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Moderne Autos werden Datensammler

Autonomes Fahren, Software-gesteuerte Elektronik, Internetanbindung: unsere Autos werden mehr und mehr zur Datensammelstelle. Und das nicht erst in ferner Zukunft. Stellt sich allerdings die Frage, wer all diese Daten zusammenfassen, speichern und nutzen darf. Lässt sich hier Transparenz für den Fahrer aufrecht erhalten?

Nach NSA und Prism sind nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatpersonen aufgeschreckt ob dessen, was sich alles an digitalen Informationen sammeln und nutzen lässt. Allerdings muss man gar nicht so weit gehen und irgendwelche Kalte-Krieg-Spionage-Storys aus dem Hut ziehen. Es reicht der Blick in den Alltag, um erschreckend festzustellen, wie viele Daten man von sich preisgibt.

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Schönes Beispiel ist hier die immer drastischere Digitalisierung unseres liebsten Kindes: des Autos. Da gibt es Software, die die Elektronik steuert und Daten über die Technik sammelt. Mit GPRS wissen wir immer, wo unser Auto gerade rumsteht oder -fährt, am autonomen Fahren wird bereits eifrig entwickelt. Aber es gibt noch mehr Sammelstellen. Derzeit steht zur Diskussion Fahrverhalten zu dokumentieren, also was der Fahrer wann macht. Und die Mautstellen zeichnen bei weitem nicht nur die Brummis auf. Diese Daten liegen auch irgendwo, nur darf sie zurzeit niemand verwenden – so sagt man zumindest. Darüber hinaus gibt es bereits PKW-Modelle, die im Unfallsfall Rettungseinheiten aktivieren und beispielsweise Informationen über Standort. Hinzu kommt die Vernetzung des mobilen Wunders, was Internetanbindung und somit das spielen mit sozialen Netzwerken möglich macht.

Das ist alles schön und gut, aber gerade diese Fahrzeug-, Fahrer- und Fahrverhalteninfos möchte ich nicht jedem an die Hand geben. Weiß demnächst der ADAC, wann und wo ich Pausen mache oder Pirelli, welche Reifen ich kaufe. Wird Herr Ramsauer mich zur Achtung mahnen, wie ich laut Aufzeichnungen zwischen zwei Maut-Sensoren mich doch ein wenig zu schnell bewegt habe? Oder harkt mir hier gleich die Verkehrsleitzentrale in die Software und drosselt mich?

Datenvorratshaltung wird in vielen Bereichen diskutiert. Mir wird diese im Bereich unserer Mobilität nicht genügend erläutert. Wer was wann mit meinen Daten rund ums Auto macht, wie lange die bei wem gespeichert und ob sie eventuell weitergegeben werden. Da fehlt es mir an Antworten. Derzeit scheint die Devise: erst einmal Daten sammeln.

Wenn hier nicht von vornherein Richtlinien geschaffen werden, dann sind wir wieder ganz schnell bei der Totalüberwachung. Auto plus mobile Geräte könnte dann alá Minority Report zum Alptraum werden. Da muss man es wie in der Kommunikation mit den Brieftauben halten. Wer nicht auf Schritt und Tritt digitale Fußspuren (oder eben nur wenige) hinterlassen will, der sucht sich einen Oldtimer oder jedenfalls etwas, was älter als 30 Jahre ist. Dann bekommt man ein besonders schönes, grünes Nummernschild. Damit kann man dann ohne digitalen Herzschlag getrost cruisen. Ach ja: das Smartphone lässt man dann auch besser gleich daheim.

Mit mobil gespeicherten Grüßen,

Ulrike Rieß.