Filmarchiv Hirn
Es sind die kleinen Informationen, die einen begeistern. Eigentlich kann man nicht viel mit Ihnen anfangen, aber trotzdem beschäftigen sie uns, begeistern uns und führen hin und wieder zu interessanten Gedankenspielen. So auch diese Information: Es wird derzeit angenommen, dass unser Gehirn vier TByte an Daten speichern kann. Speichern, nicht verarbeiten. Klingt nicht viel? Na dann überlegen Sie mal, wie lange man im privaten Bereich benötigt, um vier TByte zu füllen. Mit meiner 8-GByte-Speicherkarte kann ich bei guter Auflösung fast 2000 Bilder speichern. Das kriegen wir also locker hin. Wenn nichts dazwischen kommt, sollten wir also auch die Klassenkameraden von vor 20 Jahren oder den ungeliebten Nachbarn sowie den Nachwuchs wieder erkennen, sprich abrufen können. Namen sind auch so eine Sache. Meine Name – mit Zweitname und ehelichem Hintendran – nimmt 12 KByte auf meinem Rechner ein. Auf dem Speicherplatz von einem GByte könnten wir uns dann schlappe 87.000 Namen merken. Da wird es doch möglich sein, sich an den Herrn Dings – na den, mit dem Anzug, wie heißt er gleich – erinnern zu können. Nun ja, Speichern ist eine Sache, Abrufen eine andere. Zumindest wissen wir, dass wir es könnten.
Meine Mutter behauptete immer, ich könne mir allen möglichen Unsinn merken. Schönstes, von ihr verwendetes Beispiel waren Filme, mit denen ich einen Teil meines Lebens verbracht, per Definition meiner Mutter vergeudet habe. Und wenn die Rechnung stimmt, dann könnte sich unser Gehirn den Inhalt von 935 DVDs merken. Beeindruckend. So viele Filme kenne ich gar nicht – meine Mutter wäre hier sicher anderer Meinung, aber ihr Gehirn hat offensichtlich andere Dinge abgespeichert.
Es kommt ja auch auf die Qualität der Filme an, ob wir sie überhaupt abspeichern wollen. An ein paar kann ich mich nur noch dunkel erinnern und das mit Sicherheit zu recht. Überlegen wir mal: Herr der Ringe (drei DVDs), Alien (vier DVDs), Star Wars (sechs DVDs), Fluch der Karibik (drei DVDs), Stirb langsam (vier DVDs), Harry Potter, Dirty Harry, Jenseits von Afrika, Sherlock Holmes… da sind wir schon bei 28. Das ist nur ein kleiner Teil unserer heimischen Entertainment-Ecke. Und wenn ich an die Serien denke… Vielleicht hat meine Mutter doch recht gehabt.
Aber machen Sie sich den Spaß. Nicht schummeln. Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie alle Filme auf, die Sie kennen und die Ihnen einfallen. Ja, von mir aus auch Grün ist die Heide und Klinik unter Palmen. Wir haben all unsere dunklen Kapitel. Wer tatsächlich auf 935 kommt, sollte sich allerdings Sorgen machen, dann dürfte ja nicht mehr viel Speicherkapazität zur Verfügung stehen. Da wäre dann ein Löschvorgang von Nöten. Aber, wie man den willentlich umsetzt, das steht wieder nirgendwo.
Mit im Hirn gesicherten Grüßen,
Ulrike Rieß
PS: Bücher berechnen wir nächste Woche…