Markttrend: SSD kannibalisiert die Nearline-HDD

Flash und SSDs gehört die Zukunft. Experten sind sich sicher, sobald SSDs im Einkauf nur noch das Fünffache pro GByte oder weniger kosten, werden sich Unternehmen von der Festplatte abwenden. Vorzüge wie niedrigere Betriebskosten, geringerer Strom- und Kühlungsaufwand sowie schnellerer Datenzugriff sprechen gegen Nearline-HDDs. Besonders einen Hersteller könnte es bald treffen.

Aaron Rakers, Analyst bei Wells Fargo, hat Marktdaten von IDC und TrendForce zusammengerechnet und kommt zu der Prognose, dass Unternehmen SSDs gegenüber HDDs bevorzugen werden, sobald sie im Einkauf nur noch das Fünffache pro GByte oder weniger kosten. Für Chris Mellor, Storage-Redakteur für The Register und blocksandfiles.com und ausgewiesener Branchenkenner, lautet die entscheidende Frage über die Zukunft der HDD: Wann beginnt der Umstieg von HDD auf SSD im Nearline-Storage-Bereich? Gerade in den letzten 18 Monaten hätten sich die US-Dollar/GByte-Preise für die Speichermedien rasant angenähert.

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Experten sind sich sicher, sobald SSDs im Einkauf nur noch das Fünffache pro GByte oder weniger kosten, werden sich Unternehmen von der Festplatte abwenden (Bild: speicherguide.de).Experten sind sich sicher, sobald SSDs im Einkauf nur noch das Fünffache pro GByte oder weniger kosten, werden sich Unternehmen von der Festplatte abwenden.

Offensichtlich ist, dass die Preise für Enterprise-SSD pro TByte deutlich schneller sinken als jene für Nearline-HDD. Laut der Analyse von Rakers haben im Q4/2017 Enterprise-SSD noch das 18-fache gekostet, im zweiten Quartal 2019 aber nur noch das Neunfache. Der HDD-Umsatz im Unternehmensbereich hängt sehr stark von hochkapazitiven Festplatten ab, also derzeit 8- bis 14-TByte-Medien mit 7,2k U/min.

Laut Mellor hätten die schnelleren Festplatten mit 10k bis 15k U/min bereits weitestgehend SSDs Platz gemacht. Am Jahresanfang war dies in Deutschland noch nicht der Fall. Fujitsu unterstützt zwar die These, dass SSDs ein besseres Preis/GByte-Verhältnis vorweisen können, trotzdem kaufe die Kundschaft immer noch 10k- bzw. 15k-Festplatten.

Gesamtkostenbetrachtung spricht für SSD-Systeme

»Kaufen Sie keine 10k- und 15k-Festplatten mehr«, fordert Stefan Roth, Category Manager Datacentre Central Europe bei Fujitsu, im speicherguide.de-Interview. »SSDs sind mittlerweile mit viel höheren Kapazitäten (15 bis 30 TByte) erhältlich. Sie bieten eine höhere I/O-Leistung und wesentlich geringere Latenzzeiten. Wenn es lediglich um Performance geht, sind zudem viel weniger SSDs erforderlich. Auch lässt sich beim Stromverbrauch und den Anforderungen an die Kühlung sowie beim Platzbedarf im Rack sparen – teilweise bis zu 90 Prozent. Bei einer Gesamtkostenbetrachtung schlagen SSD-basierte Storage-Systeme solche mit SAS-HDDs in den meisten Fällen deutlich.«

Verglichen mit 15k-Platten – und bei größeren Kapazitäten auch bei 10k-Disks, spreche auch preislich alles für Flash. Allerdings seien für Data-Lakes, Archive oder Massendaten Nearline-SAS-Systeme immer noch die bessere Wahl.

Zudem erhalten HDDs einen weiteren Schub: Beispielsweise durch das HAMR-Verfahren (Heat-Assisted Magnetic Recording), das höhere Kapazitäten ermöglicht, oder duale Schreib-/Lese-Köpfe , die eine Geschwindigkeitssteigerung mit sich bringen.

SSD-Entwicklung läuft schneller

Jedoch wachsen die SSD-Kapazitäten noch schneller. QLC-NAND mit 4 Bit/Zelle erhöht die Kapazität im Vergleich zur aktuellen TLC-Technologie (3 Bit/Zelle) um 25 Prozent. Darüber hinaus wird die Anzahl der Schichten in 3D-NAND von gegenwärtig gebräuchlichen 64-Layern in absehbarer Zeit auf 96, 128 und höher steigen.

Beide absehbaren Entwicklungen verleiten zu einer simplen Hochrechnung: Ein 128-Layer-3D-NAND-Modul hat die doppelte Kapazität eines 64- bzw. ein Drittel mehr als ein 96-Lagen-Moduls.

Rechnet man die Weiterentwicklung der Zelldichte hinzu, würde dies bedeuten, dass aus einem heutigen 64-Layer-TLC-Chip mit 128 Gbit bald ein 128-Schicht-QLC-Chip mit 340 Gbit wird, und damit wesentlich geringere Kosten pro TByte aufweist als die heutige Variante. Zudem wird bereits PLC-Flash mit 5 Bit/Zelle entwickelt, was weitere 25 Prozent Kapazitätssteigerung bringen wird.

Mellor kommt deshalb zu dem Schluss, dass die drei Festplattenhersteller Seagate, Toshiba und Western Digital schon binnen zwölf Monaten Einbußen bei Nearline-HDD werden hinnehmen müssen. Während sich Toshiba und Western Digital sowohl in der NAND- wie auch in der SSD-Entwicklung engagieren, gilt beides aber nicht für Seagate. Deshalb könnte es zum ersten Opfer der Kannibalisierung im Nearline-HDD-Geschäft werden.

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