Corona/IT Teil 3: Die Zeit nach Corona: Ein Blick in die Zukunft

Wann auch immer die Einschränkungen aufgehoben werden, es wird eine Zeit danach geben. Und darin ist sich Doc Storage sicher, naja, er hofft es, es wird vieles nicht mehr so sein wie vorher.

Möglicherweise stellen Firmen fest, dass es mit weniger Hard- und Software genauso gut geht, ohne externe Berater und einem wesentlich geringeren Budget. Und die Ersparnis darin liegt, die IT vor allem intern zu regeln.

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Kolumne Doc Storage:

DocStorage2014 thumb

Liebe Leser,

jaja, jetzt kommt schon wieder einer mit einem Beitrag zu »diesem« Thema. Aber ich werde es jetzt mal anders versuchen. Mich interessiert einmal nicht, wie sich dieses böse kleine Ding verbreitet hat, wie viele sich infiziert haben und noch infizieren werden, und auf welche Weise ist mir auch egal. Vielleicht interessiert mich ein wenig, wie lange dieser »Zustand« noch dauern soll, denn genau um den ersten Tag danach geht es. Und um alle Tage, die dann noch kommen werden. Vielleicht bis zum nächsten »Lockdown«, auf den wir dann ja wohl hoffentlich besser vorbereitet sein werden. Denn ob dieser kommen wird, ist nicht die Frage. Nur wann.

Tag eins nach der vollkommenen Aufhebung aller Maßnahmen gegen die Pandemie. Alle Arbeiter, Angestellten und sonstigen Beschäftigten recken sich noch einmal, schlingen »wie früher« das Frühstück hinunter, drücken Partner und eventuell vorhandenen Kindern einen kurzen Kuss auf die Wange, hetzen zur Arbeitsstätte (so diese noch vorhanden sein sollte), und… bemerken, dass sie sich allesamt an die Distanz, die man zu halten monatelang ermahnt war, gewöhnt hat.

Nun ist nicht mehr Nähe angenehm, sondern die berühmten eineinhalb Meter Abstand zueinander. Niemand gibt sich mehr die Hand zur Begrüßung, und kaum jemand traut sich schon, die zum allgegenwärtigen Accessoire aufgestiegenen Gesichtsmasken abzunehmen. Also – lächeln nützt auch nichts. Nicht mal die ekelhaften Gummihandschuhe landen sofort im Mülleimer. Nachdem die von zuhause wieder ins Büro verbrachten Rechner angeschlossen sind, bemerken die Büroinsassen als nächstes, dass ihnen das Geklacker der anderen Tastaturen und Mäuse, ja schon das Geatme und jede Bewegung der anderen auf den Nerv fällt. Nicht wenige beschließen schon nach der Mittagspause, die ebenso allein verbracht wird wie zuhause in den Monaten vorher auch, ihre Sachen zu packen und in die eigenen vier Wände zurück zu flüchten. Schon am dritten Tag ist das Büro genauso leer wie während des »Lockdowns«. Homo Coronis. Der Firma tat es gut, konnte sie doch die vormals teuer angemieteten Räume abmelden und mit der Vermietung der restlichen, eigenen Büros noch eine beachtliche Mark nebenher verdienen.

Die Rückkehr zur mittlerweile ungewohnten Normalität

Die EDV bemerkt diesen Trend an der wieder deutlich gestiegenen Zahl der Einwahlen über VPN. Natürlich hatte man schon ganz zu Anfang des »Lockdowns« darüber nachgedacht, nun endlich mal auf Zero Trust umzusteigen, aber der ganze Aufwand mit den wenigen Leuten, die noch im Rechenzentrum waren? Dann doch lieber die ganze Mannschaft mit einem immer langsamer werdenden VPN quälen, die werden schon mit dem zufrieden sein, was überhaupt funktioniert. Und siehe da – keine einzige Beschwerde in diese Richtung über die letzten Monate. Das wäre erstmal geschafft, die Schafe sind friedlich.

Es geht auch ohne Vor-Ort-Sales

Aber was bemerkt die EDV noch? Obwohl nun mal niemand im Büro war und ist, die Oster- und Pfingstfeiertage, sonst das »Hohe Fest« der EDV wegen vier und drei vorhersagbar absolut user-freien Tagen (jajaja, ich weiß, no downtime und dieser Blödsinn, aber wer glaubt schon an diesen Mumpitz, der selber schon einmal im Doppelboden war?), noch ruhiger waren als sonst auch, war – nichts. Nullkomma.

IT: Geht es auch ohne Ausschreibungen, Upgrades und Updates?

Die ganzen Monate über keine Ausschreibung, keine Upgrades, Updates, »Projekte«, kein Ausbau irgendwelcher Maschinen, das hätte ja alles Geld kosten können. Und dies Geld wollte und will niemand in die Hand nehmen, man ist ja froh, dass es noch da ist. Schon ganz zu Anfang, in der ersten, spätestens in der zweiten Besprechung während des »Lockdowns«, hatte der liebe Geschäftsführer angeordnet, dass kein Geld für neue Software, neue Systeme oder sonstirgendwas neues bereitgestellt würde. Man wüsste ja nie. Die überzüchteten Jungbullen von der externen Beraterbude hatten zwar versucht, hier zaghaft fingerhebend einzuschreiten, aber – nichts. Basta! Also wurden erst einmal alle Ausschreibungen abgesagt, alle Systeme von allem unnötigen bereinigt und jede Software abgeschaltet, die länger als ein Quartal nicht angefasst worden war. Und siehe da – nach einer, nach zwei, selbst nach drei Wochen keine Katastrophe, wie die Herren aus dem Operating vorhergesagt hatten. Kein Aufstand der Nutzer, wie der Betriebsrat vermutete. Alles lief durch, bis heute, ohne dass irgendjemand etwas von dem vermissen würde, was damals zwangsweise abgeschafft worden war.

IT-Budgets konsequent reduziert…

Und dann, im Budget-Meeting zwei Wochen später, wurde die nächste Bombe gezündet. Bombe, dachte man zuerst, da es hier ans Eingemachte ging, an das, was man ausgab und zukünftig würde ausgeben dürfen. »25 Prozent runter vom Jahresbudget, jetzt sofort, und zwar für alles, CAPEX genauso wie OPEX.« Da damals schon rund die Hälfte vom Geld weg war, also vom CAPEX, und man auf drei Viertel vom OPEX runter musste, und zwar sofort, man kannte ja den Alten und seine Finanzer, folgten Tage und Nächte in großen Meeting-Räumen, Excel auf jedem Rechner, mindestens ein, besser zwei große Bildschirme, die guten alten HP48 mit UPN aus den Untiefen der untersten Schubladen geborgen.

Versorgt wurde durch Eigenleistung vom gegenüberliegenden Systemrestaurant oder gehetzten Lieferanten, die Kekse und das Catering waren so ziemlich das erste, was dran glauben musste. Jedes System, jede Komponente, jede Software wurde durchleuchtet. Braucht man das wirklich, und wenn schon ja, was verbraucht das, gibt es was kleineres, leistungsgleiches, dass man vielleicht im Landhandel würde eintauschen können?

… und den IT-Fuhrpark entrümpelt, samt unnützer Instanzen

Muss das Backup von jedem jeden Tag sein, alle Mitarbeiter hatten externe Platten und waren angewiesen, das arme VPN nicht noch mit diesem Verkehr zu traktieren. Alles wurde ans absolute Minimum von DSGVO, Basel und allen anderen Regulatorien gefahren. Danach ging es an die Software. Muss eine Office-Suite wirklich aus dem Staate Washington kommen, wenn man die mit dem Pinguin drauf schon für – naja – nichts bekommt? Bei den Servern waren Fenstersysteme ja mancherorts noch einzusehen, aber 169 Euro für einen Desktop? Die Lieferanten werden runtergehandelt, seitdem gibt es den Pinguin auch auf dem Desktop. Geht auch. Warum soll man fünfstellige Summen für eine Software hinblättern, die nichts anderes tut als Daten zu sichern? Automatisch? Einmal am Tag? Nach kurzer Suche fanden sich Lösungen, die das Ganze für ein Zehntel des Preises genauso gut erledigen. Und nicht nur Backup, sondern alles andere auch.

Auf diese Weise wurden die Systeme bis in die hintersten Ecken durchkämmt, es ergab sich ganz nebenbei, dass der Datentransfer in und von der Wolke teurer ist als eigene Speichersysteme. Es ergab sich, dass die beiden überzüchteten Jungbullen der Beraterfirma, die fast unbemerkt seit Monaten im Keller hockten (wenn sie nicht alle paar Wochen mal in einem Jour-Fix an die Oberfläche kamen), überhaupt niemand wirklich braucht. Und es ergab sich, dass vieles, naja, fast alles, was vor dem »Lockdown« tausende von Euros teure SEs (System-Engineers) in tage- oder wochenlangen Orgien installieren und warten mussten, nach dem Studium vernünftiger Literatur gänzlich von selbst erledigt werden kann. Zeit genug hatte man ja.

Und so ist es geblieben, seit Monaten schon, und die Welt, vor allem der EDV in diesem und vielen anderen Unternehmen, ist nicht wie von vielen unnützen Instanzen vorhergesagt untergegangen. Es hat niemandem geschadet, die Wolke nicht oder nur ein wenig zu nutzen. Es ist niemand daran gestorben, mal ein Jahr lang keine glänzende neue Hardware und keine überteuerte Software mehr einzukaufen. Es hätte ja sowieso nichts wirklich Neues gegeben, nur alten Wein in bunten Schläuchen.

Klein und schmächtig vs. get big, get niche or get out

Niemand muss mehr seine Zeit mit irgendwelchen überbezahlten Schnöseln vertun, da jeder inzwischen gemerkt hat, dass es für alles wunderbare Druckwerke gibt. Ja, Ihr Analysten, natürlich werden so die Umsätze nicht mehr so pyroklastisch steigen, wie Ihr das in Euren Vorhersagen gerne darstellt, die Ihr Euch so wohlfeil versilbern lasst. Und die noch niemals auch nur im Hauch gestimmt haben. Ja, Ihr Wirtschaftswissenschaftler, die Geldströme in der EDV werden nicht mehr so gewaltig sein, dass die großen ihre abstrusen Organisationen werden noch finanzieren können. Und ja, Ihr Branchenkenner, es wird ein Massensterben einsetzen. Wie vor rund 50 Milliarden Jahren, als die Erde erkannte, dass klein und schmächtig auf Dauer besser ist als groß und gierig.

Ein schönes Bild zum Ende, finde ich. Hoffen wir mal für alle, dass es nicht so kommt und wir irgendwann im Sommer oder Herbst wieder zur Arbeit gehen und uns im kommenden Jahr nur noch feixend Geschichten über »die Viruszeit« erzählen. Aber was, wenn nicht…?

Wie hat ein Kollege während der Krise in einer Videokonferenz so schön gesagt: »Die Informatik hat es immer gegeben, und sie wird es immer geben.« Nun ist der Begriff »immer« dehnbar, aber da Informatik an sich ja nichts mit Computern zu tun hat – ja, der Kollege hat mehr als recht! Wir brauchen nur nicht mehr all diese schönberockten und mit teuren Wagen ausgestatteten Industrieschauspieler, die heute hier »beraten« und morgen dort »präsentieren«, nachdem sie sich zwischendurch eine goldene oder schwarze Karte erflogen und mit ihrem Verkäufer dick gefeiert haben. Alles von unserem Geld übrigens! Dies hört nun auf! Hoffentlich! Vielleicht…

So – und jetzt habe ich meine nächste Videokonferenz…

Gruß
Doc Storage

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