Gerücht: Kioxia ist das Must-Have für WD und Micron

Die Suez-Kanal-Havarie vergrößert die Nachschub-Krise in der Halbleiterbranche kurz- und mittelfristig. Strukturell ist sie ohnehin, da die Produktion fast nur noch in Asien stattfindet. Die Nachfrage ist angesichts IoT, Mobilität, KI und Konsorten immens, lokale Automobilhersteller mussten ihre Produktion bereits zurückfahren. Wie das Wall Street Journal nun berichtet, sehen Western Digital und Micron Notwendigkeit, das Ex-Toshiba-NAND-Unternehmen Kioxia zu übernehmen.

Gerücht: Kioxia ist das Must-Have für WD und MicronGerücht: Kioxia ist das Must-Have für WD und MicronKein April-Scherz: Am 31. Januar verkündete das Wall Street Journal, dass der NAND-Flash-Hersteller Kioxia Übernahme-Ziel seiner Kompetitoren sei. Dies sind Westen Digital (WD) und Micron. Vor der pandemisch begründeten Krise wollte das Unternehmen selbst eigentlich an die Börse, für etwa 30 Milliarden US-Dollar. Nun könnte der Deal günstiger werden.

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Konsolidierung ist das Wort für Artensterben in der Industrie. Jetzt könnte der nicht unerfolgreiche  Kioxia-Konzern, erst 2016 aus Toshiba entstanden, die Logos seiner Briefköpfe ändern. Das mutmaßt zumindest das Wall Street Journal mit Verweis auf interne Quellen beim Hersteller. Die Motivation des »Aufgebers« wird dabei nicht reflektiert. Die Motivation der »Dranbleiber« schon: Wer Kioxia übernehmen kann, ist Marktführer neben Samsung. Für das Wall Street Journal ein »Must Have«.

Das Unternehmen Kioxia entstand 2018 aus der Toshiba Memory Corporation durch den Spartenverkauf des größeren japanischen Konzerns. Die Toshiba Corporation hält einen Anteil von 40 Prozent an der Ausgründung, die 2019 als Kioxia Holdings Corporation firmierte. Sie wird zudem von der Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital und einer Reihe weiterer Investoren geführt.

Wie lukrativ ist Kioxia?

Die Suez-Krise ist nur ein kleiner Ausblick und Motivator, aktuell dürfte die Nachfrage nach Speicher-Riegeln trotz gehemmter Geschäftsmöglichkeiten groß sein. Oder gerade deswegen. Mobilität und performantes Small-Form-Factor-Home-Office sind zwangsläufig im Trend. Die Aussicht auf nach-pandemische Umsatzpotenziale und Geschäfte mit NAND-Flash sind aber langfristiger attraktiv, so die Branche. In jüngerer Zeit ist der Mangel an Halbleiterkomponenten bereits besorgniserregend bis preistreibend, Produktentwicklung und -produktion eingeschränkt.

Die Konsolidierung des NAND-Flash-Marktes begann im vergangenen Jahr mit dem angekündigten Verkauf des Intel-NAND-Geschäfts an das Konstrukt SK Hynix im Jahr 2020, der formal-justiziabel Ende des Jahres abgeschlossen werden soll.  Western Digital und SanDisk waren Anteilseigner. Mit der Übernahme von SanDisk durch WD im Jahr 2016 griffen Finger, Geschäfte und technologische Entscheidungen im NAND-Bereich noch tiefer.

Die Konsolidierung des Flash-Marktes hat im vergangenen Jahr mit dem angekündigten Kauf des Intel-NAND-Geschäfts durch SK Hynix neue Dynamik gewonnen. Das Unternehmen erwartet die behördliche Genehmigung bis Ende 2021 und den endgültigen Abschluss des Vertrags bis 2025. Erstaunlich lange.

Anmerkung der Redaktion

Michael Baumann, speicherguide.deMichael Baumann, speicherguide.de Die deutsche Industrie, darunter Automobilhersteller, mussten bereits ihre Produktion aus Mangel an Halbleiter-Nachschub drosseln. Das Aufsanden eines einzigen, wenn auch riesigen Container-Frachters im Suez-Kanal erscheint dabei nur als Headline für ein Struktur-Problem.

Davon abgesehen, erscheint ein 30-Milliarden-Deal derzeit unrealistisch. Oder doch nicht? Eine Kombination aus Kioxia und Western Digital beispielsweise würde zum größten NAND-Flash-Hersteller der Branche führen, basierend auf den Ergebnissen von 2020 bei 35,2 Prozent und etwas vor Samsung (circa 32 Prozent). Also verführerisch. Aber für 30 Milliarden US-Dollar?

Laut Branchengeflüster deuten alle Anzeichen auf WD als Übernahmefavorit. Gründe, warum Kioxia selbst die Eigenständigkeit aufgeben möchte, sind nicht bekannt. Offizielle Aussagen dazu gibt es nicht. Der US-Hersteller Micron bewegt sich in Umsatzhöhen von 20 Milliarden US-Dollar und ist der größte DRAM-Hersteller in den Vereinigten Staaten. Zusätzliches Geschäft mit NAND-Flash könnte also willkommen sein.

Problem im Milliarden-Spiel mit Western Digital könnte zudem sein, dass WD nach der Akquisition von Sandisk für 19 Milliarden US-Dollar vor fünf Jahren von Aktienkäufern derzeit selbst nur einen Wert von 20 Milliarden US-Dollar bescheinigt bekommt, offenbar neun Milliarden US-Dollar Rest-Schulden hat und die kontinuierliche Verschuldungsquote bei 0,9 Prozent liegen soll.

Sollte WD mit Hilfe von Finanziers diesen Schritt wirklich machen wollen, dürfte es sich um einen neuerlichen Spagat handeln, aus dem ein wirtschaftlicher Sprung werden müsste. Bei möglichen Mergern wäre auch zu beachten, dass Micron und Kioxia bislang unterschiedliche NAND-Technologien und -Strategien vorantreiben.

Der Marktführer Samsung wird (noch) gar nicht gehandelt. Am Ende kommt es so: Der eine kann nicht, der andere will nicht, und der Dritte macht’s.

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