten durch KI. Eine Bitkom-Studie zeigt: Digitalisierung gilt branchenübergreifend als entscheidender Hebel für Nachhaltigkeit – doch der Einstieg fällt nicht allen leicht. Mehr Engagement fordert der Digitalverband bei Refurbished-IT.

Trotz zunehmender Debatten um den Stromhunger großer KI-Modelle setzt die deutsche Wirtschaft große Hoffnungen in die Technologie. Laut einer Bitkom-Umfrage gehen zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) davon aus, dass Künstliche Intelligenz einen spürbaren Beitrag zur CO₂-Reduktion leisten kann. Für 84 Prozent steht fest: KI ist eine Chance für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit – insbesondere durch die Optimierung von Prozessen und Ressourcen. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) erwartet zudem, dass KI völlig neue, klimaschonende Geschäftsmodelle ermöglicht.

Besonders hoch sind die Erwartungen beim Umgang mit Klimarisiken: 85 Prozent der Unternehmen sehen in KI ein Instrument zur besseren Vorhersage von klimatischen Entwicklungen, fast die Hälfte (48 Prozent) ist überzeugt, dass sich die Klimakrise nur mit Hilfe intelligenter Systeme wirksam bewältigen lässt.

Anzeige

Energieverbrauch als Gegenargument

Trotz des Optimismus bleibt der Energiebedarf leistungsfähiger KI-Modelle ein zentrales Problem. 83 Prozent der befragten Unternehmen bewerten den Ressourcenbedarf beim Training der Modelle als kritisch. 82 Prozent fordern deshalb, dass Nachhaltigkeit beim KI-Einsatz stets mitgedacht werden müsse.

Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab betont die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit KI: »Wichtig ist, dass KI verantwortungsvoll entwickelt und betrieben wird: mit effizienten KI-Modellen, energetisch optimierten Rechenzentren sowie der konsequenten Nutzung der Abwärme.« Nur so könne KI zu einem wirksamen Hebel werden – für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit zugleich.

Nicht ganz ein Drittel der Umfrageteilnehmer haben eine Nachhaltigkeits-Strategie für das gesamte Unternehmen. 35 Prozent für einzelne Bereiche. (Grafik: Bitkom)Nicht ganz ein Drittel der Umfrageteilnehmer haben eine Nachhaltigkeits-Strategie für das gesamte Unternehmen. 35 Prozent für einzelne Bereiche. (Grafik: Bitkom)

Digitalisierung als Grundlage nachhaltigen Wirtschaftens

Die positiven Erwartungen an KI sind eingebettet in ein deutlich breiteres Verständnis von Digitalisierung als Nachhaltigkeitstreiber. 90 Prozent der Unternehmen sehen in digitalen Technologien grundsätzlich eine Chance, ihre Klimaziele besser zu erreichen. 57 Prozent berichten, dass die Themen Klima und Nachhaltigkeit in ihrem Betrieb im Jahr 2025 weiter an Bedeutung gewonnen haben – entgegen dem öffentlich oft dominierenden Eindruck eines Rückgangs.

Bereits heute spüren 61 Prozent der Unternehmen Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Geschäftstätigkeit, 36 Prozent erwarten dies für die nahe Zukunft. Die Mehrheit (65 Prozent) verfolgt bereits eine unternehmensweite oder bereichsspezifische Nachhaltigkeitsstrategie, weitere 33 Prozent befinden sich in der Planung. Ohne digitale Technologien geht dabei kaum etwas: 89 Prozent der Unternehmen mit entsprechender Strategie messen digitalen Anwendungen eine große bis sehr große Bedeutung bei.

Praxis: Digitalisierung trifft auf Energieeffizienz

In der Umsetzung setzen viele Unternehmen auf konkrete digitale Maßnahmen zur Einsparung von Ressourcen. Am häufigsten genannt wird der weitgehende Verzicht auf Papier sowie der Einsatz energieeffizienter Hardware (jeweils 59 Prozent). Weitere Maßnahmen reichen von Videokonferenzen (54 Prozent) über nachhaltige Beschaffung (47 Prozent) bis hin zu Homeoffice-Regelungen (40 Prozent). 41 Prozent der Unternehmen kompensieren CO₂-Emissionen ganz oder teilweise durch den Erwerb von Ausgleichszertifikaten.

Technisch dominieren klassische Effizienzlösungen: 57 Prozent nutzen mindestens eine digitale Maßnahme zur direkten Senkung des Energieverbrauchs – besonders häufig intelligente Beleuchtung (37 Prozent), smarte Heizungssteuerung (21 Prozent), digitale Verbrauchsauswertungen (20 Prozent) und Klimatisierung (16 Prozent). Auch Energiemanagementsysteme und digitales Lastmanagement finden punktuell Anwendung. Die Potenziale sind laut 78 Prozent der Unternehmen groß – sie sehen in digitalen Technologien eine effektive Möglichkeit, den eigenen Energieverbrauch zu senken.

»Von smarter Gebäudetechnik über digitale Verbrauchsauswertungen bis hin zu intelligenter Steuerung von Lasten – überall dort, wo Prozesse digitalisiert werden, können Kosten und CO₂-Emissionen sinken«, erläutert Raab. »In vielen Unternehmen leisten digitale Technologien bereits heute einen messbaren Beitrag zu mehr Energieeffizienz und Klimaschutz.«

Verzicht auf Ausdrucke, Videocalls statt Dienstreisen und die Anschaffung energieeffizienter Hardware sollen die Nachhaltigkeitsbilanz stärken. (Grafik: Bitkom)Verzicht auf Ausdrucke, Videocalls statt Dienstreisen und die Anschaffung energieeffizienter Hardware sollen die Nachhaltigkeitsbilanz stärken. (Grafik: Bitkom)

Hürden: Geld, Gebäude und Bürokratie

Der Einstieg in digitale Effizienzmaßnahmen gelingt jedoch nicht allen Unternehmen. Als größte Hindernisse gelten fehlende finanzielle Mittel (38 Prozent), eingeschränkte Investitionsmöglichkeiten bei gemieteter Infrastruktur (37 Prozent) sowie hoher Verwaltungsaufwand (31 Prozent). Auch personelle Ressourcen (18 Prozent) und andere Prioritäten (25 Prozent) bremsen teilweise die Umsetzung.

Refurbished-IT bleibt Nischenthema

Ein weiteres Potenzialfeld bleibt bislang unterentwickelt: Der Einsatz wiederaufbereiteter Hardware. Nur 16 Prozent der Unternehmen nutzen Refurbished-IT zumindest punktuell, 60 Prozent haben sich noch nicht näher mit dem Thema beschäftigt. Dabei sind die grundsätzlichen Einstellungen positiv: 76 Prozent sehen darin einen Beitrag zur Ressourcenschonung, 69 Prozent fordern, mehr Unternehmen sollten diese Option prüfen.

Die Hürden liegen im Detail: Fehlende Gewährleistungen, unklare Update-Szenarien und mangelnde steuerliche Anreize schrecken ab. »Mit Refurbished-IT reduzieren Unternehmen die Massen an Elektroschrott, verbessern ihre Umweltbilanz und sparen dabei gleichzeitig Geld«, argumentiert Raab. Gerade in Kombination mit längeren Supportzeiträumen und steuerlichen Vorteilen könnte das Thema an Relevanz gewinnen.

Die überwiegende Mehrheit hat noch nicht über Refurbished-IT nachgedacht, 70 Prozent wünschen sich aber finanzielle Anreize dafür. (Grafik: Bitkom)Die überwiegende Mehrheit hat noch nicht über Refurbished-IT nachgedacht, 70 Prozent wünschen sich aber finanzielle Anreize dafür. (Grafik: Bitkom)

Appell an die Politik: Weniger Hürden, mehr Anreize

Damit Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Schulterschluss wirken können, sehen die Unternehmen die Politik in der Pflicht. 92 Prozent fordern einen Abbau bürokratischer Hürden, 89 Prozent einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien. Finanzielle Anreize (72 Prozent), Beratungsangebote (71 Prozent) und mehr Forschung (65 Prozent) stehen ebenfalls auf der Wunschliste. 61 Prozent fordern eine stärkere Integration digitaler Technologien in Umwelt- und Klimapolitik, 51 Prozent wünschen sich eine nachhaltigere öffentliche Beschaffung.

Mit Blick auf das kommende Jahr empfiehlt Bitkom, das zirkuläre Wirtschaften umfassend zu stärken – etwa durch die Förderung von Refurbished-IT, Product-as-a-Service-Modellen und Reparaturservices. Gleichzeitig sollte der Einsatz energieeffizienter KI und grüner Hardware systematisch gefördert werden. Auch die öffentliche Hand könne durch gezielte Beschaffungspolitik als Innovationsmotor fungieren.

»Gelingt es, Bürokratie abzubauen, Investitionen zu erleichtern und Digitalisierung gezielt für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zu nutzen, kann Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit stärken und mittelfristig seine Klimaziele erreichen«, fasst Raab zusammen.