HDD-Problem: Dateien aufgebläht und korrupt

Heute haben wir selbst ein Festplattenproblem. Auf einem externen USB-Laufwerk lassen sich einige Dateien nicht mehr öffnen. Die Inhalte von Word- und Excel-Files bestehen nur aus Hieroglyphen. Gleichzeitig sind die anstelle einiger KByte plötzlich hunderte von MByte groß. Falls jemand eine Idee hat, ich bin für Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen.
Ein Teil der Dateien ist aufgebläht und korrupt
Konkret nutze ich eine externe 2,5-Zoll-Platte Transcend StoreJet 25H3P mit einem TByte, seit Juni letzten Jahres nahezu täglich. Die HDD ist so gut wie voll und habe auch schon mit einer Löschaktion und dem Umkopieren von Daten einige GByte freigeschaufelt.
Vor meinem Urlaub ist irgendetwas passiert, was dazu geführt hat, dass sich Dateien, die ich damals neu erstellt und abgespeichert habe nun nicht mehr öffnen lassen. Im Explorer hat dann eine Word- oder Excel-Datei statt 30 KByte plötzlich 140 MByte.
Wenn ich beispielsweise eine Excel-Datei öffnen möchte, heißt es »Das Dateiformat und die Dateierweiterung passen nicht zueinander. Möglicherweise ist die Datei beschäftigt oder nicht sicher …«. In Excel oder Word stehen dann nur Hieroglyphen drin.
Meine erste Vermutung, das System schreibt in einen defekten Bereich auf der Platte. Aber da sind auch Daten dabei, die ich abgespeichert, nochmal geöffnet, benutzt und korrekt per Mail verschickt habe. Und im Mail sind die Dateien auch noch aufrufbar. Seltsam ist auch, dass die Dateigröße so aus dem Ruder läuft.
Vor meinem Urlaub habe ich nochmal die wichtigsten Dateien gesichert. Aber da wurde der Fehler mitgesichert. Das heißt, ich konnte die Dateien von der HDD auf einen Stick kopieren. Wenn die Platte Defekte hat, dürfte dies eigentlich nicht funktionieren.
Natürlich könnte ich mir auch ein Schadprogramm eingefangen haben. Dieses müsste aber auch auf den anderen Platten sein Unwesen treiben und nicht nur auf der externen Disk. Die interne SSD und HDD sind sauber, bisher. Auch funktionieren die neu erstellten Dateien von dieser Woche. Bisher…
Bis dato würde ich sagen, es ist nur eine wichtige Datei betroffen. Ein Verlust der anderen Informationen wäre verschmerzbar. Diese eine stammt allerdings aus der Buchhaltung und es wird mich vermutlich mindestens ein Wochenende kosten, vermutlicher länger, die Informationen manuell zu rekonstruieren.
Jetzt rächt sich, dass ich eine neue Backup-Strategie, ich geb's zu, seit Monaten vor mir herschiebe. Mein Turnschuh-Backup hat den Fehler mitgesichert. Ich bin zwar guter Dinge, dass ich noch eine brauchbare ältere Version finde, dummerweise habe ich vor meiner Abreise aber einige SD-Karten und Sticks gelehrt. Wer braucht schon diesen Datenfriedhof…
Ich weiß, ich weiß: Der Datenverlust ist natürlich meine eigene Schuld. Speziell ich hätte es besser wissen müssen. Aber wie gesagt, für Ideen bin ich nach wie vor offen.
Doc Storage zum bösen HDD-Phänomen
Nachdem wir ja den ein oder anderen Experten kennen, habe ich mich umgehört, ob sich jemand einen Reim auf mein böses HDD-Phänomen machen kann. Folgende Antwort habe ich von unserem Doc Storage erhalten:
»Das kann zwei Dinge zur Ursache haben. Entweder hat die Platte einen Schlag bekommen und gleichzeitig beide Dateieintragstabellen ruiniert (was die fehlerhafte scheinbare Größe erklären würde), was aber in der Wahrscheinlichkeit gegen Null geht, da im selben Moment tatsächlich beide Tabellen betroffen sein müssten. Oder aber Du hast Dir ein Schadprogramm gefangen, welches die Dateien virtuell aufbläht und so unbrauchbar macht.
In beiden Fällen wird es kaum möglich sein, die tatsächlichen Dateien wiederherzustellen. Es sei denn, Du möchtest es Dir antun, das gesamte TByte Block für Block durchzugehen, Dateianfänge und -enden von Hand zu setzen und die entsprechenden Dateien dann auf eine andere Platte zu sichern. Wobei nicht gesichert wäre, ob das Schadprogramm nicht mitwandert…
Auf jeden Fall würde ich die Inhalte, derer Du noch habhaft werden kannst, auf einen anderen Datenträger kopieren und die Platte neu formatieren (inklusive Löschen und Neuanlegen der Partitionstabelle).
HDD-Problem: Möglicherweise ist der Bridge-Chip defekt
»Das klingt nach einem beschädigten Dateisystem«, vermutet Manfred Berger, Sr. Mgr. Business Development Data Center Systems EMEA bei HGST. »Ich hatte mal ähnliche Probleme wegen eines defekten Bridge-Chips (USB/SATA). Da ein HDD-Defekt nicht ausgeschlossen werden kann, wäre es am besten die Festplatte über ihr eigenes Interface ohne Bridge-Chip zu spiegeln und dann auf der Kopie einen Disk-Check laufen zu lassen.
Mit etwas Mut können Sie auch auf der Original-HDD einen Disk-Check laufen lassen, mit viel Mut auch über die USB-Schnittstelle. Wenn die Platte dabei neben den Zugriffsgeräuschen öfters klickt und knarzt, liegt eine Festplattendefekt vor und jede weitere Aktivität gefährdet Ihre Daten.
Falls sich ein Festplattendefekt manifestiert, wird nur noch ein Labor helfen können. Wo ein Disk-Check nicht hilft gibt es Datenrettungs-Software, die anhand von Dateisignaturen unter Umständen noch erkennen kann wie Dateifragmente wieder zusammen gesetzt gehören bzw. was nichtmehr wirklich dazu gehört falls eine Datei plötzlich auf ein Vielfaches aufgeplustert scheint.«
HDD-Problem: Vermutlich ein FAT-Fehler
Henrique Atzkern, Customer Technical Support Staff Engineer bei Seagate, kam folgender Hinweis: »Der Fehler ist nach deiner Beschreibung ein FAT-Fehler mit falschen Zuweisungen in der Dateistruktur. Klassisch mit einer Laufwerksprüfung versuchen zu beheben.
Aber warum und weshalb eine Datei solch einen Fehler zeigt, ist schwer zu sagen. Wenn die Datei aufgerufen werden kann, aber eine Applikation darin einen Fehler sieht, liefert das Laufwerk zunächst nur korrekt diejenigen Daten, die laut Zuweisungstabelle zu dieser Datei gehören. Ob das Laufwerk wirklich einen Fehler hat besagt das noch nicht.
Kopieren auf einen anderen Datenträger ist das eine, aber du wirst wohl am betroffenen Laufwerk die Berichtigung laufen lassen müssen bzw. wenn es die Datei deines Notebooks ist, dann dort. Wenn die Quelle einen Fehler aufweist, transportierst du ihn beim Kopieren einfach weiter.«
Keine Datenrettung mit Bordmitteln möglich
Die geöffnete Transcend StoreJet 25H3P.Zunächst habe ich die gesamte externe Festplatte auf eine interne HDD kopiert. Bei einem TByte dauert dies ein wenig. Nach 2,5 Stunden waren ungefähr 60 Prozent des Datenvolumens geschafft. Am Ende hat es wohl rund vier Stunden gedauert. Nachdem dies geschafft war, habe ich erstmal die Konsistenz der kopierten Daten überprüf, zumindest stichpunktartig.
Als notorischer Optimist gehe ich natürlich davon aus, dass sich auf diesen Beitrag ein »Engel« meldet und doch noch ein Recovery möglich ist. Okay, es ist unwahrscheinlich. Aber hey, man muss bis zum Schluss hoffen können. ;)
Die Platte aus dem Gehäuse zu schälen war weniger aufwendig als gedacht. Obwohl es sich um eine Ruggedized-Disk handelt, ließ sie sich einfach aufschrauben? Es kam übrigens eine Samsung zum Vorschein. Den Chkdsk habe ich etwas vor mir her geschoben, weil ich dachte, der wird recht lange dauern. Dem war aber nicht so. Der Prüflauf, war nach wenigen Minuten beendet – ohne Fehler. Gut, es war nicht damit zu rechnen, dass der Chkdsk die Daten wieder nutzbar macht. Damit muss ich meine Daten aber wohl oder übel abhaken.