Lucidity will Cloud-Storage automatisiert optimieren
Lucidity bietet Tools zur automatisierten Cloud-Ressourcen-Verwaltung für AWS, Azure und GCS. Europäische Cloud-Anbieter werden nicht unterstützt. Organisationen mit etablierten Prozessen, die ihre Anforderungen gut kennen und sorgfältig planen, werden Werkzeuge wie diese eher nicht benötigen.
In der heutigen Zeit nutzt nahezu jedes Unternehmen Cloud-Ressourcen. Die Verwaltung dieser Ressourcen gestaltet sich jedoch häufig komplex. Viele Firmen reservieren oft mehr Kapazität als nötig, um auf Nummer sicher zu gehen. Noch komplizierter wird es, wenn die Ressourcen nicht mehr benötigt werden. Nur wenige Unternehmen haben Verfahren zur Außerbetriebnahme implementiert. Lucidity bietet mit AutoScaler ein Werkzeug an, das die Verwaltung von Cloud-Ressourcen – insbesondere Storage – automatisiert und Unternehmen helfen soll, Kosten zu sparen. Wir haben uns das Tool angesehen. Zwei Fragen beschäftigen uns seitdem: Wie nützlich ist so ein Werkzeug und vor allem, für wen?
Agentic AI – ohne KI
AutoScaler wertet kontinuierlich verschiedene Parameter wie Festplattenauslastung, IOPS, Durchsatz, Volumen, Lastspitzen, Warteschlange und Latenz aus und entscheidet eigenständig, wann Ressourcen skaliert oder geschrumpft werden. Das soll helfen, Engpässen wie Überkapazitäten vorzubeugen und Kosten zu senken.
Anhand der Darstellung ist bereits eine erste Einschränkung des Tools erkennbar: Autoscaler benötigt einen Agent in jeder virtuellen Maschine (VM, für die ein automatisches Ressourcen-Handling erfolgen soll. Eine weitere Einschränkung ist die Limitation auf cloud-native VMs wie Amazon EC2, Google Compute Engines (GCE) oder den virtuellen Maschinen-Dienst von Azure. Autoscaler kann jeweils nur virtuelle Instanzen innerhalb derselben Cloud optimieren.
Die Software besteht aus Agents, die in den einzelnen virtuellen Instanzen installiert werden, und einer zentralen Einheit zur Verwaltung der Ressourcen. Die Agents lassen sich mit einem Klick aus dem zentralen Verwaltungstool installieren. Zur Aktivierung muss die VM nach der Installation des Agents einmal angehalten und neu gestartet werden.
Anfang Juni 2025 stellte Lucidity mit Lumen eine weitere Funktion zur Verwaltung von Cloud-Speicher-Ressourcen vor. Lumen wertet historische Daten (IOPS, Durchsatz und Latenz) sowie Anwendungs-Anforderungen aus und leitet Empfehlungen zur Optimierung des Festplatten-Tierings daraus ab. Dies ermöglicht auch den Vergleich von Kosten zwischen aktuellen und empfohlenen Tiers. Speicher-Tierings sollen sich mit einem einzigen Klick und ohne Ausfallzeiten anpassen lassen. Nitin Bhaudaria, Mitbegründer von Lucidity, betonte während der Ankündigung im Rahmen der IT Press Tour die Notwendigkeit einer solchen Lösung: »Cloud-Speicher verdient das gleiche Maß an Automatisierung und Kostenoptimierung, das Cloud-Computing erhalten hat. Wir haben das Problem der Überprovisionierung mit Autoscaler gelöst, und wir freuen uns, bisher unberührte Bereiche des Managements von Cloudspeicher mit Lumen zu vereinfachen, beginnend mit der Optimierung des Festplatten-Tierings.«
Die Betonung auf den Aspekt der Überprovisionierung ist insofern bemerkenswert, da speziell unter Linux das Schrumpfen des verfügbaren Plattenplatzes alles andere als trivial ist. Damit das reibungslos funktioniert, müssen zunächst die Daten des alten Volume gesichert und ein neues Volume angelegt sowie eingelesen werden. Anschließend müssen die Daten auf das neue Volume kopiert werden. Zwar passiert das alles transparent für den Anwender. Für einen kurzen Zeitraum (Lucidity spricht von 90 Sekunden) muss die Kapazität aber doppelt angemietet werden. Technisch nutzt die Linux-Variante BTRFS für diese Zwecke.
Wie groß das Einsparpotential letztlich tatsächlich ist, hängt sicher vom Einzelfall ab. Lucidity selbst berechnet für seinen Dienst pauschal 60 US-Dollar pro TByte der verwalteten Kapazität pro Monat.
Einschränkungen bei der DSGVO
Autoscaler kann über die Marktplätze der Cloud-Anbieter bezogen werden. Aktuell ist der Einsatz auf die Anbieter AWS, Microsoft Azure und Google Cloud Services (GCS) beschränkt. Andere Anbieter wie Oracle oder IBM werden nicht unterstützt. Auch europäische Cloud-Service-Provider wie OVH bzw. deutsche Anbieter wie Stackit oder Open Telekom Cloud sind außen vor.
Zwar argumentiert auch Lucidity mit der Verarbeitung und Speicherung der Daten in den europäischen Rechenzentren der Big Three. Dennoch bleiben es amerikanische Unternehmen und US-amerikanische Behörden können den Zugriff auf die Daten erzwingen. Wer das vermeiden möchte, wartet entweder auf die – derzeit nicht vorgesehene – Integration europäischer Anbieter oder vermeidet den Einsatz solcher Werkzeuge, indem er sich ernsthaft mit seinen Anforderungen auseinandersetzt. Startups wie Lucidity sind nur deswegen so erfolgreich, weil sie einer Organisation die lästige Analyse der eigenen Bedürfnisse erspart.
Bedarfsanalyse statt Over-Tooling: Die Frage der Notwendigkeit
Organisationen, die ihre Anwendungen, Anwender und deren Anforderungen kennen, benötigen Werkzeuge wie Autoscaler oder Lumen nicht. Zumal sich in der Praxis Anforderungen nur in seltenen Anwendungsfällen spontan beliebig ändern und speziell die Storage-Kapazität nicht in Tagen oder Wochen, sondern meist über Jahre skaliert. Für größtmögliche Autarkheit und echtes Multi-Clouding empfehlen wir, sich bereits in der Planungsphase intensiv mit dem aktuellen und zukünftig erwarteten Bedarf auseinanderzusetzen und Kapazitäten entsprechend zu planen. Etablierte (und gelebte) On- und Offboarding-Prozesse, die auch IT-Ressourcen wie Storage-Komponenten oder Cloud-Speicher und -schnittstellen (APIs) umfassen, helfen, Über- oder Unterkapazitäten zu vermeiden und die Kosten zu kontrollieren.
Preislich müssen mit 0,072 US-Dollar pro GByte und Geräte kalkuliert werden. Hinzukommt eine Bereitstellung via Private-Link über Azure oder AWS für 1.000 US-Dollar pro Monat oder Self-Hosted-Plan mit Peak-Control und Compliance ab 2.500 US-Dollar pro Monat.