Was ist eine bimodale IT?

Mit einer bimodalen IT sollen sich Projekte schneller entwickeln lassen. Geprägt hat den Begriff wohl Gartner. Was steckt dahinter und lohnt es überhaupt, sich damit zu beschäftigen? Doc Storage hat dazu eine klare Meinung.

Leserfrage: Mit einer bimodalen IT sollen sich Projekte schneller entwickeln lassen. Geprägt hat den Begriff wohl Gartner. Es gibt einige Artikel dazu, aber so richtig dahinter gestiegen bin ich nicht, was das nun sein soll. Vielleicht schaffen Sie es zu erklären, was eine bimodale IT sein soll? Was steckt dahinter und lohnt es überhaupt, sich damit zu beschäftigen?

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Antwort Doc Storage:

DocStorage2014 thumb Jetzt könnte ich schnell antworten: Eine neue Sau, von Gartner im Sommerloch geboren, ganz schnell durchs Dorf laufen lassen und dann vergessen. Aber dann werde ich wieder von den üblichen Verdächtigen dafür verhauen. Also, beschäftigen wir uns einmal mit dem nötigen Ernst damit…

Die bimodale IT soll dafür sorgen, dass traditionelle, kaum zu ändernde und stabile Kernsysteme in Unternehmen von solchen dem Kunden zugewandten, noch nicht etablierten und agilen Anwendungen zu trennen. Eigentlich hat dieses Wort in der EDV nichts zu suchen, aber ich benutze es trotzdem einmal, weil Gartner und die anderen Glaskugelleser das auch gern tun – klingt wohl toll. Hiermit soll den »neuen« Systemen eine Art Befreiung von den Leitplanken der traditionellen Datenverarbeitung (DV) und deren Entwicklung und Anpassung wesentlich schneller ermöglicht werden. So die Idee.

Hintergrund sind neuartige Sichtweisen auf die DV, wobei diese nicht mehr nur die zum Geschäftsbetrieb notwendigen Kernsysteme entwickeln und möglichst stabil und zuverlässig betreiben soll, sondern mit den Fachabteilungen zusammen völlig neue (disruptive) Anwendungen entwickelt und in den Betrieb bringt, dies auch und vor allem im Zusammenhang mit der viel gepredigten »digitalen Transformation«. Die hierfür notwendigen flexibleren Abteilungsstrukturen entsprechen allerdings meist nicht den bisherigen Strukturen der DV-Abteilungen, so dass von Analysten empfohlen wird, völlig neue Arbeitsbereiche mit an die neuen Ansprüche angepassten Aufstellungen zu schaffen.

Ansich eine schöne Idee, hört sich toll an – und jetzt kommt das Aber, für das ich wieder Prügel beziehen werde: Herrschaften, sowas machen wir seit Anbeginn der Zeit. Schon immer haben wir den Betrieb mit seinen Legacy-Kernsystemen gehabt, an denen sich nichts oder kaum etwas geändert und deren sicherer und unterbrechungsfreier Betrieb die Existenz des Unternehmens garantiert hat. Schon immer haben wir daneben F&E-Abteilungen, Systemprogrammierung, Betriebsvorbereitung oder wie es auch immer geheißen hat gehabt, welche nach Absprache mit den Fachabteilungen (und nur für die veranstalten wir den ganzen Rummel, ebenfalls seit Anbeginn der Zeit) neue Anwendungen und neue Prozesse entwarfen und diese möglichst schnell (weil jemand damit Geld verdienen oder Kosten vermeiden wollte) in den Betrieb überführten.

Bimodale IT ist also nichts als ganz alter Wein in noch älteren Schläuchen. Und nur, weil die Ursprünge dieser Vorgehensweise in Zeiten zurückzuführen sind, als die meisten Gartner-»Berater« noch das Glänzen im Auge ihrer Eltern waren, müssen wir an diesen auch heute nichts ändern. Ich muss schon ein wenig schmunzeln, da dieselben Berater noch vor Jahren eine möglichst homogene und dadurch ganz toll kostensenkende Abteilungsstruktur in der EDV empfohlen haben. Und nun merken sie, dass sie mit ihren eigenen Zielen nicht mehr zurechtkommen, und versuchen diese Fehler mit einem neuen tollen denglischen Begriff zuzukleistern.

Wenn Sie also eine vernünftige, weil nicht jedes Jahr an die Empfehlungen der Berater angepasste DV betreiben und somit sowohl über Betrieb als auch über Entwicklung verfügen, haben Sie alles, was Sie brauchen. Und komme mir jetzt niemand von den üblichen Verdächtigen und belehre mich über digitale Transformation und dass bei bimodaler IT etwas anderes gemeint sei als eine getrennte Entwicklungsabteilung. Es heißt nur anders, das Ergebnis ist dasselbe. Die interne DV in Unternehmen hat, wenn sie gut betrieben wurde und wird, niemals ein Eigenleben geführt und immer alle Prozesse mit ihren Kunden, also den Fachabteilungen abgestimmt. Alles andere ist eine Frage von Kommunikation zwischen den Unternehmensteilen, nicht von tollem neuen Beratersprech.

Gruß
Doc Storage

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