Green IT in der Wirtschaftskrise – Teil 3

Wolfgang SchwabWolfgang Schwab über Maßnahmen, die gerade wegen der Krise direkt angegangen werden sollten. Dieses Mal: Die Client-Seite.

Wenn von Green IT gesprochen wird, richten sich die Blicke in der Regel zunächst auf die Rechenzentren. Weitaus weniger Beachtung findet die dezentrale IT in Form von Arbeitsplatzrechnern, Notebooks, Druckern, etc. Der damit verbundene Stromverbrauch wird von vielen Unternehmen immer noch massiv unterschätzt. Dieser liegt laut aktuellen Untersuchungen der Experton Group, abhängig vom Unternehmen, zwischen 40 Prozent und 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs für die IT, entsprechend sollten Green IT Überlegungen im Office Bereich ebenso intensiv und ernsthaft angestellt werden wie in Rechenzentren. Ein weiterer Grund, warum dies nicht in allen Unternehmen geschieht, ist der Umstand, dass zwar inzwischen die Stromkosten vieler Rechenzentren dem IT-Budget belastet werden, jedoch die Stromkosten der Office IT immer noch von Facilities getragen werden.

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Wenn man von Green Office spricht, so gelten letztlich die gleichen Anforderungen an entsprechende Projekte wie in Rechenzentren auch:

  • Der Energieverbrauch soll deutlich gesenkt werden
  • Die Betriebskosten für die Infrastruktur sollen gesenkt oder zumindest nicht erhöht werden.
  • Die Investitionen müssen sich betriebswirtschaftlich rechnen.

„Insbesondere der letzte Punkt ist in Zeiten wirtschaftlicher Schwächen von fundamentaler Bedeutung und überlagert letztlich alle Investitionen“, kommentiert Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group.

Im Office Bereich haben sich die folgenden Punkte als interessant erwiesen. Entsprechend sollten IT-Verantwortliche die Umsetzung in ihrem Unternehmen prüfen und bewerten:

  • Bei Ersatzinvestitionen sollte gezielt energiesparende neue Hardware gekauft werden. Die damit verbundenen Mehrkosten werden in aller Regel durch die niedrigeren Energiekosten mehr als ausgeglichen. Ein sofortiger Austausch der kompletten Infrastruktur ist aber in der Regel wirtschaftlich nicht sinnvoll. Bei neuer Hardware sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass den jeweiligen Aufgaben angepasste Hardware eingekauft wird:
    Grafikkarten: Deren Leistungsfähigkeit kann für normale Büroarbeitsplätze sehr gering gewählt werden, entsprechend niedrig ist dann der Stromverbrauch.
    CPUs: Moderne CPUs mit niedriger Taktrate und 2 Kernen reichen für die meisten Büroanwendungen vollkommen aus.
    Hauptspeicher: nicht zu unterschätzen ist der Strombedarf von Hauptspeichern, es macht jedoch aus Performance-Gesichtspunkten keinen Sinn dort zu sparen, jedoch sind über 2 GB für die meisten Büroarbeitsplätze unnötig.
    Notebooks vs. Desktops: Der Energiebedarf von Notebooks ist immer noch deutlich niedriger als der von Desktops, jedoch rechnen sich die mit Notebooks verbundenen Mehrkosten nur dann, wenn zusätzlich zu den Einsparungen im Energiebereich noch Effizienzsteigerungen bei den Mitarbeitern kommen.
  • Thin-Clients erleben derzeit einen zweiten Frühling, da sie einerseits relativ wenig Energie benötigen und andererseits VDI-Lösungen eingeführt werden. Die Betriebskosten der PCs sollen damit deutlich sinken und auch die Server-Infrastruktur für Thin-Clients bereit stehen. Ob und in welchem Bereich Thin-Clients eine brauchbare Alternative zu PCs darstellen, hängt vom konkreten Fall ab, sollte aber von jedem IT-Verantwortlichen zumindest untersucht werden. Wichtig ist dabei, dass den Energieeinsparungen auf Client-Seite die zusätzlichen Energiekosten auf der Server-Seite gegen gerechnet werden. Das gleiche gilt für die Betriebskosten!
  • Das Thema „Desktop-Management“ bietet ebenfalls große Chancen – so können die Clients gezielt an- und ausgeschaltet werden, wenn z.B. Software außerhalb der Arbeitszeit verteilt wird oder ein Mitarbeiter das ausschalten vergessen hat. Die Technologien hierfür stehen seit geraumer Zeit bereit, der tatsächliche Einsatz ist aber noch vergleichsweise gering.
  • Druckerkonsolidierung ist ein Themenkomplex, der einerseits sowohl die Betriebskosten als auch den Energiebedarf deutlich senken kann, andererseits aber auch massive Widerstände bei den betroffenen Mitarbeitern hervorruft. Unabhängig von Energie- und Betriebskosten sollten derartige Projekte nur mit nachhaltiger Unterstützung der Geschäftsleitung angegangen werden.

„Insgesamt zeigt sich, dass Green IT nicht nur im Rechenzentrum eine wichtige Rolle in der strategischen Planung spielt, sondern auch im Office-Umfeld. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man durch einfache gezielte Maßnahmen in Rechenzentren wesentlich schneller signifikante Verbesserungen erzielen kann als auf Client-Seite, auf der sich Verbesserungen wirtschaftlich oft nur am Ende des Lebenszyklus der eingesetzten Hardware realisieren lassen“, resümiert Schwab.

Wolfgang Schwab ist als Senior Advisor bei der Experton Group tätig

www.experton-group.de

 

 

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