Netapp AFX: Datenplattform für Enterprise-AI & Hybrid-Clouds
Mit der AFX-Systemreihe und der AI Data Engine kündigt Netapp eine KI-optimierte Enterprise-Datenplattform an. Die Architektur trennt Leistung und Kapazität, integriert Nvidia-Technologie und soll Sicherheit auf Storage-Ebene bieten. Parallel erweitert Netapp seine Cloud- und Cyber-Resilienz-Funktionen, um KI-Anwendungen unternehmenskritisch abzusichern.
NetApp versucht mit der Einführung der NetApp AFX-Systeme und der NetApp AI Data Engine (AIDE) den Kern seiner Enterprise Data Cloud neu zu definieren. Die Plattform wurde entwickelt, um den Übergang von experimentellen KI-Projekten zu produktiven, geschäftskritischen Anwendungen zu unterstützen.
Ziel ist eine Datenarchitektur, die Hochleistungsspeicher, semantische KI-Funktionen und Sicherheitsmechanismen in einer gemeinsamen Infrastruktur vereint. Mit AFX entkoppelt Netapp erstmals Performance und Kapazität innerhalb von ONTAP und schafft damit eine Grundlage für Exabyte-fähige, skalierbare KI-Workloads.
Brücke zwischen Storage und KI-Stacks
»Mit den neuen AFX-Systemen erhalten Unternehmen eine bewährte Speicherbasis für KI-Innovationen«, erklärt Syam Nair, Chief Product Officer bei Netapp. »Die Kombination aus AFX und AI Data Engine bietet die Resilienz und Performance von Ontap in einer disaggregierten Architektur – optimiert für Sicherheit und KI-Daten-Pipelines.«
Die AFX-Plattform ist vollständig in die NVIDIA AI Data Platform integriert und soll damit eine Brücke zwischen klassischen Storage-Umgebungen und modernen KI-Stacks bilden. Laut Netapp automatisiert und sichert die Kombination von AFX und AI Data Engine das gesamte KI-Datenmanagement ab – von Datenaufnahme über Aufbereitung bis Inferenz.
»Unternehmen suchen nach einer vertrauenswürdigen, leistungsstarken Datenbasis, um große Informationsmengen in echte Intelligenz zu verwandeln, die ihre KI-Strategie vorantreibt«, sagte Justin Boitano, Vice President Enterprise AI Products bei Nvidia. »Die Datenplattform von Netapp hat sich durch die Integration von Nvidia-Beschleunigertechnologien und Software – einschließlich führender KI-Modelle – zu einer AI-nativen Speicherplattform entwickelt. Mit dieser neuen Architektur können Unternehmen riesige Mengen unstrukturierter Daten unternehmensweit indizieren und durchsuchen, um Innovationen zu fördern und messbare Geschäftsergebnisse zu erzielen.«
AFX: Disaggregierter All-Flash-Speicher für KI
Das neue Netapp AFX-System basiert auf einer disaggregierten Version von Ontap, die Performance und Kapazität unabhängig voneinander skalieren lässt. AFX ist als All-Flash-System für hohe Bandbreitenanforderungen konzipiert und unterstützt lineare Skalierung bis zu 128 Knoten.
AFX-Systeme kombinieren bewährtes Ontap-Datenmanagement mit integrierter Cyber-Resilienz, sicherer Mandantenfähigkeit und nahtloser Integration über lokale und Cloud-Umgebungen hinweg. Die Architektur liefert mehrere Terabyte pro Sekunde Durchsatz und ist für NVIDIA DGX SuperPOD-Supercomputing-Umgebungen zertifiziert. Damit positioniert sich AFX als Speicherbasis für sogenannte »AI Factories«.
Ergänzend können DX50 Data Control Nodes eingesetzt werden, die eine globale Metadaten-Engine bilden und Unternehmensdaten in Echtzeit katalogisieren. Diese Struktur erlaubt eine schnelle Suche, semantische Klassifizierung und Vektorisierung von Daten – zentrale Funktionen für Retrieval-Augmented-Generation-Modelle (RAG).
AFX ist über klassische Kaufmodelle oder über das Abonnementprogramm Netapp Keystone STaaS verfügbar und bietet damit flexible Nutzungsoptionen.
AI Data Engine: Einheitliche Datenebene für KI
Die AI Data Engine (AIDE) erweitert Ontap um eine intelligente Steuerungsebene, die Datenquellen über Cloud- und On-Premises-Systeme hinweg verknüpft.
Laut Netapp ist AIDE ein KI-Datendienst, der darauf ausgelegt ist, den Einsatz von KI-Anwendungen zu vereinfachen, sicher zu gestalten und wirtschaftlich zu betreiben. Von der Datenaufnahme über die Aufbereitung bis hin zur Bereitstellung generativer KI-Anwendungen (GenAI) biete AIDE eine globale, aktuelle Sicht auf die gesamte NetApp-Datenlandschaft eines Unternehmens. Dadurch sollen sich Daten schnell durchsuchen, kuratieren und mit Modellen oder Tools in Cloud- und On-Premises-Umgebungen verknüpfen.
AIDE automatisiere demnach die Erkennung und Synchronisierung von Datenänderungen, vermeidet redundante Kopien und stellt sicher, dass Datensätze stets aktuell sind. Eingebaute Sicherheitsmechanismen (Guardrails) begleiten die Daten während ihres gesamten KI-Lebenszyklus, um Datenschutz und Compliance zu gewährleisten.
AIDE sorgt für:
- automatisierte Datenerkennung und Synchronisation,
- Eliminierung redundanter Kopien,
- semantische Suche über alle Datenquellen hinweg und
- Governance-Mechanismen über den gesamten KI-Lebenszyklus.
Die Engine nutzt die NVIDIA AI Data Platform Dank Integration mit der NVIDIA AI Enterprise-Software kann die Engine beschleunigtes Computing, Vektorisierung und Datenkompression nutzen. KI-Modelle können so effizient auf aktuelle, kontextualisierte Daten zugreifen – ohne aufwendige Datenbewegungen.
Durch die Zusammenführung von Speicher- und Datenintelligenz in einem integrierten System schaffe AIDE Effizienz, Transparenz und Governance für den produktiven Einsatz von KI. Die Engine läuft nativ innerhalb von AFX-Clustern auf den optionalen DX50-Knoten. Künftig soll AIDE auch die Integration von Nvidia RTX-PRO-Servern mit RTX PRO 6000 Blackwell Server Edition-GPUs unterstützen.
Netapp Ransomware Resilience-Suite: Sicherheit & Cyber-Resilienz
Parallel zur AFX- und AIDE-Vorstellung erweitert Netapp seine Sicherheitsstrategie.
Der bisher, als Ransomware Protection Service bekannte Dienst wurde umfassend erweitert und trägt nun den Namen NetApp Ransomware Resilience. Er ermöglicht es, Ontap-Workloads schneller, einfacher und effektiver vor Ransomware-Angriffen zu schützen und wiederherzustellen – ohne dass tiefgehendes Sicherheitsexpertenwissen erforderlich ist.
Die überarbeitete Lösung bietet eine ganzheitliche, orchestrierte und workload-zentrierte Abwehrstrategie für Datei- und Blockspeicher – zentral gesteuert über eine einheitliche Managementoberfläche.
Mit Netapp Ransomware Resilience kommen zudem:
- Data Breach Detection: Die Ransomware-Resilience-Suite umfasst jetzt auch eine integrierte Datendiebstahl-Erkennung (Data Breach Detection). Diese KI-gestützte Funktion erkennt auffällige Benutzeraktivitäten und Dateisystemverhalten, die frühzeitig auf Datenexfiltration und somit auf einen möglichen Sicherheitsvorfall hindeuten.
Wird ein solcher Vorgang identifiziert, benachrichtigt das System automatisch die Security-Information-and-Event-Management-Lösung (SIEM) des Kunden und stellt forensische Informationen bereit, um eine schnelle und gezielte Reaktion zu ermöglichen. Durch diese proaktive Erkennung können Unternehmen unautorisierte Datenübertragungen stoppen, bevor sensible Informationen in größerem Umfang abgeflossen sind. - Isolated Recovery Environments: Zudem führt NetApp isolierte Wiederherstellungsumgebungen (Isolated Recovery Environments) ein, die eine sichere und saubere Wiederherstellung von Workloads gewährleisten.
Diese Umgebungen nutzen proprietäre, KI-gestützte Scans, um infizierte Daten und den genauen Zeitpunkt der Manipulation präzise zu identifizieren. Anschließend leitet Ransomware Resilience den Anwender Schritt für Schritt durch den Wiederherstellungsprozess, um die zuletzt saubere Datenversion schnell und zuverlässig wiederherzustellen – ohne Risiko einer Reinfektion.
»Netapp verfolgt einen Secure-by-Design-Ansatz, der seine Speicherlösungen nicht nur als letzte, sondern auch als erste Verteidigungslinie gegen Cyberbedrohungen positioniert«, sagt Philip Bues, Senior Research Manager für Cloud Security und Confidential Computing bei IDC. »Da Cyberkriminelle ihre Methoden ständig weiterentwickeln und zunehmend Techniken wie Double Extortion in ihre Ransomware-Angriffe integrieren, zeigen die heutigen Ankündigungen, dass Netapp Schritt hält und seinen Anspruch untermauert, eine der sichersten Speicherplattformen der Branche zu sein.«
Cloud-Integration mit Google Cloud
Neben Sicherheitsverbesserungen vertieft Netapp seine strategische Cloud-Allianz mit Google. Im Rahmen von Google Cloud Netapp Volumes führt das Unternehmen Block-Storage-Unterstützung für iSCSI ein – ein Schritt, der insbesondere virtualisierte Workloads und Datenbank-Anwendungen in der Cloud adressiert.
»Diese Updates stellen einen bedeutenden Fortschritt dar«, erklärt Pravjit Tiwana, Senior Vice President und General Manager für Cloud Storage and Services bei Netapp. »Unsere Kunden profitieren von konstanter, latenzarmer Performance, erweitertem Datenmanagement mit Funktionen wie Snapshots und Replikation sowie der einfachen Verwaltung von Datei- und Blockspeicher innerhalb eines einzigen Netapp-Volumes-Dienstes.«
Für Netapp ist die Zusammenarbeit mit Google natürlich wichtig, für Deutschland und Europa eher nicht. Der Trend geht hierzulande in Richtung digitale Unabhängigkeit von US-Cloud-Diensten. Deren Einsatz stellt europäische Unternehmen vor Compliance-Herausforderungen. Ein mögliche Zugriff nach dem US-Cloud-Act, kann zudem die Rechtssicherheit bei personenbezogenen und sensiblen Unternehmensdaten beeinträchtigen. Hinzu kommen Anforderungen an Transparenz, Auditierbarkeit und Incident-Response, die nicht immer dem europäischen Compliance-Niveau entsprechen. Technisch und wirtschaftlich drohen Abhängigkeiten durch proprietäre Dienste, komplexe Exit-Szenarien sowie Kosten und Performance-Einbußen bei strenger Datenlokalisierung.
Einordnung: Infrastrukturkomponente wird zur Datenplattform
Mit der AFX-Plattform, der AI Data Engine und den begleitenden Sicherheits- und Cloud-Innovationen verschiebt Netapp den Schwerpunkt seiner Architekturstrategie: von Storage als Infrastrukturkomponente hin zu einer intelligenten, KI-nativen Datenplattform.
Während AFX und AIDE die technische Grundlage für skalierbare KI-Datenpipelines bilden, ergänzen Cyber-Rsilienz- und Cloud-Integrationen den ganzheitlichen Ansatz – Sicherheit, Zugriff und Performance in einer Plattform zu vereinen.
Damit positioniert sich Netapp in direkter Konkurrenz zu Dell Apex, Pure Storage EDC und HPE GreenLake, zielt aber stärker auf KI-getriebene Unternehmensprozesse und semantisches Datenmanagement ab.