Cloud-Storage ist eine Alternative zu veralteten Backup-Systemen
Kleinere und mittelgroße Unternehmen sind derzeit dabei, ihre Datensicherung auf einen Stand bringen, der dem Stellenwert ihrer Daten und den regulatorischen Anforderungen gerecht wird. Online-Backup-Dienste können dabei eine gute Alternative zu veralteten Backup-Systemen darstellen, meint Arne Stieghorst, Technical Consulting von Norman Data Defense Systems, im speicherguide.de-Interview.
Bei Norman Data Defense Systems denkt man normalerweise erst mal an Anti-Viren-Lösungen. Wie kommt man hier auf den Cloud-Storage- bzw. Online-Backup-Gedanken?
Arne Stieghorst, Technical Consulting, Norman Data Defense SystemsStieghorst: Backup-Lösung, Virenschutz und USV-Anlage haben einen gemeinsamen Nenner: Sie verursachen Kosten, tragen aber auf den ersten Blick nichts zur Produktivität bei. Weil der Nutzen erst in vollem Umfang sichtbar wird, wenn es zu größeren Datenverlusten gekommen ist, wird in vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) die Datensicherung stiefmütterlich behandelt. Veraltete Backup-Systeme werden aus Kostengründen weitergenutzt und lediglich nach Bedarf um neue Komponenten ergänzt. So entsteht eine Gemengelage, die die Anfälligkeit für Hard- und Software-Fehler erheblich erhöht. Off-Site-Kopien fehlen häufig ganz. Dem Stellenwert der Daten für den Bestand des Unternehmens und regulatorischen Anforderungen beispielsweise an den Datenschutz werden die Lösungen und Prozesse häufig nicht mehr gerecht.
Was spricht für Cloud-Storage zusätzlich zur Datensicherung im Rechenzentrum?
Stieghorst: Dem aktuellen Stand der Technik entspricht zweifelsohne die Datensicherung in Rechenzentren. Dort wird die Verfügbarkeit der Daten durch eine ausfallsichere Umgebung und die redundante Speicherung in von einander unabhängigen Umgebungen sichergestellt. Daher können sie sowohl als zusätzlicher sicherer Off-Site-Speicherort genutzt werden als auch als Ersatz für ein nicht mehr ausreichendes Backup-System. KMUs, die in der Regel keinen Zugriff auf eine eigene Rechenzentrums-Infrastruktur haben, profitieren davon durch Cloud-Storage-Dienste mit einer Backup-Anwendung, die automatisch die zu sichernden Daten sammelt, komprimiert und verschlüsselt und sie täglich auf den Servern des Anbieters speichert.
Und was ist mit Datensicherheit beim Cloud-Provider? Auch dem muss man doch vertrauen…
Stieghorst: Die Anbieter stellen inzwischen umfassende Maßnahmen zum Schutz der Integrität und Vertraulichkeit der Daten sicher. Die aktuelle Skepsis hinsichtlich der Datensicherheit ist jedoch nicht der einzige Vorbehalt gegenüber Cloud-Storage-Angeboten. Viele KMUs scheuen die Kosten, die die Neuausrichtung des Backup-Verfahrens mit sich bringt. Wenn man einmal davon absieht, dass auch die Pflege und die Erweiterung eines Alt-Systems nicht umsonst zu haben sind, sollte man sich klarmachen, dass sich die meisten kleineren Unternehmen von einem größeren Datenverlust nicht mehr erholen.
Welche Berechnungsmodelle gibt es beim Cloud-Backup?
Stieghorst: Online-Backup-Services sind oftmals günstiger als auf den ersten Blick ersichtlich. Die Lizenzmodelle lassen sich grob unterscheiden in solche, bei denen ein hoher Kostenanteil auf die Lizenzierung der Agenten entfällt, die für die Erfassung der Daten auf den Systemen installiert werden müssen, und in solche, die unabhängig von der Anzahl etwaiger Agenten lediglich Kosten für den benötigten Speicherplatz zugrunde legen. Die Berechnungsmodelle basieren auf technischen Unterschieden der Speicherlösungen mit funktionalen Auswirkungen.
Was würden Sie KMUs empfehlen, die aufs Geld schauen müssen?
Stieghorst: Welches Lizenzmodell das passende für das Anwenderunternehmen ist und unterm Strich günstiger kommt, hängt zunächst davon ab, ob Images gesichert werden sollen oder ob die Sicherung der Nutzerdaten ausreicht. Bei der File-Sicherung wird die Konfiguration der Systeme nicht erfasst, der Rechner muss gegebenenfalls neu aufgesetzt werden. Allerdings lassen sich einzelne Dateien oder Elemente erheblich schneller und ressourcenschonender wiederherstellen als aus Images. Da beim Online-Backup die Internet-Verbindung der begrenzende Faktor ist, werden die Daten nach dem ersten vollständigen Backup, das auch von Datenträgern im Anbieter-Rechenzentrum eingespielt werden kann, inkrementell gesichert. Allerdings muss bei einigen Lösungen von Zeit zu Zeit offline eine neue Komplettsicherung erstellt und übertragen werden, während bei anderen die Konsolidierung ausschließlich in der Cloud und damit ressourcen- und kostenschonend erfolgt.
Wie wirken sich agentenbasierte Lösungen auf die Umgebungen aus?
Stieghorst: Die Erstellung von Images erfordert Agenten auf jedem System, das in die Sicherung eingebunden werden soll. Auch wenn lediglich die Nutzerdaten gesichert werden sollen, ist der kostentreibende Faktor die Anzahl der Agenten: je mehr Systeme, desto mehr Agenten und desto höher die Kosten. Die Sicherung erfolgt üblicherweise auf zwei lokalen Ressourcen, die entsprechend vorgehalten werden müssen – und nun zusätzlich in der Cloud. Wettgemacht werden die Kosten für die Agenten durch geringere Kosten für den Speicherplatz als weiterem entscheidungsrelevantem Faktor. Davon können Unternehmen mit einem hohen Datenaufkommen profitieren, insbesondere dann, wenn sie von wenigen Systemen sichern. Wer den Schwerpunkt hingegen auf die Sicherung der Nutzerdaten legt, sollte sich agentenlose Dienste näher ansehen. Häufig kann neben der Sicherung in der Cloud – je nach Anbieter auch kostenfrei – eine lokale Kopie besonders kritischer Daten für eine unmittelbare Wiederherstellung vorgehalten werden, wofür sich gegebenenfalls ein bestehendes Backup-System weiter nutzen lässt.
Agentenlose Verfahren haben also diverse Vorteile für KMUs?
Stieghorst: Agentenlose Verfahren verlangen nicht auf jedem System, dessen Daten gesichert werden sollen, die Installation eines Client, sondern lediglich einen pro Plattform. Die Software wird auf einem einzigen Server installiert, die Sicherung aller weiteren gleichartigen Systeme erfolgt dann remote über Standard-APIs. Zusätzlich ermöglicht das Verfahren die Unterstützung heterogener Umgebungen mit unterschiedlicher Hardware, wie sie in KMUs häufig vorkommen, und zahlreichen unterschiedlichen Anwendungen und Devices, die bei agentenbasierten Systemen die Kosten treiben. Mit minimalem Zusatzaufwand, nämlich der Installation des passenden Agenten auf dem jeweiligen Gerät, und ohne zusätzliche Kosten können beispielsweise die Daten vom Mac-Rechner in der Marketing-Abteilung ebenso in die reguläre automatische Sicherung einbezogen werden wie die Daten von den mobilen Geräten der Außendienst-Mitarbeiter. Die Anzahl der eingebundenen Systeme und Geräte spielt für die Kosten keine Rolle; die Berechnungsgrundlage ist der Speicherplatzbedarf.
Und was ist mit der Bindung an einen Cloud-Backup-Provider?
Stieghorst: Dass man sich mit Online-Backup längerfristig an einen Anbieter bindet, dafür sprechen meist schon Einrichtungs- und Aktivierungskosten für die Dienste. Umso wichtiger ist deshalb die sorgfältige Auswahl im Hinblick auf die Datensicherheit sowie Technik und Lizenzmodell, die den Sicherungsanforderungen und den weiteren Spezifika des Unternehmensnetzes einschließlich der weiteren Entwicklung des Datenaufkommens und der Zahl der zu sichernden Systeme entsprechen müssen.