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Vmware aktuell (noch) unumgänglich

Vmware aktuell (noch) unumgänglichDie Unzufriedenheit mit Vmware wächst: Preiserhöhungen und eine umstrittene Strategie des neuen Eigentümers Broadcom lösen Unmut aus. Trotz des Entwicklungsvorsprungs und der Herausforderungen, die eine Migration mitsichtbringt, ist der Ruf nach Alternativen laut. Noch decken diese allerdings nicht alle Bedürfnisse ab.

Virtualisierung und eine mögliche Abkehr von VMware ist aktuell Branchen-Thema Nummer 1. Alle sind geschockt bezüglich der Preisentwicklung und des Geschäftsgebarens des neuen Vmware-Besitzers. Auf der Storage Technology-Konferenz des DLR wurde »VMware« sogar zum IT-Unwort des Jahres ernannt. Zwar prüft derzeit nahezu jede IT-Abteilung mögliche Alternativen, allerdings so richtig ran traut sich keiner. Noch.

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Vmware zu migrieren, ist im großen Stil ein aufwändiges Projekt. Auch sich auf einen neuen Vertragspartner einzulassen, hält viele noch zurück. Größere Unternehmen sind zudem noch an Rahmenverträge gebunden, aus denen man sich erstmal lösen müsste.

Fakt ist allerdings – bei allem Unmut – Vmware hat einen enormen Entwicklungsvorsprung. Im Enterprise-Bereich kann momentan keine der Alternativen Vmware ersetzen. Partiell gesehen natürlich schon, aber nicht in seiner Gesamtheit. Und dies weiß man auch bei Broadcom.

Während sich die Branche letztes Jahr noch fragte, warum ein Netzwerkhersteller eine Virtualisierungs-Software kauft, witterte man dort eventuell schon das große Geschäft. Immerhin war die Investitionssumme immens und der Wertzuwachs von Vmware ebenfalls. Zur Erinnerung:

  • 2003 kauft EMC Vmware für 635 Millionen US-Dollar
  • 2015 kauft Dell für 67 Milliarden US-Dollar EMC, inklusive Vmware
  • 2023 kauft Broadcom für zirka 70 Milliarden US-Dollar Vmware von Dell
Vmware war mehr als nur Client-OS-Virtualisierung, sondern mit NSX, vSAN, Load-Balancer, Firewall und weiteren Produkten auch im Netzwerkumfeld vertreten und in den Produkten von Dell EMC gut integriert. Aus diesem Grund dachte jeder, dass passt und wird weiterentwickelt. Was aber Anfang des Jahres passierte, schockte die Kunden.

Produkte wurden abgekündigt wie zum Beispiel vSphere Remote Office und ein gänzlich neues Lizenzmodell (Abo-Modell inklusive Kapazitätsabhängigkeit) eingeführt. Zudem wurden Produkt-Bundles erstellt. Laut Vmware geschah dies natürlich alles im »Sinne« des Kunden. Diese sind angesichts von Preiserhöhungen von bis zu über 100 Prozent eher fassungslos. Es verwundert daher nicht, dass sich alle auf die Suche nach Alternativen begeben.

Gesucht – Hypervisor-Alternativen

Hier bieten sich zunächst Microsoft mit Hyper-V sowie Citrix XenServer, KVM, Proxmox und XCP-ng an. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Das Entscheidende ist aber, eine Migration von Vmware auf ein anderes Produkt ist meist nicht so schnell, geschweige einfach möglich.

Das weiß auch Broadcom-CEO Hock Tan. Irgendwie müssen die 70 Milliarden ja wieder reinkommen. In diesem Fall, und darin sind sich Kunden und Experten einig, wurde die Marktmacht von Vmware schamlos ausgenutzt, um den höchstmöglichen Profit zu erwirtschaften. Rücksichtlos hat der Hersteller damit auch das Vertrauen zu seiner Kundenbasis zerstört. Es verwundert nicht, dass dieses Vorgehen die EU-Kartellbehörde auf den Plan gerufen hat. Vmware sieht dies natürlich gänzlich anders.

Vmware trennt sich vom Endnutzer-Computing

Während der Finanzmitteilung des Unternehmens für das vierte Quartal 2023 bestätigte CEO Tan offiziell, dass Broadcom beabsichtigt, sich vom Endbenutzer-Computing zu trennen. Somit werden in Zukunft keine virtuellen Desktop-Infrastrukturlösungen wie Vmware Horizon mehr angeboten. Im Februar dieses Jahres gab das Investmenthaus KKR bekannt, eine endgültige Vereinbarung zur Übernahme der EUC-Abteilung von Broadcom getroffen zu haben. Durch diesen Abschluss wird die EUC-Abteilung (End User Computing) zu einem eigenständigen Unternehmen.

Im Rahmen der Abkehr von der unbefristeten Lizenzierung wurde die freie Lizenz VMware vSphere Hypervisor (Free Edition) laut Broadcom EOGA (Ende der allgemeinen Verfügbarkeit) gesetzt. Derzeit ist kein gleichwertiges Ersatzprodukt verfügbar oder in Planung.

Broadcom setzt auf Abonnement-Zwang

Durch die Übernahme von Vmware treibt Broadcom den Zwang auf Abonnement-Software für alle Vmware-Produkte voran. Um Kunden zum Abschluss eines Software-Jahresabonnements zu bewegen, hat man den Preis der Vmware Cloud Foundation gesenkt. Vmware Cloud Foundation ist Broadcoms neues Flaggschiff-Hybrid-Cloud-Angebot der Unternehmensklasse, mit dem Kunden ihre geschäftskritischen Anwendungen belastbar und kosteneffizient ausführen sollen. Momentan noch gibt es einen Rabatt, allerdings ist nicht absehbar, wie lange noch.

Damit hat Broadcom eindeutig den Weg von Adobe eingeschlagen und betrachtet die Bereitstellung von Software ausschließlich als Cloud-basierten Dienst. In Kombination mit der Schließung bestehender Vertriebskanäle für Vmware-Partner und der Einstellung ihrer On-Prem-Software muss sich das gesamte Software-Asset-Management auf vollkommen neue Einkaufszwänge einstellen. Viele Anwender werden gleich den Entwurf einer vollkommen neuen Architektur in Betracht ziehen, da in den meisten Umgebungen die Verwendung nicht unterstützter Software untersagt ist.

Massiver Stellenabbau bei Vmware erwartet

Es wird, trotz all dem hochtrabenden Manager-Analysten-Sprech in Konferenzen und Interviews, zu einem massiven Stellenabbau bei Vmware kommen. Das Unternehmen versucht, den größtmöglichen Mehrwert aus den 69 Milliarden US-Dollar herauszuholen, die man für die Vmware-Übernahme ausgegeben hat. Die Änderungen bei der Software-Lizenzierung bedeuten auch, dass die meisten Kunden nicht mehr mit ihrem gewohnten Vmware-Partner zusammenarbeiten werden.

Ein Analysten-Blog meinte hierzu: »Natürlich wurden Einsparungen erwartet – Broadcom hatte zuvor festgelegt, dass man nach Abschluss des Deals 250 Millionen US-Dollar an `Synergien´ finden könne, und Vmware-Mitarbeiter wurden bereits Anfang des Jahres davor gewarnt.« Dann kam es zu den ersten Entlassungen. Weiterhin wies der Analyst darauf hin, dass Broadcom die Rückkehr zum Büroarbeitsplatz vorschreibt und damit die Hybridvereinbarungen von Vmware aufkündigt. Auch das wird für viele Mitarbeiter eine sehr unpopuläre Entscheidung sein. Mit Blick auf bestehende Vmware-Partner wurde festgestellt: »Für die zum Teil langfristig gebundenen Partner besteht das Problem darin, dass dies alles mit vollkommen neuen Vertragsbedingungen und der ständigen Angst vor möglichen Preiserhöhungen einhergeht. Broadcom hat bereits angekündigt, dass es einen schnellen Übergang von unbefristeten Lizenzen zu laufenden Abonnements wünscht.« Abonnements kosten mit der Zeit allerdings selten weniger als klassische Käufe und erfordern von den Kunden ganz andere Bestell-, Buchungs- und Abrechnungsverfahren.

Noch ist Vmware relativ safe

Bisher wurde Vmware durch die Position als etablierter Anbieter und Kreateur eines neues Segmentes einigermaßen geschützt. Viele IT-Verantwortliche testen momentan vor allem Alternativen aus dem Open-Source-Umfeld. Sie müssen allerdings feststellen, dass ein Großteil der in den Unternehmen laufenden Software nur als vSphere-basierte virtuelle Appliances verfügbar sind. Daher sollte man – zunächst – in den sehr sauren Apfel beißen und bei Vmware bleiben, wenn es den eigenen Anforderungen entspricht.

Gleichzeitig wird ein Plan B entwickelt. Wer weiß, auf welche Ideen – vor allem im Bereich der Preisliste – Broadcom in Zukunft noch kommt, um sich die 69 Milliarden mit etwas Ertrag zurückzuholen. Wie wir hören, arbeiten viele an sogenannten Leuchtturmprojekten als Alternative zu Vmware. Einerseits um einen Wechsel zu ermöglichen, andererseits um Broadcom zu stellen: »Wir haben eine Alternative, ändert Euer Geschäftsmodell.«

Für den Erhalt der bisherigen Infrastruktur spricht auch das in die zuständige Mannschaft investierte Training. Die hierbei speziell für Vmware erworbenen Kenntnisse wären bei einem Wechsel annähernd wertlos. Wobei eine gewonnene Erfahrung in der IT immer etwas Wert ist und ein Hersteller-, Produkt- und Strategiewechsel auch nicht gänzlich unüblich ist.

Cloud als Vmware-Ersatz

Eine ebenfalls diskutierte Möglichkeit ist, die lokale auf Vmware betriebene Umgebung vollständig in eine extern betriebene Cloud zu verschieben. Damit entbindet man sich von einem bestimmten Hersteller, so ein Argument der Befürworter. Kritiker bemängeln, dass man sich damit in Abhängigkeit eines Cloud-Providers begibt.

Preiswerter wird es meist nicht, denn oft genug explodieren die Kosten mittelfristig regelrecht. Während in einer Netzwerkumgebung die Rechtevergabe sehr stark reglementiert ist, kann in der Cloud quasi jeder kaufen was und so viel er will. Hier wird eine starke und einschränkende Verwaltung benötigt, die es aber selbst aufzusetzen gilt und nicht einfach als Cloud-Baustein hinzugebucht werden kann.

Für größere Umgebungen fehlt es momentan an einem brauchbaren Vmware-Ersatz. Hyper-V ist noch am weitesten, kann aber nicht alles abdecken. Knackpunkte sind insgesamt unter anderem das Datastore-Management, das automatische Verschieben von Daten sowie das Einbinden von Monitoring und Datenbanken. Auch das Backup ist bei den verschiedenen Alternativen noch nicht allumfassend gelöst. Aktuell heißt es abwarten, wie schnell die Alternativanbieter ihre Hausaufgaben abgearbeitet bekommen.


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