Anzeige
Anzeige

Vmware-Lizenzstreit: Niederlande erzwingen Broadcom-Support

Vmware-Lizenzstreit: Niederlande erzwingen Support durch BroadcomEin niederländisches Gericht hat Broadcom verpflichtet, dem Infrastrukturministerium bis zu zwei Jahre lang technischen Support für Vmware-Produkte zu leisten. Hintergrund ist ein Streit über drastisch gestiegene Lizenzkosten. Die Entscheidung könnte wegweisend für andere europäische Behörden und Unternehmen sein.

Herber Dämpfer für Broadcom und seine schamlosen Lizenzpraktiken. Der US-Hersteller verliert in den Niederlanden einen Rechtsstreit das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft (Rijkswaterstaat): Broadcom und seine Tochter VMware müssen das Ministerium bei der geplanten Migration von VMware-Produkten für bis zu zwei Jahre weiter unterstützen – inklusive Wartung, Patches und technischem Support. Bei Nichteinhaltung droht ein tägliches Zwangsgeld von 250.000 Euro, maximal 25 Millionen Euro.

Auslöser für den Konflikt ist das neue Lizenzmodell, das Broadcom nach der Übernahme von Vmware im Jahr 2023 eingeführt hat. Dieses sieht ausschließlich abonnementbasierte Pakete vor und ersetzt die bislang gängigen unbefristeten Lizenzen. Für Rijkswaterstaat, die für den Betrieb kritischer Infrastrukturen wie Tunnel, Schleusen und Brücken zuständige Behörde, hätte dies eine Kostensteigerung von rund 85 Prozent bedeutet – von 2,1 auf knapp 4 Millionen Euro jährlich.

Anzeige

Gericht erkennt »Pflicht zur Sorgfalt« an

Einem Bericht der Kollegen von Channelpartner zufolge urteilte das Bezirksgericht von Den Haag, » dass `Broadcom gegen seine Sorgfaltspflicht verstößt´, indem das Unternehmen keine angemessene Ausstiegsunterstützung für Systeme bietet, die lebenswichtige nationale Infrastrukturen verwalten.« Die langfristige Abhängigkeit des Ministeriums von Vmware-Produkten habe ein besonderes Schutzbedürfnis geschaffen. Eine kurzfristige Abkündigung von Support-Leistungen sei für kritische Infrastrukturen nicht zumutbar.

Rechtsexperten sehen in dem Urteil ein wichtiges Signal für andere europäische Nutzer von Vmware-Lösungen, insbesondere in regulierten Branchen. Anders als in den USA könnten europäische Gerichte auf Grundlage des Fürsorgeprinzips vergleichbare Urteile fällen.

Die Kollegen der die Channelpartner zitieren Sanchit Vir Gogia, Chefanalyst und CEO von Greyhound Research: »Das niederländische Urteil ist eine formale Rüge gegenüber einer Unternehmensstrategie, bei der die Monetarisierung von Software von der Betriebskontinuität entkoppelt wurde.«

Breitere Diskussion um Lizenzpolitik

Das niederländische Urteil fällt in eine Phase, in der viele Großkunden von VMware vor Vertragsverlängerungen stehen. Analysten wie Forrester schätzen, dass bis zu 20 Prozent der Unternehmenskunden nach dem Broadcom-Deal schnell zu Alternativen wechseln könnten.

Für viele IT-Verantwortliche steht mittlerweile nicht nur der Preis im Fokus, sondern auch die Frage nach Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Die Entscheidung aus Den Haag könnte daher den Druck auf Anbieter erhöhen, bei Lizenzumstellungen transparente und faire Übergänge zu schaffen. Wie Analyst Vir Gogia betont, sei das niederländische Urteil ein Signal, dass Kundenresistenz gegen aggressive Lizenzstrategien zunehmend strukturiert, öffentlich und rechtlich durchsetzbar wird.

Der Zuspruch aus der IT-Branche ist groß – ebenso wie die Genugtuung darüber, dass Broadcoms bisherige »Take-it-or-leave-it«-Strategie nun erstmals juristisch in die Schranken gewiesen wurde. Auch im Software-Bereich gelten rechtsstaatliche Prinzipien wie Vertragskontinuität und Verhältnismäßigkeit. Branchenkenner sehen darin einen Präzedenzfall, der nicht nur den Handlungsspielraum großer Anbieter begrenzt, sondern auch die Position von Anwenderunternehmen bei künftigen Verhandlungen stärkt – insbesondere dort, wo es um kritische Infrastrukturen geht.