Sei doch nicht so emotional!

Emotionen haben im Business nichts verloren, so der weit verbreitete Glaube. Wenn jemand selbige zeigt, wird er oft als unprofessionell und schwierig angesehen. Und dann erwischt’s uns selber. Verflixt. Das wirft natürlich die Frage auf, wie sich solche Situation erfolgreich meistern lassen. Die überraschende Antwort gibt es hier.

Emotionen haben im Business: Wie sich Situation erfolgreich meistern lassen.Emotionen haben im Business: Wie sich Situation erfolgreich meistern lassen.Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem guten Freund auf einen Drink getroffen und auf die Frage, wie sein Tag war kam die Antwort: »Nicht so klasse – ich habe da diese eine wirklich schwierige Mitarbeiterin – sie reagiert auf alles so emotional. Einfach unprofessionell.«

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Auf die Nachfrage, was er denn genau damit meinte, hörte ich, dass die Kollegin wohl schnell Tränen in die Augen bekommt bei der leisesten Kritik und schnell ärgerlich oder frustriert reagiert, wenn Dinge nicht so laufen, wie sie sie gerne hätte.

»Ah, solche Typen kenne ich auch«, mag jetzt bei Dir hochkommen. Tat es auf jeden Fall bei mir.

Und gleichzeitig wurde mir klar, dass wir emotional im beruflichen Umfeld nur für ungewünschte Emotionen verwenden. Oder hast Du schon mal jemanden gehört, der gesagt hat, der freut sich viel zu sehr oder hat viel zu oft gute Laune?

Und mit diesen schwierigen Emotionen wollen wir meist nichts zu tun haben – bei uns selber nicht und bei anderen schon gar nicht.

Und schwuppdiwupp stecken wir fest und finden es schwer, die Kommunikation fortzusetzen, wenn jemand so »emotional« reagiert.

Vielleicht sind wir ja selber die, die emotional reagieren. Und wenn ja – gratuliere. Das heisst nämlich, dass Du die Emotionen wahrnimmst. Der erste Schritt. Die weiteren erläutere ich gleich.

Wenn Du der Meinung bist, Du reagierst immer professionell und rational, schau noch mal genauer hin. Wirklich? Du freust dich nie im Büro? Oder hast dieses ärgerliche Kribbeln im Bauch, weil die Kollegin/der Kollege mal wieder ihren Job nicht gemacht hat?

Wir sind ALLE emotionale Wesen

Bevor ich in mögliche Lösungen hüpfe, lass uns doch mal über Emotionen generell reden.

Windest Du dich schon im Stuhl? »Arggh – wer will schon über Gefühle reden, dazu noch im Business?«

Hier geht’s immerhin ums Geschäft– da haben Emotionen nichts verloren, hier ist Professionalismus, Rationalität und analytisches Denken gefragt.

Ich räume jetzt mal mit diesem Mythos (hoffentlich) ein für alle Mal auf: Wir sind ALLE emotionale Wesen – ob in unserem Privatleben oder im Office/Job. Und unsere Emotionen können wir schlicht und ergreifend nicht an der Garderobe abgeben.

Im Klartext heisst das, dass wir ausnahmslos emotional reagieren. Ob wir das wollen oder nicht.

Da wir gelernt haben, dass das unprofessionell ist (wer hat eigentlich mit dem Mist angefangen?), versuchen wir, die unerwünschten Emotionen wie die Pest zu vermeiden.

Was wir ebenfalls (fast alle) gelernt haben, ist entweder:

  • unsere (negativen) Emotionen zu unterdrücken ODER
  • wir drücken sie in unserem meist inadäquaten Verhalten aus: Wir blocken oder schreien, tratschen hinterm Rücken anderer oder unterstützen kräftig die Office-Politik.

Wir zahlen einen hohen Preis

Beides ist extrem destruktiv und der Preis hoch.

In ersterem Fall riskieren wir Krankheiten auf physischer oder psychischer Ebene: Die hohen Raten an Bluthochdruck unter Managern kommen nicht von ungefähr. Der bekannte Mediziner Viktor von Weizäcker unterstützt eine Studie, die belegt, dass die Unterdrückung von Wut oft auch mit dem Gefühl der Demütigung verbunden ist – beides pusht nachweislich den Blutdruck.

Auf der psychischen Ebene wissen wir sicher alle, dass Depressionen immer mehr im Vormarsch sind – Zahlen von deutschen Krankenkassen, die Fehltage überwachen und dokumentieren sprechen eine deutliche Sprache – eine Verdreifachung in den letzten 20 Jahren.

Emotionen sind Energie, die irgendwo hin muss – wenn wir sie nicht adressieren, steckt sie irgendwo im Körper fest und blockiert den Energiefluss.

Ich habe das jahrelang praktiziert – speziell während ich in Corporates angestellt war. Und habe mich immer »zusammengerissen«, wenn mir eher zum Heulen zumute war oder ich stinkesauer auf jemanden war.

Das Problem dabei war – ich dachte, das ist halt so, wie »man« (wer auch immer man ist) in dem Umfeld zu verhalten hat. Mit dem Ergebnis, dass es alle paar Monate mit Macht aus mir herausgebrochen ist – in aller Regel aber im privaten Umfeld.

Was wenig zuträglich für meine Beziehung war. Und meine Geduld mit meinen Kindern litt ebenfalls immens darunter.

Was dann auf Unverständnis und Erstaunen gestossen ist: »Was ist denn los mit dir? Hab’ ich was falsch gemacht?« Weil wir ja oft das Gefühl haben, dass wir an den Emotionen und dem Verhalten der anderen »Schuld« sind (da komme ich gleich drauf zurück).

In dem anderen Fall riskieren wir neben der Gesundheit Beziehungen. Wenn nämlich die Energie der Emotionen in Aktionen mündet, die aggressiv, passiv-aggressiv oder extrem defensiv sind.

Und die beschädigen Vertrauen. Und Vertrauen ist die einzige Grundlage, auf der echte und nachhaltige Produktivität, Kreativität und Innovation stattfinden kann. Und auf deren Basis wir uns wohl und sicher fühlen. Verlust von Vertrauen und Beziehungen bedeuten oft das Entstehen von Angst – und davon gibt es reichlich in Menschen und Unternehmen.

Für mich war das final der Grund, nicht mehr in eine solche Umgebung zu gehen – das ist 15 Jahr her – damals hatte ich noch keine Ahnung, dass es auch anders gehen könnte.

Die anderen sind schuld – oder?

Man – wie oft habe ich gedacht, dass der blöde Kollege oder mein Boss für meine schlechte Laune verantwortlich ist, weil er einfach chaotisch ist, keine Ahnung hat, wovon er spricht oder schon wieder zu spät zum Teammeeting kommt. Oder eines meiner Kinder, wenn sie mich zum 100. Mal angepatzt haben.

Hört sich ja logisch an, oder? Erst kommt das Verhalten (oder das, was gesagt wird), dann sofort unsere Emotion. Hängt also zusammen.

Stimmt absolut.

Allerdings ist das, was die anderen sagen, machen – oder nicht machen – nur der Trigger, also Auslöser für unsere Emotionen, bzw. für unsere Gedanken, die dann die Gefühle auslösen.

Nochmal langsam zum Mitschreiben:

  • Jemand macht oder sagt was (Kollege kommt (mal wieder) zu spät zum Meeting).
  • Bei uns treten irgendwelche Gedanken auf (was erlaubt sich der, ganz schön unverschämt, der verschwendet meine Zeit… ich hab so viel zu tun…).
  • Die Gedanken lösen blitzschnell Gefühle aus (hier u.U. Ärger oder Frustration).

In aller Regel passiert das so schnell, dass wir die Zusammenhänge nicht wirklich sehen. Ging mir jahrelang so – und selbst heute überrollen mich ungewollte Emotionen manchmal eiskalt.

Fakt ist allerdings, dass unsere Gefühle unsere Verantwortung sind.

UND DAS IST WAS GUTES.

Lass mich das erklären.

Wir haben die Macht

Wenn niemand von aussen unsere Emotionen lenkt und wir selber dafür verantwortlich sind, können wir ja bestimmen, wie wir uns fühlen und was wir damit machen, richtig?

Und mal ganz ehrlich – wer hat schon Lust darauf, permanent frustriert, verärgert, ängstlich oder traurig zu sein? Das ist anstrengend und wie weiter oben beschrieben wenig zuträglich zu unserem Wohlbefinden.

Ich persönlich mag lieber Freude, innere Ruhe, Neugier, Liebe, Freiheit und Entspannung spüren.

Hört sich also erstmal relativ einfach an, die Realität ist, dass es eine Masse an Übung braucht, um an den Punkt zu kommen. Das ist wie mit jeder neuen oder anderen Verhaltensweise: je regelmässiger wir es praktizieren, desto besser werden die Ergebnisse sein.

Im Klartext: wir bestimmen unsere Reaktion. Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte: wir sind verantwortlich.

Positiv denken erledigt den Job nicht

Ich fand’s klasse, als ich das verstanden hatte. ICH hab’ ganz schön viel Macht. Selbst wenn sich andere um mich herum bescheuert verhalten, muss ich nicht in meiner Frustration oder meinem Ärger hocken. Genial.

Wenn uns allerdings jemand verletzt – bewusst oder unbewusst – oder uns einfach auf die Palme treibt mit ihrem Verhalten, dann ist es einfach gesagt als getan, mal eben diese Macht aus der Schublade zu holen.

Dann reagieren wir einfach nur – und fühlen uns bescheuert.

Uns dann mal eben zu sagen, jetzt ersetze ich mal eben die negativen Gefühle mit positiven, funktioniert nicht. Damit widerspreche ich mal eben den meisten Vertretern der »Denk positiv« Welle, macht aber nichts.

Irgendjemand muss ja mal die Wahrheit sagen.

Wenn der Ärger da ist, hilft nichts anderes als erst mal hinzuschauen – dazu gibt’s mehr Info in dem Download (siehe unten).

ERST dann können wir über eine aktive Änderung der Gefühle sprechen – und wenn wir den ersten Schritt auslassen, wird’s nichts.

Was uns die Auslöser von Emotionen verraten

Claudia Hesse: »Emotionen sind gut, auch im Business«Claudia Hesse: »Emotionen sind gut, auch im Business« Der Schlüssel unsere Emotionen und Reaktionen bewusster wahr zu nehmen sind die Trigger – also die Auslöser. Die haben nämlich auch immer was mit uns selber zu tun – nicht mit den anderen. Sicher gibt es Situationen, die fast jeden auf dieser Welt triggern würden: physische oder psychische Gewalt gegen einen anderen Menschen, bewusst verletzende Worte.

Hat trotzdem was mit uns zu tun: Weil wir nämlich diesen Radar bei uns eingebaut haben (mit wenigen Ausnahmen, das sind in aller Regel Psycho – oder Soziopathen), der uns automatisch signalisiert, was richtig und was falsch ist. Hätten wir den nicht, würden wir auch nicht mit Empörung, Abscheu, Ärger oder was es auch immer ist, reagieren.

Unter der ersten (negativen) Emotion liegt immer ein Grund:

  • Das Empfinden von Ungerechtigkeit.
  • Ich bin es nicht wert oder nicht gut genug.
  • Ich werde nicht gehört (oder gesehen).
  • Ich gehöre nicht dazu oder werde nicht akzeptiert.
  • Ich werde nicht geschätzt oder fühle mich ausgenutzt.

Die Liste liesse sich beliebig weiterführen. Es gehört allerdings viel Mut dazu, sich diesen Gründen zu stellen oder überhaupt genau hinzuschauen.

Verflixt – wir werden die Verantwortung einfach nicht los!!

Fazit: Wir sind alle emotionale Wesen und haben die Macht, unsere Gefühle zu verändern UND die Verantwortung für unsere Reaktionen. Du und deine Kollegin. Aber wahrscheinlich weiss sie es noch nicht.

Das nun alles zu wissen ist ja klasse. Hilft allerdings immer noch nicht dabei, die Situation zu verändern, richtig? Wenn die Kollegin emotional reagiert – wie damit umgehen? Oder wenn sie bei uns selber hochkommen – was tun?

Wie Du das Ganze jetzt erfolgreich in die Tat umsetzen kannst, verrate ich Dir in diesem Download – Eine 3-Schritte Anleitung.

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