Ich weiß, was du letzten Sommer gelesen hast
*** Blog von Engelbert Hörmannsdorfer, speicherguide.de-Redaktionsmitglied ***
So erging es vergangenen Freitag einer Reihe von Anwendern von Amazon, die sich diverse elektronische Bücher gekauft und auf ihre »Kindles«-Lesegeräte heruntergeladen haben. Es betraf Bücher, die laut Amazon von einem Verlag eingestellt und verkauft wurden, der aber dafür nicht die notwendigen Rechte besessen habe. Der Inhaber der Rechte habe darauf hingewiesen.
Tja, und daraufhin erfolgte die Löschaktion. Ist ja ganz einfach, die Kindles sind wie ein Internet-PC nahezu ständig online. Das geht bei Amazon so, dass die Werke aus dem Shop genommen – und bei der nächsten Online-Synchronisation von den Geräten gelöscht wurden. Der Kaufpreis wurde auf die Konten freilich zurück gebucht.
Der Aufschrei in den USA ist enorm. Amazon sieht wohl zwischenzeitlich ein, das man sich damit einen Bärendienst erwiesen hat. »Wir werden in Zukunft Bücher unter diesen Umständen nicht mehr von Kundengeräten löschen«, versprach Amazon-Sprecher Drew Herdner der »New York Times«.
Der Vorfall zeigt wieder einmal deutlich, was es heißt, im Internet online zu sein: Irgendjemand weiß, was man angeklickt, gekauft, gelesen oder kommuniziert hat. In diesem Fall war es »nur« eine Unternehmens-Kunden-Beziehung. Aber mit der Vorratsdatenspeicherung gibt es nun Politiker, Polizei, Militär, Geheimdienste und sonstige Schnüffler, die wissen, was Sie und ich online so treiben.
Pikante Randnotiz: Unter den von Amazon zurückgezogenen Büchern war auch ausgerechnet »1984« von George Orwell mit dabei. Übrigens: Die Praxis des nachträglichen Buchlöschens ist für den in Deutschland vertriebenen Sony-E-Bookreader in dieser Form nicht gegeben. Das Gerät ist, anders als der Kindle, nicht permanent online mit dem System des Herstellers verbunden.
Mit E-Book-relevanten Grüßen
Engelbert Hörmannsdorfer