1 TByte im Miniformat & Software regiert die Storage-Welt
Claudia Hesse,
speicherguide.deZwei Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal auf der CeBIT war. Irgendwie war die Veranstaltung öde und uninteressant für unser Segment geworden, was sich auch darin zeigte, dass immer weniger Storage-Aussteller den Weg nach Hannover fanden. Das Blatt schien sich nun seit letztem Jahr wieder zu wenden, daher habe ich auch mal wieder meinen Koffer gepackt, um mich in die Schlangen am Eingang zu stellen.
Die gab's allerdings nicht. Die Bahn war angenehm leer, der Marsch in die Messehallen entspannt und ohne Aufhalten. Naja, fast. Am Nordeingang wurde ich am Montag mit tösender Musik aus Riesenlautsprechern empfangen, was kurzfristig die Frage aufwarf, ob die Partys jetzt schon morgens starten, um Besucher anzulocken. Und aufgehalten wurde ich hier auch – von einem (sehr netten) Salesforce-Mitarbeiter, der mich fragte, ob ich einen Baum pflanzen wolle. Was ich dann auch getan habe. Schaufel und Handschuhe wurden dazu geliefert – und die Bäume auch. Eher Setzlinge, die die geneigten Besucher in kleine Container pflanzen konnten mit dem Ziel, dass all diese kleinen Eichen in Hannover ihren endgültigen Platz finden. Salesforce gibt regelmäßig an die Community zurück und setzt hier ein Zeichen gegen den Klimawandel mit der Aktion »Planet for the Planet« – schöne Idee, die meine Laune doch gleich verbessert hat.
Aber zurück zum eigentlichen Thema….
Regiert Software die IT-Welt?
Oder so zumindest mein Eindruck in den Gesprächen mit den Vertretern diverser Storage-Unternehmen. Mit wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel die Firma Qsan. Das taiwanesische Unternehmen, welches im übrigen zu großen Teilen Gigabyte gehört, hat sich auf die Fahne geschrieben, den NAS- und SAN-Markt in diesem Markt aufzumischen mit Systemen, die bis zu 30 Prozent schneller sein sollen als die A-Brands und welche dem SMB-Markt Enterprise-Funktionen zur Verfügung stellen sollen. Auch Bernd Widmaier vom schwäbische Value-Added-Distributor Starline stellt fest: »Die Hardware-Anbieter haben wenigstens was zum Vorzeigen, die Besucher kommen durchaus, um sich die Produkte tatsächlich anzuschauen.«
Dann wäre da noch Fast LTA aus München zu erwähnen, die nicht nur revisionssichere Speicher zur Archivierung anbieten, sondern sich auch auf die Fahne schreiben können, dass ihre Speicher – soweit nicht im Produktivsystem – gegen Ransomware gefeit sind. Ein Thema, welches immer häufiger auftaucht. Sprich, Datenverschlüsselung durch Hacker. Der Besitzer der Daten kommt nicht mehr an diese ran, bevor nicht ein Lösegeld gezahlt wird.
Aber daneben rückt die Diskussion über den effektiven Kundennutzen beim Einsatz diverser Storage-Lösungen immer mehr in den Vordergrund, die Tage der Höher-, Schneller- und Kleiner-Debatte verliert an Bedeutung, die über erreichte Business-Resultate, TCO (Total Cost of Ownership) und einfache Verwaltung gewinnt. Klar braucht der Kunde eine gewisse Datenmenge – aber was heute stimmt, ist morgen unter Umständen schon obsolet, sprich, die Lösungen müssen zudem noch extrem flexibel sein – niemand will für etwas zahlen, was er gar nicht braucht. Eher unter dem Begriff Skalierbarkeit bekannt.
Breites Feld: von der Mini-SSD über Hyperkonvergenz zum Drone-Summit
Ich persönlich fand folgende Themen spannend:
- Recovery Assurance: Daten sichern sollte heute für jedes Unternehmen Standard sein. Aber nicht so ganz viele probieren auch mal aus, wie, und vor allem ob das Recovery im Ernstfall funktioniert. Immerhin besteht ja die Möglichkeit von beschädigten Daten. Laut Matthias Höpfl bietet Unitrends hier mit seiner Lösung Funktionen an, die quasi eine Versicherung zur Datenwiederherstellung darstellen.
- Superkleine SSD: OCZ, das vor einiger Zeit von Toshiba akquirierte Unternehmen, stellt zur CeBIT eine SSD (RevoDrive 400) mit bis zu einem TByte für den Consumer vor. Dieser NVMe gepowerte Speicher – entweder auf Karte oder direkt in den Notebook einbaubar ist superklein, superleicht und hochperformant. Das Ende der HDD steht vielleicht noch nicht unmittelbar bevor, aber könnte am Horizont schon sichtbar sein.
- Sicherheit bei Hyperkonvergenz: Nutanix stellt mit seiner neuesten – software-basierten – Lösung, ein umfangreiches Paket vor, um die gesamte Storage- und Infrastruktur-Umgebung einfacher zu verwalten und zu analysieren. Auch hier war – wie von Nimble vor einigen Wochen gelauncht – das Wort »Predictive Analysis« zu vernehmen: Sprich vorhersagen, was das System auf Basis der analysierten Daten, macht (oder auch nicht) und Kapazitätsplanung, um potentielle Engpässe zu vermeiden. Was ich persönlich interessant fand ist, dass das System auch eine »Security Base Line« eingebaut. Diese basieren auf globalen Best Practices und sollen Sicherheitslücken im System durch stündliche Checks schließen. Dadurch sollen auch menschliche Fehler, wie das Öffnen eines Ports, aber vergessen diesen wieder zu schließen, abgefangen werden.
- Alles unter einem Hut: Simplivity ist nach eigener Aussage der einzige echte Anbieter von Hyperkonvergenz, da komplett alle Komponenten des kompletten Datacenters unter einer Oberfläche verwaltet werden. Inklusive Backup-Lösungen, Cloud-Gateways und Storage-Caching. Was dem generellen Trend im Markt – Vereinfachung und hohen Nutzen schaffen – folgt.
- Ransomware-sicher: Kidnappen von Daten passiert immer öfter, schlaue Hacker finden den Weg zu den Daten und blockieren diese. Die Fast LTA Systeme setzten genau hier an: Daten werden so gelagert, dass sie solchen Zugriffen entzogen werden und damit sicher sind.
- Drone Summit: Da gab es tatsächlich eine ganze Halle 16, in der nichts anderes gemacht wurde als Dronen hin und her zu fliegen. War eher kurios als spannend und hat mit Storage natürlich gar nichts zu tun.
Fazit: Lösungen immer komplexer, aber weniger vergleichbar
Ein weiteres deutliches Fazit für mich auf dieser Messe: Die angebotenen Produkte und Lösungen sind und werden immer weniger vergleichbar und komplexer. Vorwiegend durch die diversen Software-Pakete, die entweder mit diverser Hardware einsetzbar sind (zum Beispiel Freestor von Falconstor) oder fester Bestandteil einer Lösung sind (zum Beispiel Nimble mit dem All-Flash-System). Im Kern mögen sie noch gleich sein, doch sind die Zeiten der Tabellen mit Abhaken diverser Features im Vergleich deutlich vorbei. Was die Sache für den CIO bei der nächsten Investition nicht gerade einfach macht. Der Trend in Sachen Vereinfachung von Storage- und Datacenter-Umgebungen, sowie Skalierbarkeit und TCO hält nicht nur an, sondern verstärkt sich immens. Das wiederum zum Vorteil der zukünftigen Kunden, die sich freuen können, dass Hersteller erkannt haben, dass nicht der selbstverliebte Blick auf Features, sondern der Business-Nutzen derer für Unternehmen relevant sind.