Huawei Oceanstor Dorado 3000: Konvergentes All-Flash für KMU
Produkt-Review: Die neuen All-Flash-Speicher OceanStor Dorado 3000 von Huawei richtet sich an Rechenzentren im Mittelstand, die Block-, Datei- und Objektzugriffe auf einem System bündeln möchten. NVMe-Architektur, umfassende Data-Services und erweiterter Ransomware-Schutz treffen auf ein noch beherrschbares Einstiegssystem.
Mit dem OceanStor Dorado 3000 bringt Huawei die Architektur der großen Dorado-Modelle in ein Einstiegs- bis unteres Midrange-Segment. Das System soll klassische Primär-Workloads im Rechenzentrum abdecken, von Datenbanken über Virtualisierung und VDI bis hin zu Fileservices und ersten objektbasierten Anwendungen.
Im Portfolio bleibt Dorado 3000 das Einstiegsmodell unterhalb der größeren Dorado-5000/6000- und 8000/18000-Systeme. Technisch basiert es jedoch auf der gleichen Grundarchitektur. Damit bringt es wesentliche Neuerungen der aktuellen Plattform – Konvergenz aus Block, Datei und Objekt, moderne NVMe-Backends und erweiterte Data-Services – in ein Größen- und Preisniveau, das für viele Mittelstands-Rechenzentren erreichbar ist.
Für Rechenzentren bedeutet das: Wer in die Huawei-Welt einsteigen oder eine bestehende V6-Installation ablösen möchte, erhält mit Dorado 3000 eine moderne All-Flash-Plattform, ohne gleich in die Preisregion großer Carrier-Arrays vorzustoßen.
Architektur und Protokolle: Block, Datei und Objekt auf einem System
Der Dorado 3000 ist als All-Flash-Array mit NVMe-fähigem Backend ausgelegt und kommt als 2U-Rackgerät. Das Controller-Gehäuse bietet 25 Einschübe für 2,5-Zoll-SSDs. Maximal 16 Controller in einer aktiv-aktiven Architektur, ein Cache von 128 bis 256 GByte pro Controller-Gehäuse sowie ein NVMe-fähiges Backend mit 100-GbE-RDMA und SAS-3.0-Shelfs bilden das technische Fundament. Im Backend lassen sich SAS-SSDs und NVMe-SSDs kombinieren, von kapazitätsoptimierten Modellen bis zu hochkapazitiven Drives mit über 30 TByte.
Auf der Frontend-Seite unterstützt Dorado 3000 eine breite Palette an Protokollen. Für Block-Zugriffe stehen FC, FC-NVMe und iSCSI bereit, für den Ethernet-Bereich NVMe over RoCE und NVMe over TCP. Datei-Services werden über NFS und SMB bereitgestellt, ergänzt um NFS-over-RDMA für latenzkritische Szenarien. Zusätzlich lassen sich S3-Buckets direkt auf dem System bereitstellen. Außerdem gibt es separate 2U-Disk-Shelfs (SAS-/NVMe-Disk-Enclosures) ebenfalls mit 25 Einschüben, über die sich Kapazität und Anzahl der Laufwerke weiter skalieren lassen.
Damit tritt Dorado 3000 als Unified-Storage-System für Block, Datei und Objekt auf. Klassische SAN-Volumes, NAS-Freigaben und objektbasierte Workloads greifen auf denselben Kapazitäts-Pool und denselben Controller-Cluster zu. Im Vergleich zum OceanStor Dorado 3000 V6 ist vor allem die native S3-Unterstützung sowie die Ergänzung um NVMe/TCP eine zeitgemäße Erweiterung, speziell für moderne Ethernet-Fabrics.
Performance und Skalierung im Mittelstands-Rechenzentrum
Huawei positioniert Dorado 3000 klar unterhalb der großen Dorado-Modelle, ohne die Serie künstlich einzuschränken. Die maximale Controllerzahl von 16, der Ausbau mit bis zu mehreren Dutzend Frontend-Ports pro Gehäuse und die NVMe-Anbindung sollten für typische Mittelstands-Workloads ausreichen.
Die Plattform zielt auf Szenarien wie mehrere Hundert virtuellen Maschinen, Datenbank-Cluster, VDI-Farmen und Fileservices mit wachsendem Anteil unstrukturierter Daten. Die Herstellerangaben sprechen von gesteigerter Performance gegenüber der Vorgängerlinie. In der Praxis wird der Effekt eher in Form konsistenter Latenzen, höherer Parallelität und besserer Ausnutzung aktueller Netzwerkstrukturen.
Data-Services und Ransomware-Schutz
Beim Funktionsumfang zieht Dorado 3000 mit den größeren Serien weitgehend gleich. Unterstützt werden klassische RAID-Level inklusive RAID-TP (Triple-Parity), Inline-Deduplizierung und Kompression, Kapazitäts- und Thin-Provisioning sowie Tiering- und Migrationsfunktionen wie SmartVirtualization, SmartMigration und SmartMobility.
Für Snapshot, Klon und Replikation stehen mit HyperSnap, HyperClone, HyperCDP und HyperReplication durchgängige Werkzeuge zur Verfügung, die sich über Block-, Datei- und Objekt-Workloads hinweg nutzen lassen. HyperMetro soll aktive-aktive Szenarien ermöglichen, etwa für SAN- oder NAS-Services über zwei Standorte, während HyperLock für schreibgeschützte, manipulationsgeschützte Datenstände sorgt.
Der Ransomware-Schutz folgt einem mehrstufigen Konzept. Dazu gehören geschützte Snapshots, unveränderliche Kopien, Anomalie-Erkennung im I/O-Verhalten und Zugriffsmodelle, die eine unkontrollierte Löschung kritischer Datenstände erschweren sollen.
Management und Betrieb
Für das tägliche Arbeiten am System stellt Huawei mit DeviceManager eine webbasierte Management-Oberfläche zur Verfügung. Sie deckt die Erstkonfiguration, das Anlegen von LUNs, Shares und Buckets, die Überwachung von Performance und Kapazität sowie grundlegende Fehleranalyse ab. Host-seitig sorgt UltraPath für Multipathing und Lastverteilung, während NFS-spezifische Optimierungen über NFS+ adressiert werden.
In größeren Umgebungen lässt sich Dorado 3000 in einen übergreifenden Management-Stack einbinden. DME und DME IQ sollen als Data-Center-Management- und Analytics-Plattform fungieren. Laut Hersteller gehören dazu Kapazitätsprognosen, die Korrelation von Events und ein KI-gestütztes Fehlermanagement, teilweise mit dialogorientierten Oberflächen. Hinzu kommt ein Orchestrierungstool für Backup- und Desaster-Recovery-Szenarien, das Replikationsketten, Wiederanlaufpläne und Testszenarien abbilden kann.
Wie bei vergleichbaren AIOps-Ansätzen anderer Anbieter gilt: Der konkrete Nutzen hängt stark davon ab, wie tief die Tools in bestehende Monitoring- und ITSM-Prozesse integriert werden und wie konsequent die Datenqualität gepflegt ist. Positiv ist, dass Dorado 3000 als Teil dieser Management-Landschaft konzipiert ist und nicht als Inselprodukt.
Dorado 3000: Fazit und Einordnung
Der Oceanstor Dorado 3000 bringt zentrale Merkmale moderner All-Flash-Storage-Systeme in ein Format, das für viele mittelständische Rechenzentren interessant ist. Die Kombination aus NVMe-Backend, breiter Protokollunterstützung für Block, Datei und Objekt sowie einem vollwertigen Data-Service-Stack macht die Plattform vielseitig einsetzbar. Die konvergente Architektur soll Silos reduzieren, verlangt aber im Gegenzug eine saubere QoS- und Design-Planung, um eine gegenseitige Beeinflussung von Workloads zu vermeiden.
Konkrete Preisangaben werden für den neuen Oceanstor Dorado 3000 noch nicht genannt Es ist zu erwarten, dass sich das neue System preislich in ähnlichen Regionen bewegt wie das Vorgängermodell, eventuell mit einem Aufschlag zur Einführung. Ein Dorado 3000 V6 mit rund 18 TByte (17,5 TiB) nutzbarer Kapazität finden wir im Internet für etwa 33.725 Euro netto. Größere Konfigurationen mit etwa 37 TByte (36,5 TiB) Nutzkapazität liegen im Bereich von gut 50.000 Euro.
In der Branche ist Huawei bekannt für seine niedrigen Preise und gilt als »signifikant günstiger« in Anschaffung und Betrieb als US-Mitbewerber. Gleichzeitig steht der Hersteller in Europa und Nordamerika wegen geopolitischer Spannungen und regulatorischer Vorgaben unter besonderer Beobachtung.
Die Maßnahmen der EU und mehrerer Mitgliedsstaaten richten sich zwar formal an Telekommunikationsinfrastrukturen und nicht explizit an Storage-Systeme in Rechenzentren. In vielen Unternehmen beeinflussen sie aber die interne Risikoabwägung, etwa in regulierten Branchen oder kritischen Infrastrukturen. Für Huawei dürften günstige Konditionen daher ein wichtiges Wettbewerbsargument sein.
Auf die Hardware bezogen, lässt sich der Oceanstor Dorado 3000 als leistungsfähiges, funktionsreiches All-Flash-Storage-System einordnen, das technisch mit etablierten Midrange-Arrays konkurriert. Ob es im konkreten Rechenzentrum die passende Wahl ist, entscheidet weniger eine einzelne Datenblattzahl, sondern die Kombination aus Lizenzmodell, Langfriststrategie und den Anforderungen an Compliance und Risikomanagement.
Hersteller: Huawei Technologies Deutschland GmbH
Hansaallee 205, 40549 Düsseldorf
Tel: +49 211 882548000
Web:
https://e.huawei.com/de/products/storage
Direkter Link zum Produkt: New-Gen OceanStor Dorado 3000
Technische Details
Systemtyp: Konvergentes All-Flash-Storage-System für Block-, Datei- und Objekt-Protokolle
Maximale Controller-Anzahl: 16
Cache pro Controller-Gehäuse: 128-256 GByte
Unterstützte Protokolle: FC, FC-NVMe, iSCSI, NVMe over RoCE, NVMe over TCP, NFS, SMB, NFS over RDMA, S3
Anschlüsse: 8/16/32/64 Gbit/s FC, 1/10/25/40/100 Gbit/s Ethernet, 25/100 Gbit/s RoCE, SAS 3.0 und 100G RDMA
Unterstützte SSDs:
SAS-SSD: 960 GByte, 1,92, 3,84, 7,68 TByte
NVMe-SSD/NVMe-SED: 3,84, 7,68, 15,36, 30,72 TByte
RAID-Level: 5, 6, 10, TP (Triple-Parity)
Data-Services: SmartDedupe, SmartCompression, SmartVirtualization, SmartThin, SmartQuota (NAS), SmartQoS (SAN, NAS, S3), SmartMobility, SmartMigration (SAN, NAS)
Schutz- und DR-Funktionen: HyperSnap (SAN, NAS, S3), HyperClone (SAN, NAS, S3), HyperCDP (SAN, NAS, S3), HyperReplication (SAN, NAS), HyperMetro (SAN, NAS), HyperLock (NAS)
Management: DeviceManager, UltraPath, NFS+, DME, DME IQ, OceanStor BCManager