Pcloud: Cloud-Speicher mit EU-Datenhoheit zum Lifetime-Preis
Pcloud bietet klassischen Cloud-Speicher mit Sitz in der Schweiz und Speicherung wahlweise in Europa. Der Dienst richtet sich an datenschutzbewusste Anwender sowie Teams und kleine Unternehmen. Optional ist eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erhältlich. Zudem wird nicht nur das übliche Abomodell geboten, sondern auch Lifetime-Tarife.
pCloud ist ein Cloud-Speicherdienst, der laut Anbieter seit 2013 von der heute in Baar (Schweiz) ansässigen pCloud International betrieben wird. Die Lösung bietet Online-Speicherplatz für Dateien, Fotos, Videos und Dokumente und lässt sich über Desktop-Anwendungen, mobile Apps sowie über ein Weboberfläche nutzen. Technisch basiert Pcloud auf einer Kombination aus verschlüsselter Datenübertragung, Server-seitiger Datenverschlüsselung und optionaler clientseitiger Zero-Knowledge-Verschlüsselung (pCloud Crypto), die ausschließlich für einen separaten Container gilt.
Nach Angaben des Unternehmens richtet sich der Dienst sowohl an Privatpersonen als auch an kleine und mittlere Unternehmen, die eine einfache Möglichkeit suchen, Dateien geräteübergreifend zu speichern, zu teilen und zu synchronisieren – ohne auf die klassischen Hyperscaler (AWS, Apple, Google oder Microsoft) und US-Anbieter angewiesen zu sein. Die Plattform fokussiert sich weniger auf kollaboratives Arbeiten in Echtzeit, sondern eher auf klassische Dateiablage, Mediennutzung und sichere Datenarchivierung.
Funktionsumfang: Hybrid zwischen Speicherlösung und Medienablage
pCloud bietet einen klassischen Funktionsumfang im Bereich Cloud-Speicherung und Dateisynchronisation mit einigen erweiterten Optionen, die insbesondere auf Mediennutzung, geräteübergreifenden Zugriff und Dateiverwaltung ausgerichtet sind. Die Anwendung stellt Speicherplatz zur Verfügung, der sich entweder per Webinterface, Desktop-Client oder mobiler App verwalten lässt. Zu den Kernfunktionen zählen Datei-Upload und -Download, selektive Synchronisation, Dateifreigabe über individuelle Links sowie eine Dateiversionshistorie.
Eine Besonderheit ist pCloud Drive, ein virtueller Laufwerksdienst, der über die Desktop-Clients (Windows, macOS, Linux) bereitgestellt wird. Hierbei handelt es sich um ein Netzlaufwerk, das wie ein lokales Laufwerk im Dateisystem eingebunden wird, ohne jedoch Speicherplatz auf der lokalen Festplatte zu verbrauchen. Dateien werden bei Zugriff gestreamt oder selektiv synchronisiert. Dies ermöglicht, größere Datenmengen zu verwalten, ohne physisch auf dem Endgerät gespeichert zu sein. Voraussetzung ist eine aktive Internetverbindung.
Für die Synchronisation bietet pCloud laut Anbieter eine Zwei-Wege-Synchronisation, die gezielt auf bestimmte lokale Ordner angewendet werden kann. Dabei wird jeder Ordner mit seinem Gegenstück im Cloud-Speicher gekoppelt. Eine automatische, systemweite Spiegelung wie bei klassischen Backup-Lösungen ist nicht vorgesehen. Auch das inkrementelle Backup mehrerer Versionen ganzer Systeme gehört nicht zum Funktionsumfang.
Mit der Extended File History (EFH) lässt sich die Aufbewahrung von Dateiänderungen auf bis zu 365 Tage erweitern – gegen Aufpreis. Die Standardversion behält Dateiversionen 15 Tage lang vor. Wiederherstellung gelöschter oder veränderter Dateien ist innerhalb dieses Zeitraums möglich. Für einige Anwendungsfälle kann dies als einfache Archivierungsfunktion genutzt werden, ersetzt aber keine revisionssichere Archivierung oder umfassende Backup-Strategien.
Konzentration auf Einzelanwender und kleine Teams
Die Medienfunktionen sind vergleichsweise umfangreich: Der Internetspeicher integriert einen Audio-Player, der hochgeladene Musikdateien katalogisiert und als Wiedergabeliste verwalten kann. Ebenso ist ein Videoplayer integriert, mit dem Anwender Filme und Clips direkt aus dem Cloud-Speicher abspielen können. Bilder lassen sich über eine Galerieansicht betrachten. Diese Funktionen zielen auf eine Nutzung als persönliche Medienbibliothek.
Die Bedienung erfolgt über eine webbasierte Oberfläche, die in Struktur und Aufbau an klassische Dateimanager erinnert. Nutzer können Ordner anlegen, Dateien per Drag-and-Drop hochladen, Metadaten einsehen oder Freigaben verwalten. Die Benutzeroberfläche wirkt funktional, jedoch im Vergleich zu anderen Diensten wie Google Drive oder Dropbox teilweise veraltet. Die mobile App bietet eine ähnliche Funktionalität, jedoch mit reduziertem Funktionsumfang – etwa ohne vollständige Synchronisation ganzer Ordnerstrukturen.
Zusätzliche Funktionen wie automatische Foto-Uploads vom Smartphone, Datei-Link-Tracking oder das Verknüpfen mit Social-Media-Konten zur direkten Datensicherung (z. B. von Facebook oder Instagram) gehören ebenfalls zum Angebot.
Pcloud Crypto: Mehrstufiges Verschlüsselungskonzept
Eine optionale Sicherheitsfunktion stellt pCloud Crypto dar: ein verschlüsselter Bereich innerhalb des Cloud-Speichers, dessen Inhalte clientseitig verschlüsselt und erst bei Bedarf wieder entschlüsselt werden. Der Zugriff auf diesen Ordner erfolgt ausschließlich mit einem vom Nutzer vergebenen Schlüssel, den Pcloud nach eigenen Angaben nicht speichert.
Der restliche Speicher wird hingegen Server-seitig mit AES-256 verschlüsselt, wobei die Schlüsselverwaltung auf Seiten des Anbieters liegt. Damit steht nur ein Teilbereich unter Zero-Knowledge-Bedingungen zur Verfügung. Auch lässt sich Crypto nicht automatisiert auf alle gespeicherten Daten anwenden, sondern muss manuell genutzt werden. Die clientseitige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kostet als Lifetime-Lizenz 125 US-Dollar bzw. 48 US-Dollar als Jahreslizenz.
Pcloud Preise: Free‑Forever‑, Abo- und Lifetime-Speicher
Pcloud bietet ein gestaffeltes Preismodell, das mit einem dauerhaft kostenlosen Einstieg beginnt. Nutzer erhalten zunächst 2 GByte Speicherplatz, der sich durch verschiedene Maßnahmen wie das Verifizieren der E-Mail-Adresse, das Installieren der App oder das Empfehlen an Freunde auf bis zu 10 GByte erweitern lässt. Dieses kostenlose Konto enthält bereits zentrale Funktionen wie Dateiupload und -download, Synchronisation mit ausgewählten lokalen Ordnern, Nutzung des virtuellen Laufwerks Pcloud Drive, einfache Linkfreigaben sowie integriertes Medienstreaming. Die kostenlose Version beinhaltet allerdings nur eine begrenzte Datei-Historie von 15 Tagen und keine Möglichkeit zur Nutzung des Pcloud Crypto-Moduls.
Für Anwender mit größerem Speicherbedarf bietet der Anbieter drei kostenpflichtige Abo-Modelle an: Premium mit 500 GByte (ca. 50 Euro bei jährlicher Zahlung) und Premium Plus mit 2 TByte Speicherplatz (ca. 100 Euro) sowie Ultra 10 TB für rund 200 Euro jährlich. Bei monatlicher Zahlung, sind zwischen knapp 5 bis 20 Euro fällig. Die Tarife beinhalten dieselben Funktionen wie der kostenlose Account, jedoch mit erweiterter Kapazität, längerer Dateihistorie und optionalem Zugriff auf zusätzliche Dienste wie den Passwortmanager pCloud Pass oder die erweiterte Dateihistorie (Extended File History, kurz EFH), bei der gelöschte oder geänderte Dateien bis zu 365 Tage lang wiederhergestellt werden können – optional gegen Aufpreis.
Eine Besonderheit im Markt ist das sogenannte Lifetime-Modell: Hier wird eine einmalige Zahlung geleistet, die lebenslangen Zugriff auf den gebuchten Speicher gewährt. Der Anbieter nennt als Begrenzung »die Lebenszeit des Kunden oder bis zu 99 Jahren«. Die Kosten liegen bei 199 Euro für 500 GByte, 399 Euro für 2 TByte und 1.190 Euro für 10 TByte Speicherplatz. Auch eine Familienvariante mit bis zu fünf Nutzerkonten ist verfügbar. Dieses Modell richtet sich insbesondere an Nutzer, die langfristige Planungssicherheit suchen oder wiederkehrende Abo-Kosten vermeiden möchten. Laut Anbieter entspricht die Laufzeit einer Lifetime-Lizenz entweder 99 Jahren oder der Lebensdauer des Kontoinhabers – je nachdem, was zuerst eintritt.
Pcloud im Hands-on-Test
Um Pcloud auszuprobieren, benötigt man lediglich eine E-Mail-Adresse – eine Anmeldung mit einem Facebook-, Google- und Apple-Account ist ebenfalls möglich. Direkt nach Anmeldung bietet uns das System einen 100-GByte-Lifetime-Deal für 139 Euro vor, gefolgt von Lifetime-Crypto für einmalig 150 Euro. Wir schlagen bei beiden zu.
Wir installieren PCloud Drive und der Web-Speicher steht uns nun im Explorer mit einem eigenen Laufwerksbuchstaben zur Verfügung. Wir legen Ordner an und kopieren Daten in unser Wolkenlaufwerk. Nach zwei Tagen können wir noch nicht viel sagen, aber die Bedienung ist erstmal, wie wir es von Dropbox, OneDrive und anderen Internetspeichern her kennen.
Pcloud gehört erstmal zu unserer täglichen Arbeitsumgebung, wie werden weiter berichten.
Fazit: Klare Datenhoheit zum einmaligen Lifetime-Preis
In anderen Berichten lesen wir, dass bei Kontoerstellung die Möglichkeit besteht, zwischen den Speicherstandorten USA (Dallas, Texas) und EU (Luxemburg) zu wählen. Bei uns ist Europa voreingestellt. Gut so. Soll der Standort später geändert werden, erhebt der Anbieter eine einmalige Gebühr von rund 20 Euro.
Mit dem EU-Speicherstandort sind wir im Sinne der DSGVO auf der sicheren Seite: Der EU-Datenstandort befindet sich in Luxemburg, sodass alle Dateien, persönlichen Daten und Metadaten vollständig innerhalb der Europäischen Union gespeichert werden. Die Schweiz als Standort des Unternehmens ist zwar ein Drittland, aber durch einen Angemessenheitsbeschluss rechtlich unproblematisch für EU-Nutzer.
Vom Angebot und Funktionsumfang ist Pcloud ein handelsüblicher Cloud-Speicher. Die regionale Speicherung in der EU ist aber ein echtes Argument, für Anwender und Firmen, die besonderen Wert auf Datenschutz und Datenhoheit legen.
Das Unterscheidungsmerkmal gegenüber Marktbegleitern ist das Lifetime-Angebot. Nach rund vier Jahren hat sich die Ausgabe amortisiert und man nutzt das Produkt ohne weitere Kosten. Wer langfristig denkt, macht hier eventuell ein Schnäppchen.
Alles in allem ist Pcloud ein solides Produkt, mit Fokus auf Mediennutzung, Speicherverwaltung und einfacher Dateisynchronisation – allerdings ohne tief integrierte Backup-, Security- oder Kollaborationsfunktionen. Wer einen Cloud-Storage mit einfacher Nutzung und klarer Datenhoheit sucht, erhält ein ausgewogenen Produkt zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer hingegen auf Team-Funktionen, Sicherheitstransparenz oder professionelle Collaboration-Workflows angewiesen ist, stößt an strukturelle Grenzen.
Impressumspflicht laut DDG auch Firmen mit Sitz im Ausland
Für deutsche Anwender gewöhnungsbedürftig: In der Schweizer Gesetzgebung existiert keine Pflicht zur Impressumsangabe wie in Deutschland bzw. der EU. Zwar finden sich unter »Kontakt« die wesentlichen Unternehmensdaten, diese entsprechen aber nicht vollständig dem Digitale-Dienste-Gesetz (DDG), dem Nachfolger des Telemediengesetz (TMG). Das DDG setzt unter anderem den europäischen Digital Services Act (DSA) in nationales Recht um und regelt die rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Dienste in Deutschland. Auch unter dem DDG gilt: Anbieter digitaler Dienste, wie Cloud-Services, müssen klar erkennbare, leicht zugängliche und ständig verfügbare Informationen über sich selbst bereitstellen, wenn sie geschäftsmäßig handeln, auch wenn die Firmen ihren Sitz im Ausland haben.
Da es in Foren und Kommentaren moniert wird, wäre insbesondere für deutsche Nutzer eine zusätzliche, klar als Impressum titulierte Seite wünschenswert, die zusätzlich den Geschäftsführer, Handelsregisternummer und Umsatzsteuer-ID nennt.
Kurzinfo:
Hersteller: pCloud International AG
74 Zugerstrasse, 6340 Baar, Schweiz
E‑Mail: info@pcloud.com
Support: support@pcloud.com
Telefon: +41 43 508 59 48
Preise:
- Free Forever: 2 bis zu 10 GByte kostenlos
- Premium: ab 50 Euro pro Jahr (500 GByte)
- Premium Plus: ab 100 Euro pro Jahr (2 TByte)
- 500 GByte: 200 Euro einmalig
- 2 TByte: 400 Euro einmalig
- 10 TByte: 1.190 Euro einmalig
- Pcloud Crypto: ab ca. 50 Euro/Jahr oder ca. 125 Euro einmalig
- Extended File History (bis 365 Tage): separate Jahreslizenz
Wichtigste Funktionen:
- Cloud-Speicher & Synchronisation: Dateizugriff per Web, Desktop (Win/Mac/Linux) und mobile App (iOS/Android); Zwei-Wege-Sync mit lokalen Ordnern
- Virtuelles Laufwerk (pCloud Drive): Zugriff auf Cloud-Daten ohne lokalen Speicherverbrauch
- Dateiversionierung: Standard-Versionierung bis 15 Tage, Erweiterung auf bis zu 365 Tage mit EFH-Add-on
- Sharing: Datei- und Ordnerfreigabe via Links, optional mit Passwortschutz und Ablaufdatum
- Medienintegration: Integrierter Audio- und Videoplayer sowie Foto-Galerie und Diashow
- Sicherheit & Verschlüsselung: TLS/SSL-Übertragung, serverseitige AES-256-Verschlüsselung; optionaler Crypto-Ordner mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (Zero-Knowledge)
- Datenregion EU: Speicherung in Luxemburg; DSGVO-konforme Auswahl des Speicherorts