Trendforce: Massive Engpässe bei Nearline-HDDs pushen QLC-SSDs
Der Boom bei Inferenz-AI treibt den Speicherbedarf massiv an. Laut Trendforce sind Nearline-HDDs inzwischen über 52 Wochen im Voraus ausverkauft. Hersteller wie Western Digital erhöhen Preise und setzen auf langsamere Seefracht. Rechenzentren prüfen daher verstärkt QLC-SSDs für Cold-Storage – mit Chancen, aber auch Hürden.
Laut den auf den Storage-Markt spezialisierten Analysten von TrendForce lässt die rapide steigende Zahl neuer Rechenzentren, insbesondere für Inferenz-Workloads, den Bedarf an Speicherkapazität in die Höhe schnellen. Cold Data – etwa bei Backups, Logs oder Compliance-Daten – wächst besonders stark. Bisher dominierten hier HDDs aufgrund niedriger Kosten pro GByte. Durch den Lieferengpass denken Lösungsanbieter und Anwender verstärkt über den Einsatz von QLC-SSD nach.
Trendforce nennt Lieferzeiten von einem Jahr für größere HDD-Bestellungen. Laut Berichten aus Asien betrifft dies vor allem Nearline-Festplatten. Western Digital informierte Partner, dass Preise unmittelbar steigen und vermehrt Seefracht statt Luftfracht genutzt wird – was Lieferungen zusätzlich um bis zu zehn Wochen verzögert. Hintergrund: HDD-Hersteller haben ihre Produktionskapazitäten in den vergangenen Jahren kaum erweitert und sind auf den aktuellen Bedarf durch KI-Server nicht vorbereitet.
Folgen für Rechenzentren: Breakout bei QLC-SSD
Cloud Service Provider und Serverbetreiber sehen sich gezwungen, Alternativen zu prüfen. Ursprünglich für Hot- und Warm-Data-Workloads eingesetzt, rücken SSDs nun auch für Cold Storage in Betracht. Trotz höherer Kosten könnten sie eine Brücke schlagen, um Datenmengen ohne häufigen Zugriff zuverlässig abzulegen.
QLC-SSDs bieten im Vergleich zu HDDs nicht nur höhere I/O-Leistung, sondern auch rund 30 Prozent niedrigeren Energieverbrauch. In Kombination mit wachsendem SSD-Angebot für Rechenzentren eröffnen sich neue Einsatzszenarien. Trendforce prognostiziert ab 2026 ein „Breakout-Jahr“ für hochkapazitive QLC-SSDs.
Auch SSD-Preise steigen
Die Engpässe wirken auch auf die Flash-Märkte. Sandisk hat die Preise für NAND-Flash-Bausteine um zehn Prozent angehoben. Micron pausierte Preisinformationen, um neue Werte festzulegen – mit erwarteten Steigerungen von bis zu 30 Prozent. Weitere Hersteller dürften nachziehen.
Darüber hinaus ist es mit einem einfachen Hardware-Tausch nicht getan: Damit QLC-SSDs HDDs im Cold-Data-Segment großflächig ersetzen können, müssen CSPs ihre Daten-Management-Algorithmen, Software-Stacks und TCO-Modelle anpassen. Dennoch rechnet Trendforce für das vierte Quartal 2025 kurzfristig mit fünf bis zehn Prozent höheren Umsätzen bei Enterprise-SSD.