ZEW-Studie: Warum Frauen in der Gig Economy weniger verdienen
Der Gender Wage Gap, also Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, ist ein viel diskutiertes Thema im Kontext der Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Solche Gehaltsdifferenzen gibt es auch in der sogenannten Gig Economy: Hier werden über digitale Plattformen kurzfristig kleinere Aufträge an Solo-Selbstständige vergeben.
Eine ZEW-Studie mit über 23.000 Solo-Selbstständigen zeigt: Solo-Selbstständige Frauen verdienen mit Onlineaufträgen rund 30 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Dahinter steckt aber keine geschlechtsbezogene Diskriminierung von Frauen durch Auftraggeber/innen. Vielmehr agieren Frauen und Männer auf den Plattformen unterschiedlich und stellen verschiedene Ansprüche an die Aufträge, was zu Einkommensunterschieden führt.
„In der Gig Economy ist der Gender Wage Gap mit 30 Prozent noch größer als auf klassischen Arbeitsmärkten mit bis zu 20 Prozent. Wir können den geschlechtsbezogenen Lohnunterschied dabei auf drei Faktoren zurückführen: die persönliche Qualifikation, die Projekte, auf die sich Frauen im Vergleich zu Männern bewerben, und die geforderten Stundensätze. Außerdem nutzen Männer und Frauen das Auftragsportal unterschiedlich“, fasst Ko-Studienautorin Dr. Eliza Stenzhorn, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, die Kernergebnisse ihrer Untersuchung zusammen.
Keine geschlechtsbezogene Diskriminierung
Die Studie weist nach, dass vergleichbar qualifizierte Frauen und Männer bei gleichen Qualifikationen und Bewerbungsstrategien auf der untersuchten Plattform im Durchschnitt ähnlich bezahlt werden. Folglich findet die Untersuchung keine Hinweise auf eine geschlechtsspezifische Diskriminierung.
Allerdings übernehmen Frauen häufig Tätigkeiten, für die niedriger vergütete Qualifikationen nötig sind. Dazu zählen unter anderem Textarbeiten wie Schreiben, Lektorieren und Übersetzen. Dagegen übernehmen sie seltener besserbezahlte IT-, Data-Science- oder Ingenieurstätigkeiten.