SAP erweitert Sovereign-Cloud-Angebot in Europa
Mit dem erweiterten Sovereign Cloud-Portfolio will SAP europäische Unternehmen bei digitalen Projekten unterstützen. Ziel ist es, regulatorische Vorgaben einzuhalten, Datensouveränität zu gewährleisten und den Einsatz von KI zu fördern. Die DSAG sieht darin einen wichtigen Schritt zur digitalen Unabhängigkeit Europas, fordert aber Klarheit bei der Lizenzgestaltung.
Die SAP SE baut ihr Angebot an souveränen Cloud-Lösungen in Europa aus. Mit der Erweiterung des SAP Sovereign Cloud-Portfolios will das Unternehmen eine technologische Basis schaffen, die digitale Souveränität mit den Anforderungen an moderne KI-Anwendungen verbindet. SAP verweist dabei auf den steigenden Bedarf nach sicherer und regelkonformer Datenverarbeitung, insbesondere in regulierten Branchen und im öffentlichen Sektor.
Das erweiterte Portfolio umfasst unterschiedliche Bereitstellungsoptionen, die je nach Sicherheitsprofil und regulatorischem Umfeld eingesetzt werden können. Unternehmen sollen so die Kontrolle über Infrastruktur, Plattform und Software behalten und gleichzeitig die Innovationsfähigkeit der SAP-Cloud-Dienste nutzen.
Zu den Angeboten zählen:
- SAP Cloud Infrastructure: Die IaaS-Plattform basiert auf Open-Source-Technologien und wird in Rechenzentren von SAP betrieben. Alle Daten werden ausschließlich innerhalb der EU gespeichert, um Datenschutzvorgaben zu erfüllen.
- SAP Sovereign Cloud On-Site: Eine von SAP betriebene Infrastruktur, die in einem vom Kunden ausgewählten oder selbst betriebenen Rechenzentrum angesiedelt ist. Diese Variante adressiert besonders hohe Anforderungen an Daten-, Betriebs- und Rechtssouveränität.
- Delos Cloud: Ein speziell für Deutschland entwickeltes Angebot, das die digitale Transformation des öffentlichen Sektors beschleunigen und nationale Souveränitätsvorgaben einhalten soll.
Hohe Investment in digitale Souveränität und KI-Innovationen in Europa
Thomas Saueressig, SAP»Die zukünftige Rolle Europas in der digitalen Innovation, insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz (KI), wird maßgeblich davon geprägt sein, wie zielgerichtet wir KI zur Lösung spezifischer Branchen-Anwendungen einsetzen«, meint Thomas Saueressig, Vorstandsmitglied der SAP SE für Customer Services & Delivery. »Mit dem erweiterten SAP Sovereign Cloud-Angebot ermöglichen wir den Zugang zu umfassenden Cloud-Innovationen und KI-Funktionen für viele Märkte und Branchen – einschließlich des öffentlichen Sektors und regulierter Bereiche – und gewährleistet dabei, dass diese Fortschritte innerhalb eines souveränen Rahmens und entsprechend den individuellen Anforderungen der Kunden bereitgestellt werden.«
Eigenen Angaben zufolge investiert der Hersteller über 20 Milliarden Euro in das Projekt. Dies soll Europas digitale Unabhängigkeit fördern: »Die digitale Widerstandsfähigkeit Europas basiert auf einer Souveränität, die Sicherheit, Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit gewährleistet«, erklärt Martin Merz, Präsident SAP Sovereign Cloud. »Das Full-Stack-Angebot von SAP für souveräne Cloud-Lösungen bietet Kunden die Möglichkeit, ihr bevorzugtes Bereitstellungsmodell auszuwählen und unterstützt sie gleichzeitig dabei, höchste Compliance-Anforderungen zu erfüllen.«
DSAG sieht SAP-Cloud als Signal für Europa
Die Ankündigung wird unter anderem von der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe) positiv aufgenommen. Mit den neuen Hosting-Optionen, Compliance-Zusagen und einer verstärkten Grundlage für den Einsatz von KI geht SAP auf eine langjährige Forderung der DSAG ein.
Hermann-Josef Haag, DSAG»Dass SAP weiter konsequent auf souveräne Cloud-Angebote setzt, ist ein großer Wurf – insbesondere für kritische Infrastrukturen wie Verwaltung, Energie oder Gesundheitswesen«, argumentiert Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector. »Damit können Anwender künftig Innovationen wie KI-gestützte Prozesse nutzen, ohne Kompromisse bei Datenschutz, Datensicherheit oder regulatorischer Konformität eingehen zu müssen. Besonders wichtig ist für die DSAG, dass SAP mit On-Site-Optionen auch den Betrieb im Rechenzentrum des Kunden ermöglicht – ein zwingendes Muss für die sensibelsten Bereiche kritischer Infrastrukturen.«
Gleichwohl bleibt Klärungsbedarf: »Eine entscheidende Frage für die DSAG-Mitglieder ist laut Haag die Lizenzierung in hybriden Szenarien: »Wenn On-Premises, Public-Cloud und souveräne Cloud parallel genutzt werden, müssen Lizenzmodelle transparent, fair und zukunftsfähig gestaltet sein. Darüber hinaus erwarten wir Transparenz hinsichtlich der Details zu den Services und wann alle Leistungen verfügbar sein werden. Gerade die neuen On-Site-Option müsste so gestaltet sein, dass sie für besonders regulierte Branchen wirtschaftlich und ganzheitlich also End-to-End einsetzbar ist.«
Auch für Österreich, die Schweiz und die gesamte europäische Anwenderschaft hat das Thema große Tragweite: »Die neuen souveränen Cloud-Angebote sind nicht nur eine nationale Antwort, sondern ein gesamteuropäisches Fundament«, erklärt Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand Österreich. »So ist es für Unternehmen und Verwaltungen in Österreich entscheidend, dass Daten in Europa verbleiben und zugleich modernste Cloud- und KI-Services verfügbar sind. Dies stärkt nicht nur die digitale Souveränität, sondern auch den Standort Europa im globalen Wettbewerb.«
Markus Bierl, DSAG-Fachvorstand Schweiz ergänzt: »Auch für die Schweiz ist dieses Angebot von großer Bedeutung. Souveräne Cloud-Infrastrukturen lassen Schweizer Unternehmen von hoher Datensicherheit und Transparenz profitieren – zentrale Voraussetzungen gerade für stark regulierte Branchen wie Finanzwesen, Verwaltung oder Gesundheitswesen. Aus DSAG-Sicht ist es essenziell, dass SAP – auch in Zusammenarbeit mit Partnern – für unser Land lokale Lösungen in der Schweiz bereitstellt.«
Die DSAG wertet die Ankündigung von SAP als wichtigen Etappensieg auf dem Weg zu völliger digitaler Souveränität in Europa. Der Weg sei aber noch nicht zu Ende: Offene Lizenzierungsfragen und die konkrete Ausgestaltung von Betriebsmodellen müssen in enger Abstimmung mit den Anwendern gelöst werden.