Phison: Kundenspezifische SSD-Lösungen
Phison ist ein Anbieter von NAND-Speichertechnologie mit eigener Soft- und Hardware-Entwicklung sowie hoher Fertigungstiefe. Mit leistungsoptimierten Enterprise-SSDs der Serie Pascari, eigener Controller-Entwicklung und Kooperationen wie mit »StorONE« will der Hersteller aus Taiwan zur Demokratisierung von KI beitragen und Einstiegshürden für Unternehmen senken.
Phison Electronics mit Sitz in Taiwan ist seit 2003 ein Anbieter von NAND-Speichertechnologie in verschiedenen Marktsegmenten, darunter Server, Automobilsysteme, eingebettete Systeme, Industrieanwendungen und generative KI.
Der Hersteller entwickelt und fertigt Controller, Firmware und Hardware. Die Enterprise SSDs von Phison sind in verschiedenen Formfaktoren erhältlich: U.2, E1.S, E3.S/E3.L und M.2. Die hohe Fertigungstiefe erlaubt jedoch auch maßgeschneiderte Lösungen für kundenspezifische Bedürfnisse – von Firmware-Tuning bis hin zu individuellen Formfaktoren. So erlaubt beispielsweise die Serie IMAGIN+ die Entwicklung kundenspezifischer SSD-Designs, die auf Leistung, Ausdauer oder Sicherheit zugeschnitten sind. Auch eine einfache Integration alternativer NAND- und IC-Lösungen (Integrated Circuit), unter anderem von Micron, Corsair oder PNY, ist damit möglich. Phison gilt zudem als vertrauenswürdiger Partner für OEMs, die 70 Prozent des Umsatzes ausmachen. Dazu gehören Intel, AMD und NVIDIA. Gemeinsam mit Partnern wie Lonestar entwickelt Phison Speicherlösungen für den Einsatz im Weltraum. Die dazu benötigten SSDs sind von der NASA TRL-6-zertifiziert.
Auf der COMPUTEX 2025 präsentierte Phison eine Reihe von Produkten, mit denen der Hersteller die Haupttrends der Branche adressiert: Generative KI, Nachhaltigkeit, Konnektivität der nächsten Generation und intelligente Anwendungen. Das Portfolio umfasst Enterprise-SSDs, KI-Toolkits, SSD-Controller und PCIe-High-Speed-Signal-ICs.
Pascari: Enterprise-SSDs für anspruchsvolle Workloads
Phison Pascari sind leistungsoptimierte Enterprise-SSDs mit Kapazitäten von bis zu 30 TByte. Je nach Anforderung sind die SSDs optimiert für schreibintensive Workloads, Echtzeitanalysen oder die Beschleunigung von KI bis hin zum Einsatz in kritischer Speicherinfrastruktur. Die NVMe-Modellreihen sind:
● X-Serie für HPC-Anwendungen, Datenanalyse, Online-Transaktionen oder Bilderkennung,
● B-Serie für den Einsatz in Datenbanken oder für das Media-Streaming,
● AI-Serien für schreibintensive Workloads wie dem Training großer Sprachmodelle (LLM) oder Machine Learning (ML).
Darüber hinaus gibt es die eher generische D-Serie für den Einsatz sowohl in Workstations oder NAS-Lösungen als auch in Rechenzentren inklusive Hyperscalern (z. B. als Warm-Data-Storage). Datacenter-SSDs von Phison sind unter anderem in Supermicro-Systemen mit Grace-CPU oder NVIDIA MGX-Technologie zu finden. Neu ist eine Kooperation mit StorONE. ONEai ist ein für KI optimiertes Plug-&-Play-System mit intelligentem Data Placement und direkt im Speicher-Framework integrierter Unterstützung für die Feinabstimmung und Inferenz großer Sprachmodelle. Mit der S-Serie bietet Phison zudem eine Alternative mit SATA-Anschlüssen für den Einsatz in Datenbanken oder für das Medien-Streaming.
Neues Flaggschiff der X-Serie ist die Pascari X200Z mit einer Lebensdauer von bis zu 60 DWPD (Drive Writes per Day) für besonders schreibintensive Workloads wie dem Training von KI, Echtzeit-Transaktionen und hochfrequenter Protokollierung. Die Enterprise-SSD verfügt über eine PCIe-Gen5-NVMe-Schnittstelle mit einer kurzen Latenz von nahezu der von Storage Class Memory (SCM) sowie integriertem Schutz bei Stromausfall und einer Fail-in-Place-Die-Recovery für die Wiederherstellung von Daten direkt auf dem ursprünglichen Speicherort.
Die Latenz ist ein kritischer Leistungsfaktor, der die Reaktionsfähigkeit eines Speichersystems maßgeblich beeinflusst. SCM ist eine Speichertechnologie, die die Lücke zwischen DRAM (extrem schnell, aber flüchtig und teuer) und NAND-Flash (langsamer, jedoch nichtflüchtig und günstiger) schließen soll. Die Besonderheit von SCM sind extrem niedrige Latenzen im Bereich von wenigen Mikrosekunden oder sogar Nanosekunden, was einen wesentlich schnelleren Datenzugriff ermöglicht. SCM wird unter anderem verwendet für In-Memory-Datenbanken, Echtzeitanalysen, im High-Performance-Computing (HPC) und für künstliche Intelligenz (KI). Das Erreichen einer derart niedrigen Latenz mit NVMe-SSDs würde die Leistung und Effizienz von Speichersystemen revolutionieren und neue Möglichkeiten für die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen in Echtzeit eröffnen. Dies würde eine signifikante Beschleunigung von Workloads und eine verbesserte Skalierbarkeit komplexer Systeme zur Folge haben.
Phison Pascari X200Z im Leistungstest
TweakTown hat die neue SSD in einem Benchmark getestet: Zur Leistungsoptimierung tragen wesentlich proprietäre Software-Entwicklungen des Unternehmens bei. Dazu gehören neue Module der aiDAPTIV+-Plattform wie das KI-Inferenz-Toolkit aiDAPTIVGPT für den Betrieb eigener Sprachmodelle in lokalen Umgebungen (On-Premises) sowie der aiDAPTIVCache AI150EJ – eine GPU-Speichererweiterung für am Edge betriebene KI-Systeme. aiDAPTIVLink verbessert die Inferenzleistung durch Optimierung der Time-to-First-Token (TTFT) und Erhöhung der verarbeiteten Token-Anzahl.
aiDAPTIVGPT unterstützt generative Aufgaben wie Konversations-KI, Sprachdienste, Codegenerierung, Websuche und Datenanalyse. Die Lösung bietet cloud-ähnliche Leistung bei einfacher Anwendung und einem hohem Datenschutzanspruch. Zielgruppen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Bildungseinrichtungen und öffentliche Institutionen.
Die Verwaltung kann sowohl über die Kommandozeile oder die grafische Benutzeroberfläche der All-in-One-Suite aiDAPTIVPro erfolgen.
Vertikale Integration beginnt mit dem Controller
Eine Optimierung wie die für die Pascari X200Z ist nur mit einer hohen Fertigungstiefe und der eigenen Entwicklung wichtiger Bausteine wie den Controller-ICs für das NAND-Flash möglich. Die Controller (auch Storage IP-Cores) sind auf eine einzige, spezifische Funktion optimiert und basieren auf anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen (ASIC). Im Gegensatz zu FPGAs (Field-Programmable Gate-Array) ist ein ASIC nicht weiter individuell anpassbar, was die Serienvielfalt mit herstellerseitigen Optimierungen für unterschiedliche Anwendungen erklärt.
Der E28 PCIe-5.0-SSD-Controller für die Pascari X200Z wird im 6nm-Prozess von TSMC gefertigt und soll eine Leistung von bis zu 2.600K/3.000K IOPS (Random Read/Write) erreichen, bei einer bis zu 15 Prozent geringeren Leistungsaufnahme im Vergleich zu anderen 6nm-basierten Controllern.
Im Rahmen der Computex stellte Phison sein umfassendes Portfolio an IC-Lösungen vor. Dazu gehören ein PCIe 5.0 Retimer mit CXL 2.0-Zertifizierung sowie PCIe 5.0 und PCIe 6.0 Redriver. Auf der Roadmap stehen PCIe 6.0 Retimer, weitere Redriver, SerDes PHY – Transceiver zur Umwandlung von parallelen Daten in serielle Datenströme und umgekehrt (Serialisierung/Deserialisierung) auf physischem Layer – und PCIe-over-Optical-Plattformen. Zum Teil werden die Lösungen gemeinsam mit Kunden entwickelt.
Phison präsentierte außerdem mit dem E31T einen DRAM-losen PCIe-5.0-SSD-Controller für ultra-dünne Laptops oder Handheld-Konsolen. Der E31T unterstützt M.2 2230- und 2242 Formfaktoren und verbindet hohe Leistung, geringen Stromverbrauch und Platzeffizienz.
Nach eigenen Angaben des Herstellers sind 75 Prozent der knapp 5.000 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung tätig. Das Unternehmen besitzt mehr als 2200 Patente weltweit. Phison gilt zudem als vertrauenswürdiger Partner für OEMs, die 70 Prozent des Umsatzes ausmachen. Dazu gehören Intel, AMD und NVIDIA. Gemeinsam mit Partnern wie Lonestar entwickelt Phison Speicherlösungen für den Einsatz im Weltraum. Die dazu benötigten SSDs sind von der NASA TRL-6-zertifiziert.
KI und Storage
K.S. Pua, CEO und Gründer von Phison Electronics, betont im Rahmen der IT Press Tour die Bedeutung der Konvergenz von KI und Speicher, um KI-Lösungen für KMU, Bildungseinrichtungen und den öffentlichen Sektor zugänglich zu machen: »Die Einführung von KI darf nicht nur den Tech-Giganten vorbehalten bleiben. Echte Wettbewerbsfähigkeit liegt darin, kleine und mittlere Unternehmen, Bildungseinrichtungen und den öffentlichen Sektor mit erschwinglichen, schnellen und sicheren KI-Lösungen zu versorgen. Phison wird auch weiterhin leistungsstarke und energieeffiziente Lösungen anbieten, die die nächste Welle der KI-gestützten Innovation vorantreiben.«
Die Evolution von Speichertechnologie hat einen maßgeblichen Anteil an der Verfügbarkeit von KI für die breite Masse. Modell-Leistungsfähigkeit und Relevanz der Antworten sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Budget für die benötigte Infrastruktur ist ein wichtiges Kriterium. Aktuell wird das primär von den Preisen und der Verfügbarkeit von für KI geeigneten GPUs bestimmt. Nicht so offensichtlich sind die Kosten für den Bau geeigneter Rechenzentren und die Energieversorgung. Gelingt es, sowohl Platz- als auch Energiebedarf zu senken und günstigere Technologie nutzen zu können, entfallen wichtige Einstiegshürden für die Verbreitung von KI. Massentaugliche NAND-Flash-Technologie und Protokollerweiterungen wie das auf PCIe basierende NVMe und CXL tragen zur Demokratisierung künstlicher Intelligenz bei. Mit zunehmender Verbreitung werden auch die Qualität und die weitere Akzeptanz von KI-Anwendungen steigen.
Kooperationen innovativer Storage-Anbieter wie die von Phison mit Storone tragen mit konkreten Lösungen dazu bei. Mit ONEai profitieren Nutzer von minimalem Einrichtungsaufwand und geringeren Strom-, Betriebs- und Hardwarekosten sowie verbessertem Datenschutz durch LLM-Training und -Inferenz vor Ort mit firmeneigenen Daten. Die Speicherlösung mit integrierten GPU-Speichererweiterungen, automatisierter Datenverwaltung sowie einer benutzerfreundlichen GUI ist für das Finetuning von KI, RAG und Inferenz optimiert.
Gal Naor, CEO von Storone, ist überzeugt: »Oneai setzt einen neuen Maßstab für eine zunehmend KI-integrierte Branche, in der Speicher die Startrampe ist, um Daten von einer statischen Komponente in eine dynamische Anwendung zu bringen.« Mit der Technologiepartnerschaft wollen beide Unternehmen die Lücke zwischen traditionellem Speicher und KI-Infrastruktur mit einer schlüsselfertigen, automatisierten Lösung schließen und »die KI-Datenanalysen für Unternehmen mit begrenztem Budget oder Fachwissen vereinfachen«, führt Naor weiter aus. »Wir senken die Einstiegshürden, damit Unternehmen jeder Größe KI-gestützte Intelligenz nutzen können, ohne große KI-Umgebungen aufbauen oder Daten in die Cloud senden zu müssen.«
Die Lösung wird voraussichtlich im dritten Quartal 2025 generell verfügbar sein. Über den Einstiegspreis ist noch nichts bekannt.