Cloud-defined Storage – Hat das eine Zukunft?

Der US-Newcomer Nebulon geht mit Cloud-defined Storage (CDS)an den Start. Dabei soll es sich um einen Server basierten On-Premises-Speicher der Enterprise-Klasse handeln, der über die Cloud verwaltet wird. Hat dieser Ansatz eine Zukunft? Was spricht dafür, was dagegen?

Leserfrage: Der US-Newcomer Nebulon geht mit Cloud-defined Storage (CDS)an den Start. Dabei soll es sich um einen Server basierten On-Premises-Speicher der Enterprise-Klasse handeln, der über die Cloud verwaltet wird. Hat dieser Ansatz eine Zukunft? Was spricht dafür, was dagegen?

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Antwort Doc Storage:

DocStorage2014 thumb

Nach Software-defined-irgendwas also nun (natürlich) Cloud-defined-irgendwas. Marketing (und geschickte Begriffsfindung) soll nun offenbar erst einmal Geld in die Kasse der ersten Firma spülen, die mit großem Bohei aus dem Stealth-Modus herausgekommen ist und nun ein »brandneues« Produkt anbietet.

Brandneu? Nun wirklich nicht. Keine einzige der Komponenten ist neu, nur deren Zusammenstellung zu einem bestimmten Zweck und deren Möglichkeit, sich entkoppelt vom jeweiligen Server konfigurieren zu lassen. Die Karte an sich ist nichts anderes als ein klassisches Parasitensystem, welches sich in diesem Falle (fast) nichts weiter als die zum Betrieb notwendige Spannung über den PCIe-Bus holt. Die Karte, eine sogenannte SPU (Service Processing Unit) enthält eigene Prozessoren, eigenen Flash-Speicher und eigene Software. Mehrere Karten in mehreren Servern können über den integrierten Broadcom-SAS-Controller verbunden und geclustert werden. Die Karten und die enthaltenen Komponenten laufen unabhängig vom Server und dessen Betriebssystem. Daher sollen diese sogar noch funktionieren, wenn es das Betriebssystem des Mutterrechners nicht mehr tut. Mit bis zu 32 Karten sollen sich so »npods« bis zu PByte-Größen aufbauen lassen.

Dank der Unabhängigkeit vom Server-Betriebssystem lassen sich die Karten ohne jegliche zusätzliche Software im Server betreiben. Der dort angeschlossene Speicher, momentan SAS oder SATA, später einmal auch NVMe, wird vom Betriebssystem wie jeder andere HBA betrachtet und genutzt.

Mit diesem Konstrukt sollen die CPUs im Server sich auf ihre eigentlichen Aufgaben, also den Betrieb von Anwendungen mit immer höheren Leistungsansprüchen, konzentrieren können, während die Karte(n), also die SPU(s), das gesamte Handling der Speicherumgebungen übernimmt, und das durch die externe Kopplung auch über Rechnergrenzen hinaus.

Die gesamte SPU-Umgebung wird über eine Benutzeroberfläche namens Nebulon ON verwaltet. Hier lässt sich der angeschlossene Speicher einrichten und provisionieren. Im Betrieb gibt es grafische Informationen zu Auslastung, Kapazität und Leistung.

Zwar möchte uns der neue Anbieter natürlich glauben machen, dass es sich hier um ein völlig neues Konzept handelt. Dem ist allerdings nicht so. Die SNIA hat schon vor Jahren das Prinzip der Entlastung der CPU durch speichernahe weitere Prozessoren als Computational-Storage definiert, auch speicherguide.de berichtete vor einiger Zeit darüber. Mit bereits etablierten Anbietern in diesem Markt wie unter anderem NGD, Samsung und Xilinx gibt es kaum einen Grund, jetzt noch über einen weiteren Marktteilnehmer in Verzückung zu geraten. Natürlich beschreibt Nebulon seine Lösung als einzigartig und völlig neu, dass einzig wirklich neue ist allerdings die völlige Unabhängigkeit vom Betriebssystem und vielleicht noch die externe Kopplungs- und somit Skalierungsmöglichkeit über Rechnergrenzen hinaus.

Damit konnte der neue Player nach eigenen Angaben bereits Wiederverkäufer wie Hewlett Packard oder Supermicro gewinnen. Da wahrscheinlich einige der Manager wohl ihre Beziehungen als ehemalige 3PAR-Mitarbeiter haben spielen lassen, ist dies vermutlich keine größere Kunst.

Nochmal – das ist sehr laut verkaufter Wein in ziemlich alten CS-Schläuchen. Über die technische Machbarkeit hinaus, an der überhaupt kein Zweifel besteht, stellt sich doch die Frage, ob es im sehr konservativen deutschen EDV-Umfeld mehr als einen oder zwei Betreiber gibt, die eine solche Technik wirklich benötigen und auch ausreichend befeuern könnten. Deshalb bin ich sehr skeptisch, dass diesem Produkt und auch dem hier geprägten »Cloud-defined-Storage« mehr als ein Nischendasein beschieden sein wird.

Einen Preis gibt es offiziell noch nicht. Man darf gespannt sein, für wieviel Nebulon seine EDV-Orchidee anbieten wird…

Gruß
Doc Storage

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