Solidigm-Studie: SSD im EByte-Betrieb 59% günstiger als HDD
Mit einer 10-Jahres-TCO-Analyse will Solidigm zeigen, dass moderne QLC-SSDs in Kombination mit der VAST-Architektur traditionelle HDD-Infrastrukturen deutlich unterbieten – sowohl bei Energie, Fläche als auch Gesamtkosten. Die Studie verspricht bis zu 59 Prozent Kostenvorteil im Exabyte-Maßstab. Die Studie ist ein (un)gewolltes Ärgernis.
Der US-Hersteller Solidigm, im Besitz von SK hynix und vormals als SSD-Marke von Intel vermarktet, stellt in seiner Analyse »The Economics of Exabyte Storage« ein vermeintlich überraschendes Ergebnis vor: Demnach kann eine auf QLC-SSDs und VAST Data’s DASE-Architektur basierende Lösung über zehn Jahre hinweg rund 58,9 Prozent geringere Gesamtkosten (TCO) erzielen als ein klassisches HDD-Setup mit einer Open-Source-Lösung auf Basis von Ceph.
In der Modellrechnung werden zwei Architekturen gegenübergestellt:
- HDD/CEPH: 30-TByte-HDDs (Seagate Exos Mozaic), herkömmliche Redundanz, kein Data-Reduction-Layer.
- SSD/Vast: Solidigm QLC-SSDs mit Vast Data’s Disaggregated Shared Everything-Architektur (DASE), integriertem Datenreduktionseffekt und effizientem Erasure Coding.
Zielgröße war ein Exabyte nutzbarer Speicher. Solidigm kalkuliert auf Basis aktueller Komponentenpreise, Stromverbrauchswerte und Flächenbedarf. Solidigms Berechnungen (siehe Tabelle) kommen zu einem Gesamtkostenvergleich von 85,6 Millionen US-Dollar (HDD) zu 35,2 Millionen US-Dollar (SSD). Das entspreche einer Ersparnis von rund 59 Prozent zugunsten der SSD/Vast-Lösung.
Für diese Kalkulation ohne Software, Service und sonstige Erwägungen wie vermutbare Technologie-, Preis- und Marktentwicklungen, legt Solidigm folgende Kriterien als Hauptkostentreiber zu Grunde:
- Platzbedarf: All-Flash-Systeme benötigen nur einen Bruchteil der Racks.
- Energieeffizienz: QLC-SSDs verbrauchen signifikant weniger Strom, was die OpEx massiv senkt.
- Langlebigkeit: SSD-Systeme werden über den gesamten Zeitraum ohne Austauschzyklen betrieben, während HDD-Cluster in der Kalkulation zwei komplette Refreshes durchlaufen.
- Effiziente Datenreduktion: Die VAST-Software erzielt laut Solidigm eine Reduktion von 2,5:1 und steigert so die effektive Nutzkapazität.
Fazit der Solidigm-Einlassungen
Die Analyse positioniert SSDs nicht länger als Premium-Technologie, sondern als kosteneffiziente Option auch für Kapazitäts-Workloads im Exabyte-Maßstab. Solidigm sieht in der Kombination aus QLC-Technologie, Energieeffizienz und reduzierter Infrastruktur einen Wendepunkt in der Storage-Ökonomie.
Michael Baumann, speicherguide.deAnmerkung der Redaktion: Kritik an der Solidigm-Studie
Der Redakteur ist bestrebt, eine Anmerkung deutlich kürzer zu halten als den Artikel selbst und etwaige Affekte im Zusammenhang mit Hutschnüren mit sich selbst auszumachen. Nur so viel: Es ist legitim, aber unschicklich, ihn zu instrumentalisieren.
Relativ ungeschickt ist es, einen kurzfristigen Sinn erfüllt zu sehen: Man ist im Gespräch. Ob dies mittel- und langfristig die Glaubwürdigkeit einer Marke positiv bei potenziellen Käufern und Investoren beeinflusst, sei dahingestellt.
In der Redaktion erinnert man sich noch an ein Pamphlet der Investorengruppe Kerrisdale Capital vom September 2025, das sich angesichts solcher TCO-Eskapaden (damals bezugnehmend auf Pure Storage und einem älteren Versuch von Solidigm) zu amüsanten Kommentaren hinreisen lässt (»Ignore The Flash Fever Dream; HDDs Rule at Hyperscale«; »Our Take on the TCO Debate: It’s Not Even Close«) und konkludiert: »None of the flash-based solution providers can present an honest total cost of ownership (TCO) analysis. HDDs dominate at hyperscale because the math just works.«
In Bezug auf das aktuelle Konstrukt von Solidigm in gegebener Kürze: Natürlich handelt es sich um ein Marketing-Papier. Entsprechend »unfair«, um nicht zu sagen unsinnig, ist die Vergleichsbasis: Verglichen werden zwei Systeme mit unterschiedlicher Software-Architektur (Ceph vs. Vast). Damit wird nicht nur das Speichermedium, sondern das gesamte Software-Stack bewertet – inklusive Features wie Deduplikation oder Erasure-Coding, die Ceph so nicht bietet.
Dem Leser werden darüber hinaus sehr optimistische Annahmen bezüglich der SSD-Lösung quasi-faktisch »untergejubelt«: Dazu zählt eine sehr hohe Datenreduktion (2,5:1) oder auch die SSD-Lebensdauer (10 Jahre), insbesondere bei QLC-Flash. Zur Erinnerung: Solidigm und seine Produkte sind noch gar keine Dekade alt. Andererseits werden Festplatten-Ersatzzyklen (alle 4 Jahre) zu konservativ bewertet.
Und wie selbstverständlich werden die Kostenkomponenten unvollständig behandelt: Die Studie berücksichtigt keine Software-, Netzwerk- oder Lizenzkosten und setzt hohe Strom- und Flächenkosten an, die nicht für alle Rechenzentren realistisch sind.
Da stellt sich die Frage, ob die bemühten TCO-Kalkulationen (Total Cost of Ownership) am Ende nicht eher UFO sind: Uncomplete Financial Overguess.