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Datenklau: Videoprogramm Capcut sofort löschen

Datenklau: Videoprogramm Capcut sofort löschenSchlechte Nachricht für die Nutzer der beliebten Videobearbeitungs-Software Capcut: Der Hersteller ändert stillschweigend die Lizenzbedingungen und macht sich alle Inhalte der Nutzer zu eigen. Ein Einspruch ist nicht vorgesehen. Dies verstößt klar gegen die DSGVO. Anwender sollten das Programm nicht mehr verwenden und umgehend löschen.

CapCut-Anwender wurden de facto enteignet – und das ohne Vorwarnung. Mit den neuen Nutzungsbedingungen räumt sich der Anbieter ByteDance eine weltweite, unbefristete, kostenlose und unwiderrufliche Lizenz an sämtlichen Inhalten ein, die mit der App erstellt, hochgeladen oder gespeichert wurden. Das gilt ausdrücklich auch nach Löschung des Kontos. Die Inhalte dürfen beliebig weiterverwendet werden – etwa für Werbung, Analyse oder in völlig anderen Kontexten – ohne Zustimmung, Mitteilung oder Vergütung.

Der Frust unter Creators, Agenturen und Unternehmen ist entsprechend groß. Besonders problematisch ist dabei die fehlende Transparenz: Die Lizenzänderung wurde nicht aktiv kommuniziert, sondern in den aktualisierten AGB versteckt. Wer die App weiter nutzt, akzeptiert die neuen Bedingungen automatisch – ein Vorgehen, das in der Plattformökonomie zwar üblich ist, in diesem Fall aber besonders tief in das Urheberrecht und die Privatsphäre eingreift.

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Vertrauensbruch gegenüber der Community

Die Änderung ist nicht nur aus rechtlicher Sicht bedenklich, sondern auch ein Vertrauensbruch gegenüber Millionen von Nutzer:innen, darunter viele Content-Creator, Marketingagenturen und Medienschaffende, die Capcut für berufliche Produktionen nutzen. Da Bytedance ein chinesischer Konzern mit Verbindungen zu staatlichen Strukturen ist, bleibt laut Kritikern unklar, welche Wege und Verwendungszwecke die Inhalte künftig nehmen könnten.

Die Kontrolle über das eigene geistige Eigentum geht damit vollständig verloren. Für professionelle Anwender:innen, die mit Capcut interne Schulungsvideos, vertrauliche Interviews oder Markeninhalte bearbeiten, ist das ein erhebliches Risiko – sowohl aus Sicht des Datenschutzes als auch der geschäftlichen Vertraulichkeit.

Neue Capcut-Klauseln verstoßen gegen die DSGVO

Rechtlich sind die neuen Bedingungen hoch umstritten. Zwar darf ein Anbieter grundsätzlich Nutzungsrechte einfordern, damit ein Dienst technisch funktioniert. Doch die Pauschallizenz von Capcut geht deutlich darüber hinaus. Jurist:innen sehen hierin eine unangemessene Benachteiligung gemäß § 307 BGB, einen klaren Verstoß gegen die DSGVO sowie mögliche Konflikte mit dem nicht übertragbaren Urheberpersönlichkeitsrecht. Besonders brisant: Die App greift auf biometrische Daten wie Gesichtsmerkmale und Sprache zu – Informationen, die laut Artikel 9 DSGVO als besonders schützenswert gelten und nur mit ausdrücklicher Einwilligung verarbeitet werden dürfen. Diese Einwilligung fehlt.

Betroffene können sich an Verbraucherzentralen oder Datenschutzbehörden wenden. Letztere haben auf Basis der DSGVO die Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen oder Bußgelder zu verhängen. Capcut wird derzeit formal von ByteDance Pte. Ltd. in Singapur angeboten, ist jedoch durch seine Tätigkeit im EU-Markt an europäisches Recht gebunden. Die Durchsetzung von Ansprüchen ist dennoch aufwändig, da greifbare Ansprechpartner innerhalb der EU fehlen. Eine pragmatische Sofortmaßnahme bleibt daher: Nutzung einstellen, Inhalte sichern, App löschen.

Datenhoheit: Bewusste Wahl der Werkzeuge

Im aktuellen Diskurs um digitale Souveränität kommt Capcut als konkreter Fall gerade zur rechten Zeit. Denn die Diskussion beschränkt sich nicht mehr nur auf geopolitische Abhängigkeiten, sondern betrifft ganz praktische Fragen der täglichen Tool-Wahl. Viele Nutzer:innen übersehen im Alltag, dass die Nutzung kostenloser Dienste oft mit umfassenden Rechten an den eigenen Daten »bezahlt« wird. Digitale Souveränität beginnt genau hier – mit informierten Entscheidungen darüber, wem man welche Daten anvertraut.

Redaktionen, Agenturen und professionelle Content-Teams sollten jetzt handeln: bestehende Workflows analysieren, Capcut aus sensiblen Umgebungen entfernen und auf transparente, lokal installierbare Alternativen umsteigen. Denn Kontrolle über Inhalte und Daten ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für nachhaltige, vertrauenswürdige Medienproduktion. Und je früher reagiert wird, desto besser.

Zusammenfassung:

  • Umfassender Rechteverlust: Capcut sichert sich laut neuen AGB eine weltweite, unbefristete und kostenlose Lizenz an allen Nutzerinhalten – auch nach Löschung des Kontos.
  • Verstoß gegen Datenschutzrecht: Die Verarbeitung biometrischer Daten (Gesicht, Stimme) ohne ausdrückliche Einwilligung verstößt klar gegen die DSGVO.
  • Handlungsbedarf für Nutzer: Anwender sollten Capcut nicht mehr verwenden, bestehende Daten sichern und auf datenschutzkonforme Alternativen umsteigen.
Capcut-Alternativen:

1. DaVinci Resolve – Blackmagic Design

Professioneller, plattformübergreifender Videoeditor (Windows, macOS, Linux) mit großem Funktionsumfang – kostenlos in der Basisversion. Keine Cloud-Pflicht, keine versteckten Rechteübertragungen.

  • Plattform: Windows, macOS, Linux
  • Kosten: DaVinci Resolve kostenlos, Studio-Version ca. 299 Euro einmalig

2. VN Video Editor

Mobil- und Desktop-Editor mit moderner Oberfläche, für Social-Media-Videos konzipiert. Keine Wasserzeichen, kein Account-Zwang – mit lokaler Verarbeitung.

  • Plattform: iOS, Android, Windows, macOS
  • Kosten: kostenlos, mit optionalem VN Pro Abo (ca. 10 Euro/Monat oder 80 Euro/Jahr)

3. Shotcut

Open-Source-Software für Windows, macOS und Linux. Keine Anmeldung, keine Telemetrie. Konzipiert vor allem für einfache bis mittlere Projekte mit viel Formatunterstützung.

  • Plattform: Windows, macOS, Linux
  • Kosten: kostenlos (Open-Source)

4. Kdenlive

Ebenfalls Open-Source und besonders unter Linux verbreitet, aber auch für Windows verfügbar. Etwas technischer, dafür komplett offlinefähig und ohne Datenweitergabe.

  • Plattform: Linux, Windows, macOS
  • Kosten: kostenlos (Open-Source)

5. Adobe Premiere Elements

Kostenpflichtige, aber datenschutzfreundlichere Alternative aus dem Hause Adobe – speziell für Einsteiger und semiprofessionelle Nutzer gedacht. Keine Cloud-Pflicht im Vergleich zur Pro-Version.

  • Plattform: Windows, macOS
  • Kosten: ca. 99 Euro (3-Jahres-Lizenz, keine Cloud-Bindung)

6. Canva (Video-Editor)
Browserbasierte Plattform mit umfangreichem Template- und Medienpool, inkl. Video-Editing und Grafik-Design. Freemium-Modell mit optionalem Abo (Canva Pro).

  • Plattform: Web, Windows, macOS, Android, iOS
  • Kosten: kostenloser Basiszugang; Canva Pro ab ca. 12 Euro/Monat (ca. 120 Euro/Jahr)