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2 Jahre DSGVO: Noch wird zu viel lamentiert

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) tritt vielfach immer noch auf der Stelle. Vor zwei Jahren lamentierten viele Unternehmen wo sie die Ressourcen hernehmen sollten, diese Verordnung umzusetzen. Zum heutigen 25. Mai 2020 jährt sich die DSGVO nun zum zweiten Mal und in Umfragen wird die Stimmung eher schlechter als besser. So vermeldet der Digitalverband Bitkom, die Wirtschaft nehme die Datenschutzregeln zunehmend als Herausforderung war. Derzeit betrachten acht von zehn Unternehmen (79 Prozent) Datenschutzanforderungen als die größte Hürde beim Einsatz neuer Technologien. Im Vorjahr sagten dies erst drei Viertel (74 Prozent), im Jahr 2018 nicht einmal zwei Drittel (63 Prozent).

DSGVO: »Weniger lamentieren, mehr verinnerlichen«

Regelmäßige speicherguide.de-Leser wissen, unser Chefredakteur ist zertifizierter Datenschutzbeauftragter und in dieser Eigenschaft unterstützt Karl Fröhlich als Mitglied der Datenschutz-Yogis einige Kleinunternehmer und kleine Firmen. Aus seiner Sicht gibt es keinen Grund gegen die DSGVO zu maulen:

Karl Fröhlich: »Weniger lamentieren, die DSGVO und dn Datenschutz mehr verinnerlichen«Karl Fröhlich: »Weniger lamentieren, die DSGVO und dn Datenschutz mehr verinnerlichen«»Eins vorweg: Zwei Jahre nach Geltung der DSGVO gibt es wirklich viele Firmen und engagierte Datenschutzbeauftragte die akribisch an der Umsetzung der DSGVO arbeiten. Definitiv. Dies belegen regelmäßige Gespräche und Kontakte mit Kollegen. Leider finden diese nur wenig Gehör bzw. treten nur selten in die Öffentlichkeit.

Ja, der Datenschutz ist kein Selbstläufer, aber alle die behaupten, die DSGVO sei eine Hürde beim Einsatz neuer Technologien, haben die falschen Prioritäten. Firmen, die nicht alles dafür tun, die ihnen anvertrauten persönlichen Nutzerdaten bestmöglich zu schützen und zu verwalten, halte ich für unseriös. Freilich gilt zu bedenken, dass vor allem Tech-Giganten jahrzehntelang schalten und walten durften wie sie wollten und dies hat zu einem digitalen Wildwuchs ohne Rechenschaftspflicht geführt. Das durfte nicht so weitergehen. Gleichzeitig braucht so ein Umdenken auch Zeit.

Google weiß quasi alles über jeden einzelnen PC-Anwender. Apple hat gnadenlos via Siri, Smartphone und Tablet seine Nutzer abgehört. Der Ansatz Fehler zu beseitigen und die Systeme zu verbessern mag sinnvoll gewesen sein, aber ohne das Wissen und der Einwilligung der Anwender, war dies grobes Unrecht. Eigentlich müsste es hier einen öffentlichen Aufschrei ohnegleichen geben. Mit diesem Hintergrund sind iPhones als Firmen-Handy eigentlich untragbar. Stattdessen, nichts…

DSGVO: Unperfekte Leitplanke in die richtige Richtung

Die DSGVO ist natürlich nicht perfekt. Ich sehe es, wie der geschätzte Kollegen Marc Dauenhauer, Datenschutzbeauftragter und IT-Consultant: »Die DSGVO ist nicht nur als eine Sammlung von mehr oder weniger vernünftigen Regelungen zu sehen, sondern als das, was sie zuvorderst sein sollte: Eine Leitplanke, die von allen, die beruflich personenbezogene Daten verarbeiten, Rechenschaft verlangt, woher die Daten kommen, was mit den Daten passiert, wo sie hingehen und wann sie wieder gelöscht werden.«

Wer die DSGVO als Hindernis sieht, sollte sich vielmehr an die eigene Nase fassen, weil er selbst jahrelang nicht mitgewirkt hat, Produkte und (IT-)Services auch mit Blick auf den Datenschutz zu entwickeln bzw. einzukaufen. Hätten wir damit früher beginnen müssen, ja, selbstverständlich. Aber diese Diskussion brauchen wir heute nicht zu führen. Wichtig ist, die aktuellen Leitplanken in die richtige Richtung zu führen.

Datenschutz muss verständlicher werden

Dass vieles nicht perfekt ist, zeigt das »Geschiss« um die Cookies. Von den Nutzern hat nahezu keiner Verständnis für diese Gewese und die nun damit verbundenen Folgen. Die Cookie-Banner sind absolut verhasst, die Dinger sind nur im Weg. Ab dem 28. Mai, wenn das BGH das Urteil des EuGHs bestätigt, werden Cookie-Consent-Boxen zur Pflicht. Auf speicherguide.de und unserer Schwesterseite ECMguide.de haben wir diese bereits seit Januar im Einsatz. Ist nicht schön, aber unumgänglich. Und das ist gut so.

Was ich vermisse, ist eine konsequente und verständliche Aufklärung der Landes- und Bundesbehörden. Ich hätte mir gewünscht, dass sich einer hinstellt und erklärt, dass diese unsäglichen Cookie-Banner Quatsch sind und die gerne wieder abgeschalten werden dürfen. Gleichzeitig sollte das eigentliche Problem klargestellt werden. Das heißt, dass es zu viele Webseitenbetreiber gibt, die schonungslos Daten tracken und abgreifen und gegen die nun die entsprechenden Maßnahmen ergriffen wurden. Schlechte Beispiele gäbe es ja genug.

Ich möchte aber nicht nur poltern. Um etwas Eigenwerbung zu betreiben: Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen haben wir es uns als Datenschutz-Yogis zur Aufgabe gemacht, den Datenschutz verständlicher zu machen und für Aufklärung zu sorgen. Hier stehen wir noch am Anfang, freuen uns aber über jede Unterstützung. Das heißt, folgen Sie uns gerne auf einem der von Ihnen bevorzugten Plattformen, aktuell sind dies Instagram, LinkedIn und Youtube, und stellen Sie uns Fragen. Wir versuchen diese dann, so gut es geht, für die Allgemeinheit zu beantworten.

Was mir am Herzen liegt, die DSGVO ist wie gesagt nicht perfekt, aber auch kein Hexenwerk und für jeden machbar – auch für kleine Unternehmen. Lassen Sie sich auch nicht abschrecken, wenn es heißt, das geht aus Datenschutzgründen nicht. Im Grunde verbietet der Datenschutz wenig, verlangt aber eine solide Grundlage und die gilt es herauszuarbeiten und zu definieren. Dann ist alles möglich. Seinen Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden einen umfassenden Datenschutz zu garantieren ist ein Wettbewerbsvorteil!

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