Storage für Proxmox: Anforderungen, Strategien & typische Fehler
Proxmox gilt als vielversprechende Open-Source-Alternative zu Vmware. Doch gerade beim Thema Storage gibt es Fallstricke – insbesondere in Cluster- oder HCI-Szenarien. Jonas Sterr, Senior Solution Engineer bei Thomas-Krenn erläutert im Gespräch mit speicherguide.de, worauf Administratoren achten sollten, welche Rolle bestehende Infrastrukturen spielen und warum RAID-Controller eher ins Archiv gehören.
Proxmox hat sich als schlanke, quelloffene Alternative zu VMware etabliert – gerade im Mittelstand wächst das Interesse an der Plattform. Besonders relevant für Administratoren ist dabei die Frage, wie sich Proxmox optimal mit einer passenden Speicherinfrastruktur kombinieren lässt. Im Gespräch mit speicherguide.de erläutert Jonas Sterr, Senior Solution Engineer Proxmox & Ceph bei Thomas-Krenn, dass Proxmox selbst keine besonders exotischen Anforderungen an das Speichersystem stellt. Die Plattform basiert auf Linux und kann grundsätzlich mit allen Storage-Technologien umgehen, die auch unter Linux einsetzbar sind – darunter iSCSI, NFS oder lokale Dateisysteme wie ZFS oder ext4.
Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Kompatibilität, sondern in der konkreten Zielsetzung. Wer ein bestehendes Storage-System besitzt, wird es in den meisten Fällen weiterverwenden wollen – insbesondere bei aktuellen Investitionen in Shared-Storage-Umgebungen. Ein kompletter Austausch der Infrastruktur beim Wechsel zu Proxmox ist in der Praxis selten realistisch. Sterr betont jedoch, dass sich gerade bei einem Neubeginn grundsätzliche Überlegungen lohnen: Möchte man etwa ein Cluster aufbauen oder künftig in Richtung Hochverfügbarkeit gehen, haben diese Entscheidungen unmittelbare Auswirkungen auf die Hardware-Wahl.
RAID-Controller als Stolperfalle – und warum das Qcow2-Format zunehmend wichtiger wird
Ein zentraler Punkt betrifft dabei den Einsatz von RAID-Controllern. Diese gelten in modernen HCI-Umgebungen mit ZFS oder Ceph als ungeeignet, da sie mit den Speicherverwaltungsfunktionen der Systeme kollidieren. Stattdessen sind reine Host-Bus-Adapter (HBAs) erforderlich, um den direkten Zugriff auf die Festplatten zu ermöglichen. »Wenn ich irgendwann ein Cluster bauen will – oder vielleicht sogar gleich – dann keine RAID-Controller«, fasst Sterr die Faustregel prägnant zusammen.
Auch bestehende Protokolle wie iSCSI und NFS lassen sich mit Proxmox nutzen, allerdings nur mit bestimmten Image-Formaten. Lange Zeit war das Snapshot-fähige Qcow2-Format ausschließlich in Kombination mit NFS möglich. Mit dem anstehenden Release von Proxmox 9 wird laut Sterr diese Funktionalität auch für iSCSI freigeschaltet. Zwar sei bei der Nutzung von Qcow2 mit einem leichten Performance-Verlust von rund zehn Prozent zu rechnen, dafür werde aber auch auf diesen Systemen die Erstellung von Snapshots möglich.
Video-Interview mit Jonas Sterr, Thomas-Krenn
Ceph im Cluster: Netzwerk, Ressourcen und der Faktor Replikation
Besonders detailliert wird es, wenn es um die Planung eines Ceph-basierten Clusters geht. Hier steigen die Anforderungen an das Netzwerk deutlich – unter 25 GbE sollte laut Sterr keinesfalls geplant werden. Der Grund: Moderne Flash-basierte Speichersysteme erzeugen enorme Netzwerklasten, die bei zu schwacher Anbindung sofort zu Engpässen führen. »Mit zehn Gigabit braucht man bei einem modernen Ceph-Cluster eigentlich gar nicht erst anfangen«, erklärt Sterr.
Hinzu kommt der Effekt der Replikation: In einem Drei-Node-Cluster mit Ceph wird jedes Datenobjekt standardmäßig dreifach gespeichert. Das reduziert die nutzbare Kapazität auf etwa ein Drittel des Bruttospeichers. Drei Nodes mit jeweils 50 TByte ergeben netto also nur rund 40 bis 50 TByte verfügbaren Speicherplatz – ein Aspekt, der bei der Kapazitätsplanung häufig unterschätzt wird.
Flexible Plattform, klare Strategie: Worauf es bei Proxmox wirklich ankommt
Am Ende zeigt sich: Proxmox ist zwar technisch flexibel und offen für viele Speicherlösungen, doch wer die Plattform professionell und skalierbar betreiben möchte, kommt an einer sauberen Storage-Strategie nicht vorbei. Die richtige Entscheidung hängt dabei nicht nur von der vorhandenen Hardware ab, sondern auch von der zukünftigen Ausrichtung der Infrastruktur – etwa ob Single-Node, klassischer Virtualisierungs-Server oder hochverfügbarer Cluster. Eine genaue Analyse der Anforderungen, realistische Einschätzung der vorhandenen Ressourcen und ein paar klare technische Regeln sind entscheidend für den erfolgreichen Einsatz.