Mittelstand nimmt sich dem Thema Big Data nun stärker an

Big Data ist nicht mehr nur ein Thema für Großkonzerne bzw. Enterprise-Organisationen. Es wird nun auch für den gehobenen Mittelstand immer interessanter, ergab eine repräsentative Umfrage von Bitkom und KPMG. Drei von zehn Unternehmen sind bereits dabei, dank Datenanalysen neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Big Data ist nicht mehr nur ein Thema für Großkonzerne bzw. Enterprise-Organisationen. Es wird nun auch für den gehobenen Mittelstand immer interessanter, ergab eine repräsentative Umfrage von Bitkom und KPMG. Drei von zehn Unternehmen sind bereits dabei, dank Datenanalysen neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

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Mehr als ein Drittel der Unternehmen nutzt bereits Big-Data-Lösungen – Trend: weiter steigend (Bild/Quelle: Bitkom/KPMG)Mehr als ein Drittel der Unternehmen nutzt bereits Big-Data-Lösungen – Trend: weiter steigend (Bild/Quelle: Bitkom/KPMG)Die optimale Planung von Transportwegen, die Reduzierung von Retouren oder die Vorhersage von Maschinenausfällen in der Produktion: Big-Data-Analysen können in vielen Branchen die Arbeit effizienter machen und dabei helfen, Kosten zu sparen. Dabei ist Big Data längst nicht mehr alleine ein Thema für Großkonzerne, sondern wird auch für den gehobenen Mittelstand immer interessanter. Eine Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG unter 709 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ergab, dass aktuell 62 Prozent der Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitern bereits Big-Data-Lösungen einsetzen. Vor einem Jahr waren es gerade einmal 44 Prozent.

»Big Data ist längst nicht mehr nur etwas für Big Companies«, sagte Dr. Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. »Entscheidungen im Unternehmen auf Grundlage von Erkenntnissen aus einer großen Menge von Daten zu treffen, wird auch für kleinere Unternehmen immer interessanter.«

Über alle Unternehmensgrößen hinweg sagt nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent), dass Big-Data-Lösungen kein Thema für das eigene Unternehmen seien (2016: 22 Prozent). Hauptgrund dafür dürfte sein, dass sechs von zehn Unternehmen (59 Prozent), die Big-Data-Lösungen einsetzen, damit mindestens eines ihrer Geschäftsziele erreichen. So geben 41 Prozent an, sie hätten dank Big Data Risiken minimiert, 27 Prozent konnten den Umsatz erhöhen, und 19 Prozent Kosten reduzieren.

»Die Ergebnisse zeigen, dass Big Data auf die Unternehmensziele einzahlt, es aber kein Selbstläufer ist«, sagt Dr. Thomas Erwin, Global Execution Partner Data & Analytics bei KPMG. »Anders als etwa die Automatisierung mit einem Roboter, der sofort Effizienzgewinne liefert, muss Big Data in eine Strategie eingebettet und die gewonnenen Erkenntnisse müssen umgesetzt werden. Das braucht Zeit und den Willen zur Umsetzung durch das Management.«

Warum richtige Datenanalyse die Geschäftsmodelle verändert

Big-Data-Analysen fangen an, sich für Unternehmen auszuzahlen (Bild/Quelle: Bitkom/KPMG)Big-Data-Analysen fangen an, sich für Unternehmen auszuzahlen (Bild/Quelle: Bitkom/KPMG)Big Data, also die Fähigkeit, große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen und mit unterschiedlicher Struktur in hoher Geschwindigkeit auszuwerten, ist dabei die Königsdisziplin der Datenanalyse. Datenanalyse umfasst aber deutlich mehr: So lassen sich Erkenntnisse auch auf Grundlage von Daten gewinnen, die vollständig aus dem eigenen IT-System stammen, wie etwa Kundendaten.

Insgesamt geben drei Viertel (75 Prozent) der Unternehmen an, relevante Unternehmensentscheidungen auf Grundlage von Erkenntnissen aus der Analyse von Daten zu treffen. Und drei von zehn Unternehmen (29 Prozent) sagen sogar, dass sich ihr Geschäftsmodell in den vergangenen zwei Jahren durch die zunehmende Verfügbarkeit von Daten und die Möglichkeit, diese zu analysieren, verändert hat.

»Daten sind in vielen Branchen von großer Bedeutung, etwa Verkehrs- und Wetterdaten in der Logistik oder anonymisierte Gesundheitsdaten bei der Bekämpfung von Volkskrankheiten«, erläutert Peter Heidkamp, Head of Technology bei KPMG. »Unternehmen können dadurch nicht alleine Kosten sparen oder effizienter werden, sie können auch völlig neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und auf den Markt bringen.«

Die Tools für fortgeschrittene Analysen werden besser – und komplexer

Zwar setzen drei von vier Unternehmen (77 Prozent) bei der Auswertung von Daten einfache Tools wie Excel oder Access für Ad-hoc-Analysen ein, doch vor zwei Jahren waren es sogar 87 Prozent. Dafür ermitteln inzwischen 33 Prozent Zusammenhänge durch die Analyse von strukturierten internen und externen Daten, 2015 lag dieser Anteil noch bei 24 Prozent. Und 17 Prozent setzen heute auf fortgeschrittene Analysen, um aus Daten unterschiedlicher Herkunft und Struktur neue Erkenntnisse zu gewinnen – das entspricht fast einer Verdopplung binnen zwei Jahren (2015: neun Prozent).

Die Unternehmen nutzen derzeit Datenanalysen vor allem, um ihre Geschäftsentwicklung zu überwachen (40 Prozent), um ihre Kunden besser kennenzulernen (37 Prozent) und um das eigene Personal effizienter einsetzen zu können (33 Prozent). Rund jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) nutzt Datenanalysen darüber hinaus, um Geschäftsrisiken zu identifizieren und zu managen.

»In den Bereichen Kunden, Personal und Prozesse«, erläutert Pols, »sehen die Unternehmen auch das größte Potenzial, um künftig mit Hilfe von Datenanalysen einen Mehrwert für das eigene Unternehmen zu schaffen.«

Wermutstropfen: Datenanalysen liefern nicht immer die gewünschten Ergebnisse

Ein Wermutstropfen bleibt: Unternehmen, die Datenanalysen für unterschiedliche Zwecke nutzen, sind mit den Ergebnissen selten völlig zufrieden. Nur rund jedes zweite Unternehmen äußert sich zufrieden über die Erkenntnisse durch Datenanalysen rund um die Personalplanung (55 Prozent), die Analyse von Bestandskunden (50 Prozent) und die Identifikation neuer Kunden (48 Prozent). Immerhin sind aber drei Viertel (76 Prozent) der Unternehmen, die Datenanalysen für die Überwachung der Geschäftsentwicklung nutzen, mit den Ergebnissen »sehr« oder »eher« zufrieden.

Woran es bei der Datenanalyse hapert: Strategie, Personal, Rahmenbedingungen Ursache für die Bewertung dürfte sein, dass es bislang aber noch vielen Unternehmen an einer Strategie bei der Datennutzung fehlt. So hat gerade einmal jedes Achte (12 Prozent) eine zentrale Datenanalyse-Strategie, 59 Prozent haben zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen eine solche Strategie.

Aber jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) hat bislang gar kein strategisches Vorgehen bei der Datenanalyse entwickelt. Ein Grund dafür könnte in der fehlenden Qualifikation der Mitarbeiter liegen. Gerade einmal jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) gibt an, dass die eigenen Mitarbeiter über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um das Unternehmen kontinuierlich mit Datenanalysen voranzutreiben.

Aber viele Unternehmen tun etwas, und investieren gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Belegschaft

Immerhin 42 Prozent investieren aber bereits gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Belegschaft im Bereich der Datenanalyse. Dazu kommt: Bei jeweils gut sechs von zehn Unternehmen gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes (61 Prozent) oder der Datensicherheit (55 Prozent) bei Datenanalysen, sie fühlen sich unsicher, wie gesetzliche Vorschriften zum Umgang mit personenbezogenen Daten eingehalten werden können (59 Prozent), es wird eine fehlende Rechtsgrundlage beklagt (57 Prozent).

»Datenanalysen tragen zunehmend zur Wertschöpfung in Unternehmen bei und bieten große Chancen, Daten sind der Schlüssel zur gewinnbringenden Nutzung von Zukunftstechnologien. Wer es schafft, diese Technologien in einer vertrauensvollen Art zu nutzen, wird einen klaren Wettbewerbsvorteil haben«, betont Erwin. »Angesichts der großen Unsicherheit in den Unternehmen kann es sinnvoll sein, bei der Nutzung von Datenanalysen auch auf externes Know-how zurückzugreifen.«

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