Cloud-Rückführung: 37signals setzt auf lokale Speicherung
Der Software-Anbieter 37signals migriert seine Daten aus der Cloud zurück auf eine eigene Infrastruktur und On-Premises-Speicher. Durch den Verzicht auf AWS rechnet das Unternehmen mit jährlichen Einsparungen von rund 1,3 Millionen US-Dollar. Bereits 2024 wurden die Compute-Workloads zurückgeführt und die Cloud-Kosten um zwei Millionen US-Dollar gesenkt.
Das Web-Software-Unternehmen 37signals hat seine Datenmigration aus der Cloud auf eigene On-Premises-Speicher nahezu abgeschlossen. Nach dem erfolgreichen Ausstieg aus den Cloud-Compute-Diensten von AWS wird nun auch der Speicherbereich migriert. CTO David Heinemeier Hansson, bekannt als Entwickler des Frameworks Ruby on Rails, hatte 2022 den Entschluss gefasst, die Cloud-Nutzung aufzugeben. Grund war die hohe Kostenbelastung durch AWS, die sich auf mehr als 3,2 Millionen US-Dollar pro Jahr belief.
Wirtschaftliche Vorteile der Migration
Nachdem 37signals zunächst die Compute-Workloads von AWS auf eigene Server verlagert hatte, präsentierte Hansson 2024 die Ergebnisse: Durch die Anschaffung von Dell-Servern für etwa 700.000 US-Dollar konnten die jährlichen Cloud-Kosten um rund zwei Millionen US-Dollar gesenkt werden. Die Einsparungen überzeugten das Unternehmen, auch die Speicherinfrastruktur zu repatriieren.
Für die Datenspeicherung entschied sich 37signals für On-Premises-Systeme von Pure Storage. Die Anschaffungskosten von 1,5 Millionen US-Dollar für 18 PByte Kapazität werden laut Hansson durch jährliche Betriebskosten von unter 200.000 US-Dollar ergänzt. Im Vergleich zur bisherigen AWS-Speicherrechnung von etwa 1,5 Millionen US-Dollar ergibt sich somit eine jährliche Einsparung von 1,3 Millionen US-Dollar.
Egress-Gebühren erlassen
Ein Erfolg war zudem der Verzicht von AWS auf die sogenannten Egress-Gebühren für die Datenmigration, die bei rund 250.000 US-Dollar gelegen hätten. Laut Hansson habe es etwas gedauert, die Zustimmung zu erhalten, nun könne man aber das gesamt AWS-Konto in diesem Sommer löschen. »Dann sind alle Daten raus«, schreibt Hansson auf Linkedin. »Das wird ein Grund zum Feiern sein, wenn wir uns endlich von unserer S3-Hosting-Rechnung von rund $1,5 Mio./Jahr verabschieden.«
Kritische Sicht auf die Cloud-Nutzung
Hansson zeigte sich kritisch gegenüber dem Cloud-Trend: »Cloud kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, aber die Branche hat erfolgreich vermittelt, dass es der einzige Weg sei.« Er kritisierte die Marketingstrategie der Cloud-Anbieter, die eigene Hardware als unzeitgemäß darstellten. Der CTO betonte, dass die jährlichen Betriebskosten für die eigene Infrastruktur künftig deutlich unter einer Million US-Dollar liegen werden – im Gegensatz zu den bisherigen 3,2 Millionen US-Dollar.
Seiner Meinung nach haben viele Unternehmen den Aufwand und die Kosten für den Betrieb eigener Linux-Server überschätzt. Mit der getroffenen Entscheidung beweist 37signals, dass ein Umstieg auf lokale Infrastruktur wirtschaftlich sinnvoll sein kann.
Zusammenfassung
- 37signals migriert seine Daten zurück auf lokale Speicherlösungen und verlässt AWS.
- CTO David Heinemeier Hansson äußert Bedenken gegen die allumfassende Cloud-Darstellung.
- Das Unternehmen erwartet Einsparungen von 1,3 Millionen US-Dollar jährlich durch diesen Schritt.